Hoher Preis und viel Gegenwert

  29.01.2021 Wohlen

Der Gemeinderat präsentiert das Bauprojekt Schulzentrum Halde: Volksabstimmung am 13. Juni

Mit dem Vorprojekt, das vor rund einem Jahr präsentiert wurde, war schon vieles klar. Nun steht das definitive Bauprojekt Schulzentrum Halde. Für Sanierung, Erweiterung und Modernisierung des Schulzentrums braucht es 56 Millionen Franken.

Daniel Marti

Es ist die absolute Rekordsumme in der Geschichte der Gemeinde Wohlen. Noch nie hatte das Preisschild einer Vorlage einen so hohen Betrag. 56 Millionen Franken kostet die totale Überarbeitung und Erweiterung des Schulzentrums Halde. Dies ist eine knappe Million Franken mehr als im Vorprojekt. Also eine nicht dermassen grosse Verteuerung.

Der Gegenwert des Rekordbetrags ist riesig. Drei Altbauten – Primarschulhaus, Wietlisbachschulhaus und Bezirksschulhaus – müssen dringendst saniert werden. Für die Primarschule und die Bezirksschule gibt es zudem zwei moderne und zeitgemässe Neubauten. Somit kann sämtlicher Schulraumbedarf im Zentrum Halde gedeckt werden.

Für die nächsten Jahrzehnte

Ein weiterer Kostenpunkt und wichtiger Standort ist das Provisorium der Bezirksschule am Oberdorfweg 9. Es sichert den Schulbetrieb jetzt bereits und dann während der Bauphase. Während dieser wird praktisch die gesamte Bezirksschule auf dem Areal des Oberdorfweges unterrichtet. Die mobilen Raumprovisorien am Oberdorfweg und auf dem Areal Halde werden rund vier Millionen Franken kosten. Nach der Vollendung des neuen Schulzentrums Halde werden sämtliche ungünstige Provisorien – auch der abbruchreife Primar-Pavillon – der Vergangenheit angehören und abgebrochen.

«Der Landverbrauch ist dank der Konzentration von Primar-, Bezirksund Musikschule und der Verdichtung auf dem Areal Halde sehr klein», schreibt der Gemeinderat in einer Medienmitteilung. «Die umfassende Erneuerung inklusive Erdbebenertüchtigung der drei Altbauten behebt den schon seit Jahren bestehenden Sanierungsstau.» Die gesamten Bauten auf dem Areal des Schulzentrums Halde werden dann eine Einheit bilden. «Und die erneuerten Gebäude sind eine gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch nachhaltige Investition für die nächsten Jahrzehnte», hält der Gemeinderat fest. Auch Pausenplätze und Umgebung erfahren eine Aufwertung.

6,6 Prozent höhere Kosten gegenüber dem Vorprojekt

Mit dem Bauprojekt Schulzentrum Halde sollte die Schule Wohlen auf den neusten Stand gebracht werden – vor allem was die Linderung der Schulraumnot betrifft. Die Schülerzahl-Prognose wurde letztes Jahr nochmals aktualisiert – der Bedarf bleibt unverändert. Es benötigt im Schulzentrum Halde Platz für 19 Abteilungen der Primarschule und 18 Abteilungen der Bezirksschule. Im Raumprogramm wird auch die Stundentafel des Lehrplans 21 berücksichtigt, diese bedingt mehr Fachzimmer für Technisches und Textiles Gestalten sowie für den Fremdsprachenunterricht.

Zurück zu den Finanzen (siehe Kasten). Für die Finanzierung der Projektierung wurden bereits 1,87 Millionen Franken und ein Zusatzkredit von 1,18 Millionen Franken genehmigt und ausgegeben. Also knapp über drei Millionen Franken. Somit betragen die Gesamtkosten 59 Millionen Franken. «Die Kosten haben sich im Vergleich zum Vorprojekt um 6,6 Prozent erhöht», schreibt der Gemeinderat in Bericht und Antrag. Als sogenannte Kostentreiber werden die Containerprovisorien und die Umgebung genannt.

Sämtliche Teilprojekte werden in der Vorlage mit ähnlichen Bauten verglichen. Im Vergleich zum Durchschnitt der Vergleichsobjekte liegt der Kennwert Halde Sanierung und Umbau 3,3 Prozent tiefer. Und der Kennwert Neubau Halde liegt im Vergleich zum Durchschnitt der Vergleichsobjekte um 2,45 Prozent höher. Der Gemeinderat wertet diese Vergleiche, die sehr nahe beieinanderliegen, als sehr positiv.

Es gibt jedoch auch Entlastungen auf der finanziellen Seite. Für die Miete der bestehenden Raumprovisorien am Oberdorfweg, der Musikschule an der Pilatusstrasse und fürs Textile Werken an der Bremgarterstrasse werden Miet- und Pachtkosten in der Höhe von jährlich rund 400 000 Franken bezahlt. Diese Kosten werden dann nach Fertigstellung des neuen Schulzentrums Halde wegfallen.

Photovoltaikanlagen auf drei Dächern

Und es stehen Beiträge in der Höhe von total 1,85 Millionen Franken in Aussicht, dies von einem Förderbeitrag (260 000 Franken) bis hin zum Beitrag aus dem geplanten Verpflichtungskredit für die Übernahme der Containerraumprovisorien zum Restwert (1,5 Millionen Franken). Dies senkt dann den Baukredit netto auf 54 Millionen Franken.

Weiter ist auf den Dächern eine Stromproduktion mit Photovoltaikanlagen vorgesehen. Dies auf dem Neubau Primarschule und auf dem Anbau Bezirksschule, beide für den Eigenverbrauch. Auf dem Hauptbau der Bez soll voraussichtlich die ibw die Stromproduktion übernehmen und diesen Strom ins Stromnetz einspeisen.

«Gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis»

Mit all diesen Erneuerungen, Erweiterungen und Modernisierungen ist der Gemeinderat felsenfest überzeugt vom Bauprojekt Schulzentrum Halde. «Ein umfassendes Bildungsangebot und flexible Angebote für die schulergänzende Betreuung, sind unabdingbar, um die Gemeinde Wohlen als attraktive Zentrums- und Wohngemeinde zu positionieren», hält der Gemeinderat in der Vorlage weiter fest. Aus Sicht des Gemeinderates bietet das Projekt «ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis». Für den Gemeinderat ist die Investition zukunftsgerichtet und sie wird sich sicherlich lohnen. Und das künftige Schulangebot werde die Standortattraktivität erhöhen.

Zeitplan: Volksabstimmung im Juni, Baustart im Frühling 2022

Das Bauprojekt Schulzentrum Halde wird am 22. März im Einwohnerrat behandelt. Der grosse Härtetest wird dann am Sonntag, 13. Juni, erfolgen. Dann wird das Wohler Stimmvolk an der Urne über den 56-Millionen-Kredit befinden können.

Die Baueingabe ist für das dritte Quartal in diesem Jahr vorgesehen, und mit der Baubewilligung rechnet der Gemeinderat bis im ersten Quartal 2022. Baubeginn ist im zweiten Quartal 2022 angedacht. Eine sportliche Zielsetzung. Und Mitte 2026 soll als letztes Teilprojekt die Bezirksschule am neuen Ort einquartiert und betriebsbereit sein.


Stets alles transparent ausweisen

Gemeinderat Thomas Burkard zum Projekt

«Tatsächlich, das ist das grösste Projekt der Gemeinde Wohlen», pflichtet der verantwortliche Gemeinderat Thomas Burkard bei. Das Bauprojekt Schulzentrum Halde trage ein grosses Preisschild. «Für den riesigen Betrag bekommen wird jedoch sehr viel Gegenwert.» Fünf Bauten – zwei neue und drei Sanierungen. «Das kostet einfach viel Geld.» Einen Hauptgrund für die umfassende Vorlage gibt es ebenfalls. «Die Sanierungen wurden eben ellenlang hinausgeschoben.» Und jetzt ist der Handlungsbedarf sehr dringend – ein weiterer Aufschub ist nicht mehr verantwortbar. «Unter den aufgeschobenen Sanierungen leidet halt das Projekt», so Burkard, «die Sanierungen machen einen grossen Brocken aus. Wichtig ist, dass wir stets alles transparent ausweisen.»

Die Höhe von 56 Millionen Franken für den Verpflichtungskredit ist grundsolid errechnet worden. Das zeigt, dass die Kosten für die fünf Bauten gegenüber dem Vorprojekt kaum angewachsen sind. Einzig die Umgebungsgestaltung und die Provisorien benötigten gegenüber dem Vorprojekt mehr Geld. Gesamthaft sind zudem zwei Millionen Franken als Reserve eingeplant. «Das erscheint eher als wenig», meint Burkard. Aber die Abklärungen seien detailliert erfolgt. Allerdings ist die Gefahr, dass bei den drei Altbauten unvorhergesehene Probleme auftauchen, «nicht ganz auszuschliessen». Grundsätzlich sind die Planer gut unterwegs, und bei den Projektierungskosten – bewilligt sind drei Millionen Franken – zeichnet sich eine Punktlandung ab. Trotz hohen Investitionen, trotz ehrgeizigem Zeitplan ist Burkard zuversichtlich. Man habe mit den Nachbarn ein gutes Einvernehmen, sagt er noch. Deshalb ist Thomas Burkard überzeugt davon, dass das grösste Projekt in der Geschichte der Gemeinde Wohlen jetzt nochmals Fahrt aufnimmt. --dm


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