Hoch hinaus in Hägglingen
03.11.2020 HägglingenDer Maiengrünturm in Hägglingen ist wieder eröffnet. Der über 90-jährige Turm erstrahlt in neuem Glanz. Künftig muss man nichts mehr zahlen, um auf den Turm zu gehen. Als Dank für die zahlreichen Spenden, um das Hägglinger Kulturobjekt zu erhalten, wurden die Sponsoren an das Pre-Opening eingeladen. Die grosse Feier wird im Frühling mit der Bevölkerung stattfinden. --chg
Wie im Märchen
Pre-Opening des Maiengrünturms in Hägglingen
Der Maiengrünturm ist oflziell eröffnet. Im kleinen Rahmen wird mit den Sponsoren gefeiert. Das grosse Fest für die Bevölkerung steigt im Frühling, verspricht Gemeindeammann Urs Bosisio.
Chantal Gisler
Ganz Hägglingen ist in Nebel getaucht. Doch wie in einem Märchenwald verzieht sich der Nebel auf der Lichtung rund um das Restaurant Maiengrün und den Maiengrünturm. Insgesamt 48 Sponsoren sind an das Pre-Opening eingeladen. Eigentlich sollte das grosse Fest im letzten Jahr stattfinden, zum 90. Geburtstag des Turms. Zu diesem Zeitpunkt konnte der Turm nicht eröffnet werden, weil noch Sponsoren fehlten und keine Firma den Korrosionsschutz ausführen konnte. Eigentlich sollte ein grosses Fest mit der ganzen Bevölkerung gefeiert werden. Man weiss: Wenn Hägglingen feiert, dann wird ordentlich gefeiert. Aber das ist wegen der aktuellen Lage nicht möglich. So findet eine kleinere Feier, bei der der Turm eröffnet wird, in kleinerem Rahmen statt.
Auf den Treppen beim ersten Podest steht Barbara Klossner, die als Miss Helvetia musikalisch durch den Anlass führt. Von ihrem Podest aus jodelt sie. Aus dem Wald schallt das Echo zurück. Um sie herum fallen Blätter in verschiedenen Herbstfarben von den Bäumen. Für den Anlass in Hägglingen hat sie extra ein Lied aus der Region gelernt. «Stägeli uf, Stägeli ab» stimmt sie an, die Gäste singen trotz Masken mit.
Ein schiefer Turm
Für Vizeammann Franz Schaad ist es ein besonderer Tag. Seit dem 18. März war er während der Arbeiten fast jeden Tag beim Maiengrünturm. Es sei sein zweites Zuhause gewesen, witzelt man. Schaad erinnert sich: «Am 23. März ging es los.» Trotz Lockdown waren die Arbeiten im sicheren Umfeld möglich. Dabei kam es auch zu lustigen Situationen. «Als ich auf dem Gerüst war, fiel mir etwas auf. Ich sagte dem Gerüstbauer: ‹He, dein Gerüst ist schief!› Er antwortete: ‹Vielleicht ist auch dein Turm schief.› Also massen wir nach.» Schaad lacht. «Der Maiengrünturm neigt sich um etwa zehn Prozent, also um 30 bis 40 Zentimeter in Richtung Dorf.»
Der Anlass ist gemütlich. An den Tischen sitzen maximal vier Personen, mit Ausnahme der Familie. Trotz der Pandemie ist den Hägglingern zu feiern zumute. Während den Ansprachen werden immer wieder Anspielungen und Witze erzählt. So verkündet Gemeindeammann Urs Bosisio stolz: «Der letzte Ausstand der Zahlungen konnte auch endlich getilgt werden», und wendet sich an Roland Polentarutti, den Gemeindeammann von Dottikon. «Schön, dass die Spende es doch noch den Hügel hoch geschafft hat.» Er bedankt sich herzlich bei allen Sponsoren. Ohne sie hätte Hägglingen das Wahrzeichen wohl verloren. Denn die Besitzerfamilie Geissmann schenkt den Turm den Ortsbürgern. Sie nehmen die Schenkung aber nur an, wenn die Sanierung sichergestellt ist. Seit vier Jahren arbeiten die Hägglinger daran und endlich ist es geschafft.
Im Sinne der Familie
Für Marcel Geissmann und Urs Bosisio bedeutet der Maiengrünturm die Erhaltung des Kulturwerts. Der ehemalige und der aktuelle Gemeindeammann sind sich einig: Die Eröffnung im Frühling muss gross gefeiert werden. «Es ist im Sinne unserer Vorfahren und unserer Familie, dass der kirchliche Teil dieser Feier ökumenisch erfolgen wird.» Aktuell fehlen am Turm noch die Informationsund Sponsorentafeln. Bis zum Fest im Frühling werden sie noch angebracht. Eine wichtige Neuerung: Künftig muss man nicht mehr einen Franken zahlen, um auf den Turm steigen zu können. «Das wäre den Sponsoren gegenüber, die gerne ihren Stägetritt sehen möchten, nicht fair», erklärt Gemeindeammann. Es wird ein Kässeli geben für diejenigen, die den Maiengrünturm unterstützen möchten.
Bevor die Gäste im gemütlichen Rahmen der Musik von Miss Helvetia zuhören können, gibt Bosisio ein Versprechen: «Im Frühling werden wir, sofern möglich, ein grosses Fest feiern mit der ganzen Bevölkerung.» Mit einem Lächeln fügt er hinzu: «Jeder weiss doch: Wenn Hägglingen feiert, dann richtig.»