Für eine bessere Zukunft

  01.04.2021 Wohlen

Kanti Wohlen: Projektklasse will in Kamerun ein Schulhaus bauen – Spendenmarathon ist gestartet

Der Zustand der Schule in Guirvidig ist fatal und völlig unzureichend. Nun kommt Hilfe von der Kanti Wohlen. Neben einem Schulhaus-Neubau hat die Projektklasse sieben weitere Teilprojekte im Visier – und sie hofft auf viele Spendengelder.

Josip Lasic, Daniel Marti

Eine Projektunterrichtsklasse der Kanti Wohlen hat grosse und ehrgeizige Ziele. Sie möchte ein Entwicklungsprojekt in Afrika realisieren. Was so einfach klingt, ist in Tat und Wahrheit eine riesige Herausforderung. Von Wohlen aus wird das Grossprojekt gesteuert. Und zusammen mit der International Project Aid Organisation (IPA) soll zuerst ein Schulhaus in Guirvidig, Kamerun, gebaut werden. Damit nicht genug. Nach dem Schulhausbau sollen weitere verschiedene Teilprojekte realisiert werden. Darunter auch Renovationsarbeiten. Die IPA ist eine gemeinnützige, nicht gewinnorientierte Organisation mit einem ehrenamtlich tätigen Vorstand.

Kamerun – weil dort die Hilfe nötig ist

Von Wohlen aus im fernen Kamerun ein Schulhaus bauen. Wie kann man nur auf diese verrückte Idee kommen? Melanie Pellegrino, die Medienverantwortliche der Kanti-Klasse, verweist auf den Projektunterricht mit dem Kurs «Entwicklungszusammenarbeit in der Praxis». Dies ist vergleichbar mit den YES-Miniunternehmen, die es an der Kanti jedes Jahr gibt. In diesem Kurs arbeiten die Schüler mit der Organisation IPA zusammen. Die Organisation unterstützt Hilfsprojekte in Albanien, Kamerun und Malawi. Kaum war die Idee geboren, waren die Schülerinnen und Schüler der Kanti vom Schulhausbau gefesselt.

Die Jugendlichen konnten sich Land und Projekt aussuchen. «Die Wahl fiel auf Kamerun», erklärt Melanie Pellegrino, «weil Kamerun in den letzten Jahren nicht berücksichtigt wurde und viele Hilfsorganisationen sich aus Kamerun zurückgezogen haben, wegen Boko Haram.» Boko Haram ist eine islamistische terroristische Gruppierung.

«Bessere Lernatmosphäre kreieren»

«Bessere Bildung für eine bessere Zukunft». So heisst der Titel des Projekts. In Guirvidig sind die Zustände völlig ungenügend. Für rund 2500 Kinder der Primarschule stehen gegenwärtig neun Schulzimmer zur Verfügung. Nur 18 Lehrkräfte sind für deren Ausbildung verantwortlich. «Der Zustand der Klassenräume ist fatal, und die Arbeitsverhältnisse sind völlig unzureichend», heisst es im Projektbeschrieb. Und Mädchen sind besonders benachteiligt. Weil es in der Schule zu wenig Platz hat, werden oft nur Knaben zur Schule geschickt.

Es fehlt an der Infrastruktur, an der Anzahl Lehrkräfte, und kaum ein Kind hat ein Schulbuch. Unterrichtet wird meistens auf dem Boden in Schulzimmern, die in einem miserablen Zustand sind.

Die Wohler Projektunterrichtsklasse will in Guirvidig grundsätzlich «eine bessere Lehrnatmosphäre kreieren». Mehr Platz, zeitgemässe Schulräume, mehr ausgebildete Lehrpersonen, bessere Lernmittel – das alles beinhaltet die Zielsetzung. «Unser Projekt besteht aus acht Teilprojekten. Wir versuchen so viele wie möglich zu realisieren», schreibt die Projektgruppe der Kanti Wohlen. An erster Stelle steht der Bau eines neuen Gebäudes mit drei Schulzimmern. Damit soll der enorme Platzmangel gelindert werden.

Ziel: Über 160 000Franken sammeln

Die weiteren Teilprojekte ermöglichen eine gewisse Flexibilität. Je nach Spendenstand können sie realisiert werden. Neben dem Schulhausbau sind es weitere sechs Teilprojekte. Die Prioritätenliste sieht folgendermassen aus: 1. Neubau mit drei Schulzimmern inklusive Einrichtung. – 2. Anschaffung Lehrmittel. – 3. Weiterbildung Lehrpersonen. – 4. Renovation der bestehenden Gebäude Block B, 3 Schulzimmer. – 5. Renovation der bestehenden Gebäude, Block C, 2 Schulzimmer. – 6. Installation von Strom für sechs Zimmer sowie Solarstrom für Neubau. – 7. Umbau alte Lehrerwohnung in Lehrerzimmer und Büro. – 8. Stärkung Elternrat.

Zu den Finanzen. Der grösste Brocken ist für den Neubau reserviert, die Kostenschätzung beträgt 53 500 Franken. Die Renovationen von Block B (29 900 Franken) und Block C (27 300 Franken) folgen an zweiter und dritter Stelle. Insgesamt beträgt die Projektsumme 166 400 Franken, der Wert der Eigenleistungen wird auf 12 100 Franken geschätzt.

Spendenstart mit Rosentag

Es sei das erklärte Ziel, «dass alle Teilprojekte umgesetzt werden können», zeigt sich Melanie Pellegrino zuversichtlich. Der Marathon des Spendensammelns hat bereits begonnen. Diverse Kirchgemeinden und Pfarreien wurden angefragt: in Auw, Bremgarten, Bünzen, Lunkhofen, Muri, Niederwil, Rudolfstetten, Sins, Wohlen. Bei diversen Firmen, Institutionen und Einwohnergemeinden laufen Anfragen. Auch vom Swisslos-Fonds des Kantons Aargau erhofft sich die Projektunterrichtsklasse einen Zustupf. Und von privaten Spendern erhofft man sich dank grosser eigener Initiative rund 20 000 Franken.

Mit dem sogenannten Rosentag an der Schule wird die Geldsammlung an der Kanti unterstützt. Mit dem Verkauf von Rosen erhofft man sich gegen 400 Franken. Weitere Events, wie Kuchenverkauf und Sponsorenlauf, können wegen Corona zurzeit nicht durchgeführt werden.

Acht Teilprojekte in Kamerun verwirklichen und ganz viel Geld sammeln. Das sind wahrlich grosse Ziele. Unterstützt wird die Klasse von zwei Lehrpersonen. Sylvia Jasseng und Pietro Tomasini haben die Projektleitung inne. «Es ist eine spannende Möglichkeit, Neues zu lernen. Unser Konzept zielt auf einen doppelten Effekt ab: Jugendliche in der Schweiz sollen an einem realen Projekt viel lernen und zugleich Menschen in einem anderen Land helfen», sagt Lehrer Pietro Tomasini.

Klasse ist top motiviert

Das Ziel sei ambitioniert, sagt er noch. Ob die Klasse alle Ziele realisieren kann, bleibt abzuwarten, «mindestens mit einigen der Teilprojekte werden wir viel helfen können. Ausserdem ist die Klasse ganz ausserordentlich motiviert», so Tomasini.

Und wie sieht die Kontrolle aus, wie wird der Fortgang der Teilprojekte vor Ort begleitet? Die Kontrolle liegt bei der Klasse und bei der International Project Aid Organisation (IPA). «Die Umsetzung vor Ort wird durch die IPA kontrolliert», sagt Melanie Pellegrino. Die Schüler reisen nicht an die Orte der Projekte. Die Lehrpersonen sind Bindeglied zwischen der Klasse und der IPA, und sie reisen eventuell an die Standorte der Projekte. «Aktuell ist es allerdings durch Corona und die Terrorgefahr unwahrscheinlich, dass jemand in nächster Zeit nach Kamerun fliegen wird», meint die Medienverantwortliche.

Reisen und Bauen ist zurzeit noch kein Thema. Die Kanti-Klasse hat schon mal einen 40-seitigen umfassenden Projektbeschrieb ausgearbeitet. Der Baustart für das neue kleine Schulhaus in Kamerun ist im November vorgesehen. Weitere Teilprojekte werden frühestens im nächsten Jahr gestartet. Nun gilt es zuerst viele Spendengelder zu sammeln.

Das Spendenkonto. Es ist ausschliesslich für die Projekte eingerichtet, die mit der Kanti Wohlen geplant werden. Bank: Zürcher Kantonalbank, 8010 Zürich, Konto lautet auf: International Project Aid. – IBAN: CH97 0070 0110 0034 4139 5.


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