Wie ein Botschafter für Wohlen

  20.10.2020 Wohlen

Wunderbarer Abend voller Überraschungen: Der Kulturpreis 2020 geht an Egon Lackner (Egemann)

Etliche Weggefährten standen Spalier. Sogar die steirische Kultband «Aniada a Noar» reiste an. Der Preisträger selber ahnte nichts von der grossen Ehre – bis zum Moment der Auszeichnung: Egon Lackner wurde mit dem Kulturpreis der Gemeinde Wohlen ausgezeichnet. Entstanden ist ein fantastisches Fest.

Daniel Marti

Da kam er einen Abend lang nicht mehr aus dem Staunen heraus. Mal war er gerührt, mal erfreut, dann wieder einfach nur überrascht. Egon Lackner, in der Showszene als Egon Egemann bekannt und als Mann mit der Geige, wurde mit dem Kulturpreis 2020 der Gemeinde Wohlen ausgezeichnet. Eine absolut verdiente Ehre. Und er wusste rein gar nichts von seinem Glück, er wähnte sich als Musiker an einer Tagung der Gemeindeschreiber im Casino. Alles nur Tarnung. Erst als Gemeinderat Paul Huwiler, Präsident der Kulturkommission, den wahren Grund der Veranstaltung lüftete – da hatte der neue Kulturpreisträger bereits drei Stücke gespielt –, startete die offizielle Ehrung mit rund 100 geladenen Gästen, darunter etliche Vorgänger als Kulturpreisträger. Alle hielten dicht, und alle freuten sich mit Egon Lackner.

Dank dieser so stimmungsvollen Konstellation entstand ein wunderbarer Abend mit vielen unvergesslichen Momenten. Kompliment an die organisierende Kulturkommission und an die Familie Lackner. Letztmals sei er an seinem 40. Geburtstag so reingelegt worden, erklärte der Geehrte. Das ist eine Weile her, im vergangenen Frühling trat er in den Ruhestand – nach 18-jähriger Tätigkeit an der Regionalen Musikschule Wohlen. Dort leistete er, der Star der Musikszene, so viel Wertvolles für die Schülerschaft.

«Für Wohlen ein Glücksfall»

Ob Klassenzimmer oder die grossen Showbühnen, Egon Lackner ging und geht stets als Vorbild voran. Mit Mut, Vielfalt, Menschlichkeit, Lebensfreude. Weil seine Leistungen so umfassend sind, ist der gebürtige Österreicher auch ein Botschafter für die Gemeinde Wohlen. Höchste Zeit, ihn zu ehren.

Im Casino fiel diese Auszeichnung gebührend aus. Mit Niveau. Mit viel Wiedersehen. «So viele meiner wichtigsten Wegbegleiter waren hier», freute er sich nach dem Anlass. Und mit allen diesen Ehrengästen musizierte er auf der Bühne. Welche Leistung. «Egon Lackner, oder eben Egemann, ist geerdet und bescheiden», sagte Gemeinderat Paul Huwiler. Für ihn sei er seit dem Auftritt am Concours Eurovision 1990 der Mann mit der weissen Geige. Damit trat Egon Lackner, bereits damals ein Wohler, für die Schweiz an und wurde hervorragender Elfter. «Für uns war das wie ein Sieg», blickte sein Bruder Stefan Lackner in seiner Laudatio zurück (siehe Artikel unten).

«Für Wohlen ist er einfach ein Glücksfall», sagte Huwiler treffend. Und für die Musikschule Wohlen sei er stets eine Bereicherung gewesen, so Huwiler weiter. «In mannigfaltigen Art und Weise hat er sein Wissen und Können an die Schüler weitergegeben.» Egon Lackner ist jene Lehrperson, die im Namen der Musikschule am meisten öffentliche Auftritte absolviert hat. Dies beweist seine Verbundenheit mit Wohlen eindrücklich. «Und wir hoffen natürlich auf viele weitere Auftritte», sagte bei der Ehrung Gemeindeammann Arsène Perroud.

Für Steirer sind selbst 1000 Kilometer nicht zu weit

War es zu Beginn noch eine Art «Fake»-Band, die mit Egon Lackner aufspielte, folgten dann etliche Wegbegleiter auf die Bühne. Natürlich auch seine Kinder Ramona und Sascha. Am Schluss war der neue Kulturpreisträger für ein paar Augenblicke sprachlos. Mit der weststeirischen Volksmusik-Gruppe «Aniada a Noar» standen Jugendfreunde vor ihm. Da gab es für einen Moment kein Corona-Schutzkonzept mehr, man lag sich in den Armen. Ein ergreifender Moment. «Aniada a Noar» ist in Egon Lackners ehemaliger Heimat eine grosse Nummer.

Seit 1981 sind «Aniada a Noar» – auf Deutsch «Ein jeder ein Narr» – mit ihrer einzigartigen Volksmusik erfolgreich unterwegs. Der neue Kulturpreisträger kennt die drei seit einem halben Jahrhundert. Dies trifft vor allem auf Bertl Pfundner, den Mann mit der Ziehharmonika, zu. «Egon gehört seit über 50 Jahren zu meinen wichtigsten Freunden», so der Steirer. Die drei mussten nicht lange überlegen, ob sie die Glückwünsche persönlich überbringen wollten. «Und diese Gratulation gilt von allen steirischen Musikern.» Knapp 1000 Kilometer Anfahrtsweg nahm «Aniada a Noar» auf sich. «Für diesen Anlass ist uns kein Aufwand zu gross», betont Andreas Safer, «das haben wir gerne gemacht.» Und was schätzen sie so besonders am Weggefährten aus Jugendzeiten? Bertl Pfundner: «Egon hat einfach so eine Kraft, eine spezielle Energie.» Andreas Safer: «Er ist stets fokussiert, einfach genial.» Safer relativiert zugleich. Er habe Egon Lackner nur immer von den Erzählungen seiner Geigenlehrerin gekannt. «Und plötzlich stand mein Idol vor mir.» Nun mit ihm zu musizieren, sei «eine spezielle Freude». Beide streichen gemeinsam seine Menschlichkeit hervor. «Da hat es bei uns gleich gefunkt. Das passt.»

Bei der Produktion des Albums «Passt scho» hat man sich letztmals gesehen, das war vor knapp vier Jahren. «Unglaublich, dass die hierher gekommen sind. Das ist Überraschung pur», er habe dafür keine Worte, freute sich Egon Lackner.

Bestätigung und Wertschätzung

Das kleine Konzert von «Aniada a Noar» war der glänzende Abschluss einer feinen Kulturpreisverleihung. Und es hat alle glücklich gemacht – vor allem die Familie Lackner. «Mit ihm Musik zu machen, das macht immer Spass», sagt Sascha Lackner über seinen Vater, «ich bin megastolz auf ihn, und er hat diesen Kulturpreis einfach verdient.»

Ihr Vater sei extrem vielseitig, fügte Ramona Lackner an. «Die Neugierde treibt ihn immer wieder an, und das braucht er.» Ihr Vater sei eben ein Stehaufmännchen. «Und vom Kulturpreis ist er schlichtweg überwältigt.» Stimmt. «Dieser Preis bedeutet mir sehr viel», gibt Egon Lackner gerne zu. «Er zeigt doch, dass ich hier in Wohlen richtig angekommen bin.» Es sei eine grosse Bestätigung. Und auf eine solch sympathische und überraschende Art geehrt zu werden, das habe eine besondere Bedeutung. «Das ist eine sehr schöne Wertschätzung.» Sagte es und zeigte in die Runde mit den Gästen und Weggefährten: «Dass die alle gekommen sind, ist ein grosses Highlight.»


«Von einem anderen Stern»

Bruder Stefan Lackner hielt die Laudatio

Die Laudatio war ein weiterer Höhepunkt der Kulturpreisverleihung. Gehalten von Stefan Lackner, der Bruder ist Musiker und Schriftsteller. Die Frage «Wie wird man ein Star?» hat ihn schon länger befasst, so der Laudator. Als kleiner Bruder habe er schon früh gewusst, «dass du ein solcher Star wirst. Du bist einer, der auf- und wieder abgetaucht ist.» Bereits im Alter von 17 Jahren habe Egon zu Hause rund um Graz alle überflügelt. «Er war das Wunderkind mit der Geige.» Er habe gefiedelt wie «ein Musiker von einem anderen Stern». Kaum wahrgenommen sei sein Bruder schon wieder auf einer anderen Bühne «als neuer Stern aufgegangen». Eine schöne bildliche Würdigung.

Der glamouröse Hauptfaktor

Egon Lackner habe sich eben nie in eine Schublade pressen lassen, wusste sein Bruder zu erzählen. Und irgendwann sei er sogar als Egon «Lucky» Lackner durchgestartet. Und dann habe er sich in die Schweiz verabschiedet. «Ganz weit weg.» Fast jede Nacht sei er im «Kindli» in Zürich aufgetreten und habe «vom grossen Durchbruch geträumt». Es habe mit den «Pauldauern» etliche «Mitternachtsshows mit ausflippenden Eidgenossen» gegeben. Und dann kam die grosse Liebe. Stefan Lackner umschreibt es so: «Deine Conny ist der glamouröse Hauptfaktor, dass Wohlen dich einverleiben konnte.» Ob als Musiker oder als Produzent, Egon Lackner sei «der Zeit immer voraus gewesen, stets ein wenig ungeduldig», darum sei er in den Stilarten eben auch so «grenzgängerisch».

Noch viele Abenteuer sollen folgen

Mit der Band «Two Generations» konnte er den Traum des Vaters, mit den eigenen Kindern Sascha und Ramona auf der Bühne zu stehen, verwirklichen. Da seien viele Raritäten und Perlen entstanden. Ob kleiner Sternensaal in Wohlen oder grosses Jazzfestival in Montreux – «Egon hat immer einen grossen Bogen gespannt bis zum Jetzt». Sein Bruder habe so unendlich viele Talente, sagte Stefan Lackner. «Darum: Bitte bleibe der Suchende und derjenige, der das Risiko wagt. Denn wir freuen uns noch auf viele Abenteuer mit dir.» --dm


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