Hilfe als Herzensangelegenheit

  03.06.2020 Wohlen

Kommunale Plattform der Gemeinde Wohlen: Positives Fazit und Anpassung des Angebots

Sie ist eine richtig gute Sache, die kommunale Plattform der Gemeinde. Dank dieser Neuheit wurden viele ältere Menschen durch die schwierige Krisenzeit geführt. Die Gemeinde zieht eine positive Bilanz und behält das Angebot bei.

Daniel Marti

Die Gemeinde Wohlen stellte sich mit einer guten Idee dem Coronavirus entgegen. Mit der kommunalen Plattform wurde der älteren Bevölkerung, also der Risikogruppe, eine besondere Dienstleistung angeboten. Information, Koordination und Kontaktaufnahme standen dabei im Mittelpunkt. Die Gemeinde Wohlen ging dabei eine enge Zusammenarbeit mit dem Verein für Jugend und Freizeit (VJF) ein. Auch das lohnte sich. «Das entsprechende Angebot wurde von der Bevölkerung äusserst geschätzt», schreibt die Gemeinde Wohlen nun in einer Medienmitteilung. «Es war wirklich eine ausgezeichnete Aktion», freut sich der verantwortliche Gemeinderat Paul Huwiler.

Über die zentrale Hotline fanden insgesamt rund 1700 persönliche Kontakte statt. Diese Anzahl hat die Gemeinde veranlasst, dass die Hilfesuchenden nun weiterhin Unterstützung über die Hotline der Gemeinde erhalten. Die Massnahmen des Bundes zur Bekämpfung des Coronavirus hatten auf das Leben vieler Menschen einschneidende Auswirkungen. Hier will die Gemeinde Wohlen mit der kommunalen Plattform behilfich sein. In den letzten Wochen wurden Einwohnerinnen und Einwohner über 75 Jahre proaktiv kontaktiert. Die Mitarbeitenden der Abteilung Gesellschaft, Kultur und Sport sowie des Vereins für Jugend und Freizeit (VJF) führten im Rahmen der Angebote der Plattform die persönlichen Kontakte. 1700 Kontakte sind auch eine gute und repräsentative Anzahl, um Bilanz zu ziehen.

Verminderung der sozialen Isolation

«Nach der Lancierung der zentralen Hotline war die Nachfrage beträchtlich», heisst es in der Medienmitteilung weiter. Die ersten Tage waren mehrere Mitarbeitende mit der Entgegennahme der Anfragen und den daraus folgenden Abklärungen betraut. Die Anfragen waren teils einfacher, teils komplexer Natur und bedurften unterschiedlichen Recherche- und Vermittlungsaufwands. Der Grossteil der Kontaktaufnahmen bestand aus Fragen zu vielfältigen Alltagsthemen in der damals vorliegenden Situation. Gefragt war weiter die Vermittlung von Hilfe beim Einkauf, bei der Fahrt zum Arzt oder Ähnlichem. Vermittelt wurden dabei priorisiert die Hilfeangebote der ansässigen Vereine wie beispielsweise der Pfadi oder der Jungwacht. Bis anhin wurden fast 200 solcher Anfragen bearbeitet.

Menschen über 75 Jahre in eigenem Haushalt, die über eine öffentlich auffndbare Telefonnummer verfügen, wurden von der Gemeinde im Verlauf des Lockdowns proaktiv teils mehrmals kontaktiert. So konnte Unterstützungsbedarf entgegengenommen und gleichzeitig die soziale Isolation vermindert werden. Alle anderen Einwohnerinnen und Einwohner über 65 Jahre wurden im Rahmen eines Schreibens eingeladen, sich bei Bedarf selber an die Gemeinde zu wenden. Insgesamt fanden so rund 1500 Telefongespräche statt. Den Schwerpunkt setzte die Gemeinde dabei beim Gespräch mit Menschen, die nicht Betreuung durch eine professionelle Institution erfahren. Aber auch Bewohnern von Wohn- und Pfegeinstitutionen konnte Hilfe vermittelt werden.

Über 800 Gespräche und Kontaktaufnahmen führte beispielsweise Kultursekretärin Claudia Nick. Für sie war vieles dabei eine Herzensangelegenheit. «Über die Hälfte der Kontaktierten hatten Freude und schätzten das Angebot und sprachen über ihren Alltag», so Nick auf Anfrage. «Aber es gibt auch wenige Menschen, die wirklich niemanden haben und das ist sehr traurig und macht betroffen.»

Schwierige Situationen und grosse Dankbarkeit

Mehrheitlich durfte festgestellt werden, dass ein grosser Teil der älteren Menschen auch in dieser ausserordentlichen Situation gut umsorgt und betreut ist. «Für viele aber war die ausserordentliche Lage eine grosse Belastung. Für jene etwa, die bereits zuvor über wenige soziale Kontakte verfügten und keine Angehörigen mehr haben», steht in der Mitteilung. Ein Beispiel eines Ehepaars: Ein Ehepartner musste sich zu Beginn des Lockdowns einer schweren Operation unterziehen und der andere weilte voller Sorge allein und isoliert zu Hause. «Die Telefonaktion hat eben auch aufgezeigt, dass es einsame Menschen gibt», fügt Gemeinderat Huwiler an.

Die Plattform-Mitarbeitenden erhielten so Einblick in viele solcher schwierigen Lebenssituationen. Laut Medienmitteilung plagten viele Menschen Ängste, «sie empfanden sich in Unsicherheit und wussten nicht, wie sie die für sie bedrohliche Situation einzuordnen haben». Die Telefongespräche brachten durch den sozialen Kontakt oft Linderung. «Sie erhielten ein Zeichen, dass jemand an sie denkt», sagt Huwiler. So baten einige Menschen gar, regelmässig kontaktiert zu werden. Auf diese Wünsche konnte individuell eingegangen werden. Wurden Belastungen festgestellt, die fachmännische Hilfe benötigten, wurden diese Kontakte an professionelle Institutionen weitergegeben.

Entsprechend gross war letztlich die Dankbarkeit, welche die Mitarbeitenden bei ihrer erfüllenden Arbeit erfuhren. Dies kann Gemeinderat Huwiler bestätigen. Die Rückmeldungen waren äusserst positiv. Viele zeigten ob der Kontaktaufnahme grosse Freude, fühlten sich gar stolz, dass sich die Gemeinde bei ihnen meldete. Die Mitarbeitenden und Verantwortlichen der Gemeinde erhielten unzählige positive und wertschätzende Rückmeldungen, vereinzelt sogar handschriftliche Dankesschreiben.

Angebot im kleinen Rahmen aufrechterhalten

Das Angebot der Plattform richtet sich im Wesentlichen an Menschen mit eigenem Haushalt, die während der belastenden aussergewöhnlichen Lage Hilfe benötigten. Darum dankt die Gemeinde allen Beteiligten, «ohne deren Engagement die Plattform Information und Koordination keine Wirkung erzielt hätte». Mit dem Personal von Bibliothek und Kultursekretariat hatte die Gemeinde genügend Personen, um die Telefonate zu führen. «Und die Zusammenarbeit mit dem Verein für Jugend und Freizeit funktionierte sofort und hervorragend», so Huwiler. Dessen Kompetenzen im Bereich Gemeinwesenarbeit hat sich für die Gemeinde Wohlen in dieser Zeit als sehr wertvoll erwiesen.

Mittlerweile hat sich mit den Lockerungen der Massnahmen des Bundes zur Bekämpfung des Coronavirus das Leben normalisiert. Der unmittelbare Hilfsbedarf hat abgenommen. Nach Bekanntgabe des Massnahmenpakets zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen gelangten nun vermehrt Anfragen zu den wirtschaftlichen Unterstützungsangeboten des Bundes über die Hotline an die Gemeinde. Diese konnten den verantwortlichen Stellen zugeführt werden.

Aufgrund des abnehmenden und sich ändernden Informations- und Hilfebedarfs übernehmen neu die Mitarbeitenden des Informationsschalters der Gemeindeverwaltung die Triage der eingehenden Anfragen. Das Angebot soll in dieser Art vorerst fortbestehen.


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