Erfolgreiches Gemeinschaftsprojekt
15.11.2022 WohlenDie Eröffnung der Angliker- und Nutzenbachstrasse zeigte die vielseitige Wichtigkeit der Verkehrsachse
Nach zweijähriger Bauphase sind die Arbeiten an der Angliker- und Nutzenbachstrasse abgeschlossen. Nebst der zeitgemässen Infrastruktur für alle ...
Die Eröffnung der Angliker- und Nutzenbachstrasse zeigte die vielseitige Wichtigkeit der Verkehrsachse
Nach zweijähriger Bauphase sind die Arbeiten an der Angliker- und Nutzenbachstrasse abgeschlossen. Nebst der zeitgemässen Infrastruktur für alle Verkehrsteilnehmenden wurde auch die weitsichtige Planung gelobt.
Celeste Blanc
«Heute ist ein Tag zum Feiern.» Dominik Studer, Kantonsingenieur vom Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, war sichtlich erfreut. Genau um 11.11 Uhr startete die offizielle Eröffnungsfeier der fertiggestellten Angliker- und Nutzenbachstrasse. Symbolisch auf den Beginn der Fasnachtszeit gelegt, herrschte die Freude über die Beendung des Bauprojekts nicht nur bei Studer vor. Dass es sich hierbei um einen wichtigen Meilenstein für die regionale Verkehrsinfrastruktur handelt, darüber waren sich nebst Dominik Studer auch die Festredner Regierungsrat Stephan Attiger sowie die Gemeindeammänner Arsène Perroud (Wohlen) und Ueli Lütolf (Villmergen) einig. «Nun hat es für alle Verkehrsteilnehmenden genug Platz. Die Sicherheit ist somit gewährleistet», so Stephan Attiger. Nebst der Sanierung und Erweiterung der Strasse und der Erneuerung der SBB-Unterführung wurde im 25,75 Millionen Franken teuren Projekt zusätzlich ein neuer Fahrrad- und Fussgängerweg gebaut.
Grosse Bedeutung für Region
Seit Fertigstellung der Bünzbrücke bei Anglikon wird die Verkehrsachse bereits wieder rege befahren. Jene, die seither die neu erstellte Strasse nutzen, waren während der letzten 24 Monate gezwungen, entweder über Dottikon/Dintikon oder durch Wohlen zu fahren. «Die Bauphase hat die Wichtigkeit dieses expliziten Strassenabschnitts gezeigt», resümiert Arsène Perroud. «Wir haben es gesehen: Durch die teilweise Sperrung der Strasse kam es zu einer grossen Belastung im Wohler Ortszentrum.» Doch nicht nur für den effektiven Verkehrsfluss, auch für die Vernetzung und Erreichbarkeit des Wirtschaftsstandortes Wohlen/ Villmergen ist die nördliche Verbindungsstrasse wesentlich. Nebst den lokalen Politikern erachtet auch der Kanton die Angliker- und Nutzenbachstrasse als wichtige Achse. «Das Bauprojekt hatte somit eine grosse Wichtigkeit für die Region Wohlen», schlussfolgert Dominik Studer.
Herausforderungen gemeistert
Mit Blick zurück auf die zweijährige Bauphase hob Studer vor allem die Fertigstellung der zwei SBB-Brücken hervor. «Das war sicherlich ein Highlight.» Dabei verweist er auf die Bauarbeiten an der Brückenkonstruktion, während der Zugverkehr grösstenteils ohne grosse Einschränkungen hatte aufrechterhalten werden können.
Gleichzeitig war es auch jene Phase gewesen, welche die Bauleitung am meisten gefordert hatte. Die Fertigstellung war ursprünglich für November 2020 geplant. Aufgrund von schmelzendem Schnee und Regenfällen konnten die Bauarbeiten erst fünf Monate später, im Frühjahr 2021, beendet werden. Nebst der Verbreiterung der Strasse wurde diese zusätzlich abgesenkt, um mehr Platz für grosse Liefer- und Lastwagen bei der Unterquerung zu schaffen. Das nasse Wetter verschlechterte die ohnehin schon anspruchsvolle Bausubstanz.
Zusätzlich stellte der regnerische Sommer 2021 die Bauleitung vor neue Herausforderungen. «Drei Mal wurde die Baustelle geflutet. Diese glich zeitweise einer Sumpf landschaft und stellte hohe Ansprüche an die Arbeitenden», so Studer.
Weitsichtiger Souverän
Trotz des Unvorhergesehenen konnten die Arbeiten wie geplant abgeschlossen werden. «Das bedeutet, dass die Kooperation zwischen all den verschiedenen Stellen, also Bund, Kanton, Gemeinden, SBB und involvierte Unternehmen, sehr gut funktioniert hat. Dies sicher dank der grossen Flexibilität, die an den Tag gelegt wurde.» Nicht nur die effektive Realisierung, auch die langfristige und gereifte Planung des Projekts sei wichtig für die nachhaltige politische Arbeit in der Region gewesen. «Das Projekt zeugt von Weitsicht», erklärt der Villmerger Gemeindeammann Ueli Lütolf. Zwar sei der Spatenstich im Sommer 2020 erfolgt, den Ursprung hatte das Projekt aber in der Einwohnergemeindeversammlung der Gemeinde Villmergen im Jahr 2013. Damals hat die Villmerger Stimmbevölkerung den Zusatzkredit für die Sanierung der Anglikerstrasse mit dem Verweis abgelehnt, dass nicht nur der Strassenabschnitt auf Villmerger, sondern auch derjenige auf Wohler Gemeindeboden im Rahmen von Sanierungsarbeiten hätte bearbeitet werden müssen, «inklusive Verbreiterung der SBB-Unterführung und Ausbau der Nutzenbachstrasse», blickt Lütolf zurück. «Im Nachhinein ein richtiges und wichtiges Anliegen», schlussfolgert der Gemeindeammann. Eine Sanierung nur auf Villmerger Seite hätte längerfristig keinen Mehrwert für die Region gehabt. 2014 wendete sich Lütolf gemeinsam mit dem damaligen Wohler Ammann Walter Dubler an Regierungsrat Attiger und seine Chefplaner und präsentierte ihnen das Gemeinschaftsprojekt. Per Dekret wurde dieses zu einem kantonalen Projekt ausgeweitet. Auch Attiger lobte die Gemeinschaftsarbeit der Gemeinden. Es habe einmal mehr gezeigt, dass Projekte dieser Art länger andauern als die effektiven Bauzeiten. «Planungen reifen durch politische Prozesse. Und die gute Zusammenarbeit war ausschlaggebend, dass das Projekt erfolgreich abgeschlossen werden konnte.»
Neues Habitat für viele Tiere
Parallel zur Sanierung und dem Ausbau der Strasse wurde der Nutzenbach von der Bahnlinie bis zur Mündung in die Bünz revitalisiert, ausgebaut und ökologisch aufgewertet. Auf der Strecke wurde die Gerinnebreite von ursprünglich 9 auf 12 Meter vergrössert. Der geschaffene natürliche Bachlauf wird künftig wieder ein Habitat für eine Vielzahl von Tieren sein. «Nicht nur die Erfüllung der Anforderungen an eine gute Strasse, sondern auch die Nachhaltigkeit stand bei diesem Projekt im Vordergrund», erklärt Perroud. Sogar der Biber sei schon gesichtet worden.
Schliesslich durfte, wie es sich gehört, der symbolische Akt nicht fehlen. Während Regierungsrat Attiger im Oldtimer USA Rauch and Lang, einem Elektroauto aus dem Jahr 1912, die Unterführung passierte, folgten ihm Perroud und Lütolf in einem Tesla X, bevor offiziell das Band zur Einweihung durchschnitten wurde.