«Meine geilste Saison»

  04.08.2020 Fussball

Der Hägglinger Joel Geissmann feiert mit Lausanne den Aufstieg in die Super League

Joel Geissmann erlebt seinen bisherigen Karrierehöhepunkt. Auch wenn der 27-Jährige momentan verletzt ist, hat er am Aufstieg massgeblichen Anteil. «Jetzt freue ich mich auf die Super League», sagt Joel Geissmann, der gestern Montag gemeinsam mit seinem Vater und seinem Grossvater den Erfolg in Hägglingen feiert.

Stefan Sprenger

Eine kleine, persönliche und ruhige Meisterfeier in Hägglingen. Gestern Montag reist Joel Geissmann mit seiner Freundin Rayana Roth von Lausanne nach Hägglingen. In seinem Elternhaus warten sein Vater Roger und sein Grossvater Ernst, von allen nur «EG» genannt. Drei Geissmann-Generationen sind vereint. Es sind drei Gesichter, die den Fussball im Freiamt prägten. Und alle jubeln ihrem Junior zu.

Der Grossvater lobt den Enkel

«EG» Geissmann, 85 Jahre alt, immer noch «sehr zwäg», wie er sagt, prägte den FC Hägglingen wie kaum ein anderer. «Das ist schon lange her», meint er. Heute hat das FCH-Ehrenmitglied nur noch wenig mit Fussball am Hut. Ausnahme ist natürlich sein Enkel Joel Geissmann, der gerade mit Lausanne den Aufstieg in die Super League schaffte. «Ich habe ihn nach dem Aufstieg gleich angerufen. Aber es hiess, der Teilnehmer sei besetzt», erklärt «EG» Geissmann und sorgt damit für Lacher in der kleinen Runde. Gestern Montag konnte er dann persönlich gratulieren. «Wir sind so stolz auf ihn. Er hat seine Sache prima gemacht.»

Eine Feier auf dem Schiff

Die grosse Feier fand vor wenigen Tagen in der Westschweiz statt. Am Donnerstag nach dem definitiven Aufstieg wurde gemeinsam mit den Fans gefeiert. Und am Freitagabend dann nur mit der Mannschaft – auf ganz spezielle Art und Weise.

Ein Schiff mit Party-Musik tuckert über den Lac Léman. An Bord ist der FC Lausanne, der Aufsteiger aus der Challenge League. Es wird gegessen, getrunken, gefeiert – ohne Spielerfrauen. «Wir feierten auf dem Schiff mit dem Team, dem Staff und Vereinsmitgliedern den Aufstieg – nur für uns. Ganz Corona-konform», erzählt Joel Geissmann. «Ich konnte es geniessen. Jedoch immer vorsichtig und ohne das Tanzbein zu schwingen», so der 27-Jährige. Dies, weil er momentan verletzt ist an der Schambeinfuge.

Trotz Baisse souverän aufgestiegen

Lange war Lausanne an der Spitze der Challenge League. Durch die Investoren von «Ineos» galten die Westschweizer diese Spielzeit als Aufstiegskandidat Nummer 1. Zu Beginn souverän, erlebte das Team nach dem Re-Start aufgrund der Coronapause zwar eine kleine Baisse, doch am Ende reicht es trotzdem souverän für den Aufstieg. Man holt 22 Siege und sieben Unentschieden aus total 36 Spielen. Mit neun Punkten Vorsprung auf das zweitplatzierte Vaduz steigt Lausanne ins Oberhaus auf. «Unser Kader hatte die grösste Qualität. Auch neben dem Feld passt es in diesem Team hervorragend. Den Grundstein für den Erfolg legten wir sicher Anfang Saison bis zur Coronapause», so Geissmann und spricht damit das Polster von zwischenzeitlich 15 Punkten an. «Auch wenn wir nach der Coronapause nicht mehr auf diesem hohen Niveau Fussball spielten und Punkte liegen gelassen haben, war der Aufstieg verdient.»

Schön für das Dorf, den FC Bünz- Maiengrün und den FC Wohlen

Joel Geissmann war dabei ein Leistungsträger, stand 30 Mal in der Startelf, schoss drei Tore, gab vier Assists – und war läuferisch in jedem Spiel einer der Besten. Ebenfalls erwähnenswert ist sein kämpferischer Einsatz und seine konstant guten Leistungen. «Da ich über die ganze Saison Stammspieler war, habe ich klar meinen Teil zum Aufstieg beigetragen», so der Freiämter. Abgesehen von der Verletzung, die er sich vor zwei Wochen zugezogen hat, ist er zufrieden mit diesem Fussballjahr. «Ich konnte über die Saison konstante Leistungen abrufen, konnte mit meinen Qualitäten dem Team stets helfen und setzte die Vorgaben des Trainers gut um. Der Aufstieg hatte auch bei mir persönlich Priorität und dieser wurde erreicht. Es war die geilste Saison in meiner Karriere.»

Zu Hause in Hägglingen nickt Vater Roger Geissmann angesichts dieser Aussagen seines Juniors. «Ja, wir dürfen stolz sein, was er geleistet hat. Es ist auch für das Dorf Hägglingen, den FC Bünz-Maiengrün und den FC Wohlen etwas Schönes», meint der Vater. «Läuferisch war Joel einer der Besten der ganzen Liga», beurteilt er die Leistungen seines Sohnes. Hätte er denn Gewisses besser machen können? «Ja», sagt der 55-Jährige. «Seine Läufe in die Tiefe muss er gezielter und effizienter einsetzen. Das habe ich früher besser gemacht», sagt Roger Geissmann lachend und erinnert an seine eigenen Glanzzeiten beim FC Hägglingen und FC Wohlen, wo er selbst mehrere Aufstiege feierte. Joel Geissmann interveniert. «Kein Lauf in die Tiefe ist vergebens. Wenn der Ball nicht kommt, reisse ich Löcher auf für die Mitspieler.» Der Vater nickt. «Aber du hättest mehr Tore schiessen sollen.»

Lausanne, das neue «Powerhouse» in der Super League

Damit beweist der Vater Roger Geissmann, dass er der grösste Kritiker des Sohnes ist. Gleichzeitig förderte er das Talent seines Sprösslings von klein auf. Ob bei den Anfängen beim FC Bünz-Maiengrün, bei der Entwicklung im Team Aargau, bei den Challenge-League-Zeiten beim FC Wohlen oder der Zeit in der Super League beim FC Thun: Der Vater Roger Geissmann war und ist eine wichtige Stütze für den Profifussballer.

Der frisch aufgestiegene Geissmann zeigt die goldene Medaille, die er von der Swiss Football League für den Titel in der Challenge League erhalten hat. «EG» Geissmann staunt. «Die sieht echt toll aus.» Vater Roger meint: «Jetzt ist es einfach nur toll, dass er wieder Super League spielen darf.»

Lausanne gilt nun dank seinen zahlungskräftigen Investoren als neues «Powerhouse» in der Super League. Die Westschweizer könnten in der neuen Saison durchaus für Furore sorgen. «Primär ist das Ziel als Aufsteiger natürlich der Klassenerhalt», meint Joel Geissmann. «Ich muss mich sicher sofort wieder an das konstant höhere Spieltempo der Super League gewöhnen. Und ich möchte wieder Leistungen erbringen, wie ich es in der Vorrunde der Saison 2017/2018 mit Lausanne in der Super League getan habe.» In besagter Vorrunde erzielte er fünf Tore und zwei Assists.

Jetzt gehts in den Urlaub

Das Wichtigste ist aber die Gesundheit. Die Vorbereitung zur neuen Saison, die Mitte September startet, beginnt schon in zwei Wochen. «Ich will schnell wieder fit werden, um dann als Stammspieler wieder eine tragende Rolle zu spielen.» Doch nun geht es erst mal mit Freundin Rayana Roth, einer gebürtigen Villmergerin, in die Ferien nach Zermatt und ins Tessin. Nach dem Aufstieg und der starken Saison hat sich Joel Geissmann diese Auszeit mehr als verdient. «Nachher muss er aber wieder «ad Säck», wie Grossvater «EG» Geissmann lachend meint.


Geissmann-Shirt zu gewinnen

Joel Geissmann übergibt der Sportredaktion ein unterschriebenes Originaltrikot des FC Lausanne mit seiner Nummer 8. Dieses Aufsteiger- und Meistertrikot gibt es nun zu gewinnen. Mitmachen ist ganz einfach: Ein E-Mail machen an ssprenger@bbawa.ch und kurz erläutern, wieso man das Trikot des Hägglinger Profifussballers unbedingt haben möchte. Die Sportredaktion entscheidet dann gemeinsam mit Joel Geissmann, wer der neue Besitzer dieses Trikots wird. Wir wünschen viel Erfolg.


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