Abenteuer in Thailand
04.07.2025 Fussball, SportDer Rudolfstetter Michael Kempter spielt neu bei Muangthong United
Verletzungspech, Streichen aus dem Kader, Versetzung in die 1. Liga. Die letzte Zeit war nicht einfach für Michael Kempter. Jetzt lanciert der Rudolfstetter Fussballer seine Karriere neu. Mit einem ...
Der Rudolfstetter Michael Kempter spielt neu bei Muangthong United
Verletzungspech, Streichen aus dem Kader, Versetzung in die 1. Liga. Die letzte Zeit war nicht einfach für Michael Kempter. Jetzt lanciert der Rudolfstetter Fussballer seine Karriere neu. Mit einem Wechsel von GC nach Thailand.
Bangkok. Eine Stadt mit rund 10 Millionen Einwohnern. Seit Kurzem ist Michael Kempter einer von ihnen. Er wohnt mitten im Zentrum im 27. Stock eines Hochhauses. «Das ist schon enorm eindrücklich», sagt der Fussballer, der in der 5000-Seelen-Gemeinde Rudolfstetten aufgewachsen ist.
Nachdem er im vergangenen September aus dem Kader des Grasshopper Club Zürich gestrichen worden ist und die Rückrunde mit der U21 des Rekordmeisters bestritten hat, war klar, dass er den Verein nach Ende seines Vertrags verlassen wird. Jetzt hat es den Aussenverteidiger nach Thailand verschlagen. Er hat sich Muangthong United angeschlossen, einem der grössten und traditionsreichsten Clubs des Landes. Nur Serienmeister Buriram United war in der Geschichte erfolgreicher als Kempters neues Team. Und der 30-jährige Freiämter brennt auf die neue Herausforderung. «Es hätte Optionen gegeben, beispielsweise in die Challenge League zu gehen. Aber mir war schon länger klar, dass für mich nur dieses Auslandsabenteuer infrage kommt.»
Thailand war schon lange eine Option
In der Schweiz hat Kempter bisher für den FC Zürich, Neuchâtel Xamax, den FC St. Gallen und zuletzt für GC gespielt. Die thailändischen Clubs haben ihn aber schon länger auf ihrer Liste. Der Rudolfstetter ist seit 2021 Nationalspieler der Philippinen, des Heimatlandes seiner Mutter. Das hat ihn für thailändische Mannschaften interessant gemacht. «Die Ausländerregelung in Thailand erlaubte bisher drei Spieler ausserhalb Asiens und zwei Südostasiaten pro Team. Diese Saison wurde das auf fünf Nichtasiaten und drei Südostasiaten erhöht. Da ich einen philippinischen Pass habe, falle ich unter die Südostasiatenquote.»
Frühere Anfragen aus Thailand lehnte Kempter ab, da sie nicht zu seiner Karriereplanung passten. Jetzt schien der Zeitpunkt richtig zu sein. «Wenn ich nicht jetzt ins Ausland gehe, werde ich es nie tun. Es ist eine spannende Lebenserfahrung. Wer kann schon von sich behaupten, in Bangkok gelebt und Fussball gespielt zu haben?» Schon bei den Südostasienmeisterschaften im vergangenen Herbst, wo er mit den Philippinen teilnimmt, hat er in erster Linie ein Ziel. «Mich präsentieren und den Vereinen aus der Region zeigen, dass ich nach meiner Verletzung wieder da bin.» Das ist ihm offensichtlich gelungen. Muangthong United und er werden sich schnell einig. Da mit John-Patrick Strauss ein Nationalmannschaftskollege von ihm in dem Verein spielt, informiert er sich auch früh bezüglich der Wohnsituation und findet auch bald eine Bleibe.
Vom Traualtar in die Ferne
Kempter hat sich gut eingelebt, auch wenn die Situation für ihn seltsam ist. Am 1. Juni heiratete er seine langjährige Partnerin. Seit dem 12. Juni ist er in Thailand. «Es ist schon etwas seltsam, so bald nach der Hochzeit abzureisen. Wir waren noch nie so lange getrennt. Da sie als Flight Attendant arbeitet, kann sie mich besuchen. Ab Herbst sollte es möglich sein, dass sie zu mir zieht. Bis ich mich hier zurechtgefunden habe, bin ich aber erstmal allein.»
Linksverkehr und Lift mit Gesichtserkennung
Er muss sich an einige Dinge gewöhnen. In Thailand herrscht Linksverkehr und im Training wird Thai gesprochen. «Wir haben aber einen Übersetzer. Im Alltag klappt es gut mit Englisch. Bangkok hat viele Touristen, sodass die Menschen sich verständigen können.» Auch das Klima ist eine Umstellung. Es herrschen rund 33 Grad, aber die Luftfeuchtigkeit ist höher als in der Schweiz. «Während des Trainings verlieren wir viel Flüssigkeit. Das ist schon eine Umstellung. Ansonsten wäre der Kulturschock wohl grösser, wenn ich irgendwo in die Provinz gewechselt wäre. Bangkok ist sehr modern. Teilweise moderner als die Schweiz. Der Lift in meinem Wohnblock funktioniert beispielsweise über Gesichtserkennung. Der Lebensstandard ist durchaus sehr hoch.»
Kempter ist vom fussballerischen Niveau positiv überrascht. «Technisch sind die Spieler überragend. Vielleicht sogar besser als in der Super League. Dafür sind sie auf taktischem Level schwächer.» Im August startet die Saison. Muangthong United spielt dieses Jahr nicht international. Kempter hat aber einen Zweijahresvertrag unterschrieben mit Option auf ein drittes Jahr. «Das passt mir gut. So kann ich mich jetzt gut vorbereiten und dann ein Jahr lang an die Liga gewöhnen, bevor wir dann kommende Saison hoffentlich wieder international spielen.» Den Meistertitel sieht er momentan als schwieriges Ziel, da Serienmeister Buriram finanziell einen deutlichen Vorsprung hat. «Der Verein peilt aber einen Platz unter den ersten drei an. Das ist realistisch. Mein persönliches Ziel ist es, gesund zu bleiben und dann hoffentlich international spielen zu können. » Die Derbys in der thailändischen Liga zwischen den Bangkoker Vereinen oder zwischen Muangthong United und Buriram haben Zuschauerzahlen im fünfstelligen Bereich. Zudem sind die Anreisewege für die Länderspiele mit den Philippinen für ihn nicht mehr so weit. Die letzten Jahre waren für Michael Kempter fussballerisch nicht immer einfach, dafür hat er jetzt viel, worauf er sich freuen kann. --jl