Erinnerungen an Beinwil ’96
26.05.2020Vor 24 Jahren fand das Aargauer Kantonalschwingfest in Beinwil statt. Magnus Döbeli aus Sarmenstorf konnte beim «Heimspiel» den Co-Sieg feiern und erinnert sich an seinen damaligen Erfolg. --jl
«Ich war selbst überrascht»
Magnus Döbeli erinnert sich an seinen Co-Sieg am «Kantonalen» von 1996 in Beinwil
Unter dem Motto «Es bäumigs Fäscht» hätte vom 5. bis 7. Juni in Beinwil das 114. Aargauer Kantonalschwingfest stattfnden sollen. Wegen des Coronavirus wurde es verschoben. Diese Zeitung wirft deshalb einen Blick zurück auf das letzte «Kantonale» in Beinwil von 1996.
Josip Lasic
Wir schreiben das Jahr 1996. Im August wirbt das Kino Rex im «Wohler Anzeiger» für die Schweizer Premiere vom ersten von mittlerweile sechs «Mission Impossible»-Filmen mit dem damals 34-jährigen Tom Cruise. Im Sportteil wird der Transfer von Ciriaco Sforza von Bayern München zu Inter Mailand verkündet. Daneben kann man folgende Zeilen lesen: «Mit sieben Kränzen schnitt der Schwingclub Freiamt in Beinwil wie erwartet gut ab.» und «Exploit von Döbeli – Jubiläum für Strebel».
Damals fand das 90. Aargauer Kantonalschwingfest in Beinwil/Freiamt statt. Der Sarmenstorfer Magnus Döbeli feierte den Co-Sieg beim «Heimspiel» und der Aristauer Kurt Strebel sicherte sich den 20. Kranz in seiner Karriere.
Diese Zeilen hätten die Freiämter Schwingfans gern auch dieses Jahr gelesen. Vom 5. bis 7. Juni hätte in Beinwil das 114. Aargauer Kantonalschwingfest stattfnden sollen. Mit Andreas Döbeli und Joel Strebel, den Söhnen von Magnus Döbeli und Kurt Strebel, hätte das Freiamt zwei ganz heisse Eisen im Feuer gehabt. Die Söhne der Helden von 1996 konnten schliesslich im vergangenen Jahr in Zug je einen «eidgenössischen» Kranz gewinnen. Weitere Freiämter wie Lukas Döbeli – der jüngere Sohn von Magnus –, Yanick Klausner, Reto Leuthard oder Lukas Schwenkfelder wären ebenfalls Kranzkandidaten gewesen. Doch das Coronavirus hat verhindert, dass im Juni «Es bäumigs Fäscht» stattfndet und sich die Geschichte wiederholen kann. Was das Virus dem Schwingsport-Freiamt nicht nehmen kann, ist das Schwelgen in Erinnerungen.
Die glorreichen Sieben
Neben Döbeli und Strebel konnten folgende Schwinger damals einen Kranz im Freiamt behalten: Marcel Villiger aus Muri, die Brüder Stefan und Roland Strebel aus Villmergen sowie die Brüder Martin und Daniel Schmid aus Hägglingen. Mit dem Abtwiler Reto Arnold gewann sogar ein achter Freiämter einen Kranz. Allerdings startete er für die Innerschweizer vom SK Cham-Ennetsee.
Co-Sieger Döbeli erinnert sich: «Wir hatten eine gute Truppe mit starkem Zusammenhalt. Dieser besteht noch bis heute.» Dass die Freiämter einige Kränze gewinnen würden, war keine grosse Überraschung. Dass Döbeli den Co-Sieg holen würde hingegen schon. «Normalerweise waren bei uns Marcel Villiger oder René Mannhart die Favoriten.» Während Villiger das Schwingfest souverän auf dem 3. Rang beenden konnte, verpasste der Dottiker Mannhart überraschend die Kranzplätze.
Schlaflosigkeit als Erfolgsrezept
Döbeli erzählt, dass er vor dem «Kantonalen» so viel Arbeit auf dem heimischen Hof hatte, dass er nur zu vier Stunden Schlaf kam. «Das war ein Vorteil», erklärt er. «Ich war so müde, dass ich den Kopf frei hatte.» Schon vor 24 Jahren, nach dem Erfolg in Beinwil, sagte der Sarmenstorfer zur Zeitung, dass er ausgeschlafen zu nervös gewesen wäre. Beim ersten Duell gegen Hansruedi Ramser sei er allerdings noch zu müde gewesen. Es gab nur einen «Gestellten». Danach war Döbeli nicht zu bremsen. Er gewann alle restlichen fünf Gänge. «Darunter gegen zwei ‹Eidgenossen›», fügt er stolz an.
Co-Sieg ohne Schlussgangteilnahme
Der heute 52-jährige Döbeli erzählt, dass damals Rolf Klarer aus Basel und Matthäus Huber aus Eppenberg die stärksten Rivalen der Freiämter waren. Tatsächlich sollte sich dieses Duo auch im Schlussgang gegenüberstehen. Klarer gewann und sicherte sich Rang 1A. Der damals 28-jährige Döbeli gewann seinen letzten Gang gegen Ernst Leu mit einer Zehn-Punkte-Wertung, was ihn vorbei an Huber auf Rang 1B katapultierte. «Ich war selbst überrascht. Mit dem Co-Sieg habe ich gar nicht gerechnet», so der Sarmenstorfer. «Plötzlich war ich punktemässig so weit vorne.» Seine Aussage im «Wohler Anzeiger» von 1996 lautete: «Mein Ziel war ein Kranz, aber dass es so ‹verreckt› gut läuft, konnte ich nicht erwarten.»
Die Hoffnung ist da
Die schöne Erinnerung beruht nicht nur auf dem sportlichen Erfolg. «Es war ein richtiges Freiämter Fest», erzählt der damalige Co-Sieger. «Es war sehr gut organisiert. Rund 2000 Zuschauer waren vor Ort. Wir vom Verein haben viel beim Aufbau und bei der Organisation geholfen. Das Schwingen stand im Vordergrund. Es hat einfach alles gepasst.»
Als das «Kantonale» zum letzten Mal in Beinwil stattfand, waren die Söhne von Magnus Döbeli noch nicht auf der Welt. Auch Joel Strebel, Kurt Strebels Sohn, war noch nicht geboren. Die Söhne haben schon gezeigt, dass sie das Talent der Väter geerbt haben. Hätten sie die Erfolgsgeschichte der Väter in diesem Jahr wiederholen können? Magnus Döbeli: «Ich glaube, dass sie gute Chancen auf Kränze gehabt hätten. Wenn die starken Freiämter aber zuerst gegen die starken Gäste hätten antreten müssen, kann ich mir gut vorstellen, dass ein Freiämter aus der zweiten Reihe weit nach vorne gekommen wäre. So wie ich damals.»
Ob sich die Prognose vom Co-Sieger von 1996 bestätigt, wird man vielleicht noch sehen. Denn noch besteht Hoffnung, dass ein Ausweichtermin für «Es bäumigs Fäscht» gefunden wird.