Faszination Waffenlauf

  12.06.2020 Bünzen

80-Jahr-Jubiläum Waffenlaufgruppe Freiamt

Der Waffenlauf hat sich im Laufe der Jahrzehnte stark verändert. Heute hat die Randsportart mit zunehmendem Mitgliederschwund zu kämpfen.

Der Waffenlauf gehört nicht nur zu den härtesten Leistungsprüfungen, ist anspruchsvoll im Training und knochenhart im Wettkampf, sondern zählt auch zu den spektakulärsten und volkstümlichsten. «Wir sind alle eine grosse Familie», hebt Christoph Brunner, Präsident der Waffenlaufgruppe Freiamt, hervor.

Dennoch sei man in den letzten Jahren leider mit zunehmendem Mitgliederschwund konfrontiert. «Ein Aufschwung ist zwar erkennbar, dennoch gilt es jetzt, vor allem Basisarbeit zu leisten und den Nachwuchs zu fördern», so Brunner. Damit die Faszination an dieser Sportart nicht verloren geht, setzt sich der Verein mit viel Engagement schon 80 Jahre lang ein. --sus 


Die Kameradschaft zählt

Der Bünzer Willy Lüthy ist ein Teil der achtzigjährigen Geschichte der Waffenlaufgruppe Freiamt

Die Waffenlaufgruppe Freiamt feiert in diesem Jahr ihren achtzigsten Geburtstag. Ein stolzes Jubiläum einer Disziplin, die eher zu den Randsportarten zählt. Die Jubiläumsfeierlichkeiten werden wegen Covid-19 voraussichtlich im Frühjahr 2021 nachgeholt.

Susanne Schild

Der Frauenfelder Militärwettmarsch wurde bereits 1934 zum ersten Mal ausgetragen. Während der Kriegsjahre im November 1940 taten sich dann einige Freiämter auf dem Niesenberg zur Gruppe Freiamt des Schweizerischen Verbands Mechanisierte und Leichte Truppen (SVMLT) zusammen. Ihre Idee war vom Willen geprägt, ihre geistige und körperliche Widerstandskraft zu fördern und einen Beitrag zur Verteidigung des Vaterlandes zu leisten. Ernst Ledermann, Burkart Hausherr, Josef Villiger und Rudolf Steinmann gingen damals in die Sektionschronik ein.

Am 1. Dezember 1940 fand die eigentliche Gründungsversammlung im Restaurant Wartegg in Muri statt. Es waren vor allem die Militärradfahrer, welche die ersten Jahre des Vereinsgeschehens prägten. Die Waffenläufer stiessen erst in den Sechzigerjahren zu den Militärradfahrern.

1962 schloss sich auch der heute 83-jährige Bünzer Willy Lüthy der Waffenlaufgruppe an. Bis heute ist er aktiv im Vorstand der Waffenlaufgruppe Freiamt als Aktuar tätig. «Es ist vor allem die Kameradschaft, die den Waffenlauf auszeichnet», betont Lüthy. Sein Treppenaufgang ist mit unzähligen Medaillen geschmückt. Am Frauenfelder Millitärwettmarsch hat er 30 Mal teilgenommen. «Dieser Marsch ist mit seinen 42 Kilometern eine grosse Herausforderung. Vor allem bei schlechtem Wetter ist dieser sehr kräftezehrend. Doch jedes Mal, als ich ins Ziel einlief, verspürte ich eine grosse Genugtuung und war schon etwas stolz auf mich.»

Mit 83 Jahren immer noch fit und aktiv

An über 400 Läufen hat Willy Lüthy mittlerweile teilgenommen und steht auf der ewigen Rangliste. «Wenn ich den Wiedlisbacher Waffenlauf noch machen würde, hätte ich an sämtlichen Waffenläufen, die es in der Schweiz gibt, teilgenommen.» Der Waffenlauf ist seine Leidenschaft. «Ich schaue jeden noch an.» Aktiv nimmt der 83-Jährige noch am militärischen Zweikampf teil und hält sich auch sonst noch fit. «Jeden Tag laufe ich noch mehr als 5000 Schritte. Ich habe mir extra einen Schrittzähler zugelegt.»

Der Sport veränderte sich im Laufe der Zeit

Den Waffenlaufsport könne man nicht mehr mit den früheren Jahren vergleichen, hebt Lüthy hervor. An der Spitze wird um den Gesamt- oder Kategoriesieg gelaufen, aber auch alle anderen Läufer kämpfen um Rang und um ihre persönliche Bestzeit. «Der Waffenlauf ist viel athletischer geworden», weiss Lüthy. Ohne einen recht grossen Trainingsaufwand seien weder Spitzenplätze noch Mittelfeldplätze für die weniger trainierten Läufer möglich. «Trotzdem ist es wichtig, dass der Waffenlaufsport nicht ganz so tierisch ernst genommen werde und neben dem Wettkampf auch die Kameradschaft und die Gemütlichkeit ihren Platz findet. Diese Gemütlichkeit soll auch an der Jubiläumsfeier, die wegen Covid-19 verschoben werden musste und voraussichtlich im nächsten Frühjahr nachgeholt wird, nicht zu kurz kommen. Zum Jubiläum will sich der Verein ausserdem einen neuen Trainer zulegen, für den noch Sponsoren gesucht werden.

Neustart 2016

Aktuell zählt der Verein 40 Mitglieder, wobei 15 aktiv sind. «Im Moment leisten wir Basisarbeit», meint Präsident Christoph Brunner. 2016 übernahm er das Amt vom Bettwiler Felix Furrer. «Damals hatten wir einen grossen Mitgliederschwund zu verzeichnen», erinnert sich Brunner zurück. «Der Verein stand praktisch vor dem Aus.» Unter Brunner konnte der Vorstand mit Beat Wachter, Vizepräsident, Willy Lüthy, Aktuar, Urs Schwager, Kassier, und Beisitzer Michael Schmidlin wieder vollständig besetzt werden. Auch in der Nachwuchsarbeit hat sich seit dem Präsidentenwechsel einiges getan und sie soll weiter ausgebaut werden. «Michael Schmidlin ist Schweizer Meister in der Kategorie Auszug. Wir halten sehr gut an der Schweizer Spitze mit und sind immer unter den ersten sechs in der Gesamtwertung. Ein sehr gutes Resultat», so Brunner.

Sein grosses Ziel ist es, dass es den Waffenlauf auch noch in 80 Jahren geben wird. «Der Waffenlauf ist eine Randsportart. Unsere Hauptaufgabe ist, diesen wieder möglichst vielen schmackhaft zu machen.» Der läuferische Anspruch, jedoch auch die seit den Achtzigerjahren schwindende Medienpräsenz seien ein paar Gründe für den Rückgang der Waffenlaufszene, so Brunner. Zudem gebe es heute eine grosse Anzahl anderer Läufe ohne militärischen Hintergrund. Im Durchschnitt würden rund 200 Läuferinnen und Läufer schweizweit an Wettkämpfen teilnehmen. Eine Ausnahme sei der «Frauenfelder», der die Königsdisziplin ist.

«Schön wäre es, wenn wieder mehr Läuferinnen und Läufer, egal welchen Alters, der Faszination Waffenlauf erliegen würden», wünscht sich Christoph Brunner für die Zukunft.


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