Drei neue Gemeinderäte gesucht

  16.04.2021 Mühlau

Im Mühlauer Gemeinderat künden sich einige Wechsel an – auch Ammann Martin Heller hört auf

Ammann Martin Heller, Vizeammann Ivo Bucher und Gemeinderätin Isabel Cipolla – alle drei hören sie Ende Amtsperiode auf als Gemeinderäte. «Es war eine unglaublich lehrreiche Zeit», sagt der abtretende Ammann. 14 Jahre wird er dem Gremium Ende Jahr angehört haben.

Annemarie Keusch

Der einzige Grund ist es nicht. Aber der Reitunfall, den Martin Heller vor rund einem Jahr erlebte, hat Einfluss auf seinen jetzigen Rücktritt aus dem Mühlauer Gemeinderat. Er hinkt noch immer, braucht mehr Energie für die alltäglichen Arbeiten auf dem Hestar-Hof Heller, dem Islandpferdezentrum in Reussegg.

Aber eben, der einzige Grund für den Rücktritt per Ende Jahr ist der Arbeitsunfall nicht. Seit 2008 gehört Martin Heller dem Gemeinderat an. Vorher engagierte er sich ein paar Jahre in der Schulpflege, seit gut einer Amtsperiode ist er Gemeindeammann. «Es entspricht meiner Überzeugung, dass man sich im Dorf, wo man lebt, einbringt und Einfluss nimmt.» Seit über drei Jahrzehnten ist Mühlau seine Heimat. Trotzdem: «Ich liess mich überreden», sagt der bald 56-Jährige auf die Frage, wie er zum Amt als Gemeinderat kam.

Gemeinde ist stark gewachsen

Bereut habe er dies nie. «Ein klares Nein», betont Heller. In all den Jahren habe er viel gelernt und ein anderes Staatsverständnis erlangt. «Ich schaue viele Dinge anders an als vorher.» Er wisse nun etwa, dass gerade in finanzieller Hinsicht der Handlungsspielraum einer Gemeinde klein ist. «Bei viel weniger als einem Drittel des Budgets kann die Gemeinde selber entscheiden, wofür sie es ausgibt.» Aber Heller weiss mittlerweile auch, dass trotz beschränktem Spielraum Platz bleibt, um etwas zu verändern, sich einzubringen, die Richtung vorzugeben. In den letzten Jahren ist Mühlau stark gewachsen. «Vom Bauern- und Einfamilienhaus-Dorf zum Dorf mit vielen Mietwohnungen», formuliert es Martin Heller. Dieses Wachstum sei eine Strategie. «Wir wollen eine offene Gemeinde sein, die den Entwicklungen positiv gegenübersteht.» Überhaupt, das Schwergewicht auf die regionale Zusammenarbeit und trotzdem das Bewahren der Eigenständigkeit bezeichnet Heller als eines der stärksten Zeichen seiner Handschrift als Kommunalpolitiker.

Frustriert oder unzufrieden sei er nie gewesen. «Es machte Spass, auch die Widerstände und Auseinandersetzungen.» Nur die zeitliche Belastung habe ihn ab und zu an die Grenzen gebracht. Trotzdem habe er gemerkt, dass die Motivation, teils gleiche Abläufe mit maximalem Elan zu durchlaufen, nicht mehr immer gleich gross ist. «Das war bisher kein Problem, aber ich musste mir überlegen, ob es die nächsten vier Jahre auch kein Problem sein werde.»

Mangelnde Absprache? «Nein.»

Diese Frage konnte sich Heller nicht mit Nein beantworten. Der Rücktritt ist für ihn die logische Konsequenz. «Den richtigen Zeitpunkt dafür gibt es nie.» Alle Projekte seien nie abgeschlossen. «Aber es ist nicht schlecht, wenn ein solcher Entscheid im Dorf Bedauern auslöst und nicht primär Erleichterung», meint er schmunzelnd.

Mit Martin Heller hören Ende Jahr auch Vizeammann Ivo Bucher und Gemeinderätin Isabel Cipolla auf. «Nein, es ist nicht mangelnde Kommunikation, dass gleich drei zurücktreten», sagt Heller. Es seien verschiedene Umstände, die dazu führten. Berufliche Gründe sind es etwa bei Vizeammann Ivo Bucher, die zum Rücktritt führten. «Da ich mich selbstständig gemacht habe, kann ich meine beruflichen Ziele und Wünsche nicht mehr mit der zusätzlichen Belastung durch das Amt des Gemeinderates vereinbaren.» Zudem wünsche er sich mehr Zeit für die Familie. Neun Jahre engagierte sich Bucher im Gemeinderat. «Eine gute Lebenserfahrung», sagt er dazu. Etwas für die Gemeinde tun, das war seine Motivation für eine Kandidatur. Und das hat er geschafft. Etwa das Label Energiestadt Mühlau geht auf sein Engagement zurück. «Ein Thema, das ich als wichtig erachte.» Wichtig ist ihm Mühlau auch weiterhin, die Gemeinde, in der er aufwuchs, in die er nach sechs Jahren in Moskau zurückkehrte und wo er sich zu Hause fühlt.

Schweren Herzens zu Rücktritt entschieden

Nach einer Amtsperiode im Gemeinderat tritt auch Isabel Cipolla zurück. «Meine private Situation hat sich stark verändert», begründet sie. Als sie 2017 gewählt wurde, wohnte sie alleine mit ihrem heutigen Mann zusammen und er war Wochenend-Papa. «In der Zwischenzeit ist seine Tochter bei uns eingezogen und wir haben gemeinsam eine Pflegetochter bei uns aufgenommen. Mit diesen beiden tollen Mädchen werden wir demnächst unser eigenes Haus beziehen.» Auch beruflich verfolge sie Ziele, die sie schweren Herzens den Entscheid fällen liessen, nicht mehr als Gemeinderätin zu kandidieren.

Missen möchte Cipolla, die in Mühlau aufgewachsen ist, die Zeit im Rat auf keinen Fall. «Es war eine sehr lehrreiche, aber auch intensive Zeit zusammen mit tollen und engagierten Personen.» Sie habe gesehen, wie viele Menschen sich mit Herzblut für die Gemeinde engagieren. «Solche Leute braucht es jeden Tag.»

Trotz der vielen Wechsel, die anstehen, ist Noch-Ammann Martin Heller überzeugt, dass die Gemeinde auf gutem Weg ist. «Die wirtschaftliche Komponente ist noch nicht da, wo sie sein soll, aber vieles ist aufgegleist», sagt er. Und was wünscht er dem Gemeinderat für die Zukunft? «Gelassenheit und die Kontinuität, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und früh genug zu erkennen, wenn Richtungskorrekturen nötig sind.» Und wie sieht seine persönliche Zukunft aus? «Langweilig wird es mir ganz sicher nicht.» Die Arbeit auf dem Hestar-Hof geht ihm nicht aus.


Stöckli kandidiert als Ammann

Oliver Stöckli und Herbert Brunner bleiben im Gemeinderat

Drei gehen, zwei bleiben. Es ist keine leichte Aufgabe für Oliver Stöckli und Herbert Brunner. Zumal Stöckli seit einer Amtsperiode und Brunner noch kürzer im Gemeinderat dabei ist. Trotzdem blicken die beiden voller Zuversicht in die Zukunft. Seit dem 1. Januar 2018 ist Oliver Stöckli Teil des Gemeinderats. Die letzten vier Jahre betreute er das Bauwesen und erhielt viele Einblicke in die Gemeindegeschäfte. «Ich bin bereit für die nächsten vier Jahre», ist er zuversichtlich. Dass gleich drei Ratsmitglieder auf einmal aufhören, will Oliver Stöckli unkommentiert lassen. Er könne nur für sich selber sprechen: «Ich sehe meine persönliche Zukunft weiterhin bei der Ausübung der Gemeinderatspflichten.» Mehr noch, Stöckli wird sich zur Wahl als Gemeindeammann stellen.

Angesprochen auf kommende Herausforderungen nennt er auch die Suche nach drei neuen Ratsmitgliedern. «Glücklicherweise können wir auf eine sehr erfahrene Verwaltung zählen, die uns unterstützt.» Es werde seine Zeit brauchen, bis die Abläufe neu eingespielt seien. Zuerst aber müssen die drei neuen Kandidatinnen und Kandidaten gefunden werden. «Ab Mai werden wir versuchen, persönliche Kontakte zu nutzen, mögliche Kandidaten oder solche mit bereits bekundetem Interesse direkt ansprechen», erläutert er das Vorgehen. Stöckli hofft darauf, die anstehenden Herausforderungen, etwa die angespannte Finanzlage «am liebsten mit einer völlig heterogenen und durchmischten Gruppe anzugehen». Es müsse nicht ein Gremium sein, das nur eine einheitliche Meinung einbringt, sondern eine Grundlage für Diskussionen bietet.

Brunner stellt sich als Vizeammann zur Verfügung

Darauf hofft auch Herbert Brunner, neben Oliver Stöckli der zweite Bisherige, der für die nächste Amtsperiode kandidiert. Seit dem 1. November 2019 gehört er dem Gemeinderat an und wird sich im Herbst zur Wahl als Vizeammann stellen. Dass drei Ratsmitglieder aufhören, sieht Brunner als Herausforderung. «Aber ich bin überzeugt, wir werden mit drei neuen motivierten Kolleginnen und Kollegen diese Aufgaben stemmen.» Er freue sich auf die nächste Legislatur. «Es motiviert, wenn man zu einem gelungenen Projekt seinen Teil beitragen kann.» --ake


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