Als der Hallwilersee gefroren war
19.01.2021 MeisterschwandenDie Kälte erinnert an die letzte «Seegfröri» auf dem Hallwilersee
Vor rund 60 Jahren war der Hallwilersee zum letzten Mal gefroren. Die Polizei mahnte damals, dass Autos nicht auf den See gehören. Trotzdem kam es im Januar 1963 zum Drama mit zwei Toten.
So wie in den letzten Tagen hat es schon lange nicht mehr geschneit. In der ganzen Region gab es teilweise mehr als 20 Zentimeter Schnee. Kleinere Tümpel und Teiche sind gefroren. Den älteren Freiämtern dürfte da der Januar 1963 in den Sinn kommen. Damals war der Hallwilersee komplett gefroren. Das vermeldete diese Zeitung im Januar 1963. Schon in den Ausgaben zuvor tauchen immer wieder Bilder vom verschneiten Freiamt auf. Sogar die Bünz zwischen Waltenschwil und Wohlen war gefroren, sie wurde kurzerhand zur Eislaufbahn.
Eine Spritztour auf dem See
Doch der viele Schnee führte auch zu «verhängnisvollem Unfug», wie diese Zeitung am Dienstag, 29. Januar 1963, berichtete. Zwei junge Villmerger Familienväter fuhren mit einem Lastwagen über den Hallwilersee. Im Bericht ist vermerkt: «Jakob Kuhn und Rudolf Tellenbach hatten den Auftrag, am Montagnachmittag in Büttikon Maschinen zu besorgen.» Sie seien noch in Restaurants gesehen worden, ehe sie ihren Jeep stehen liessen und sich auf eine Spritzfahrt mit einem «neun Tonnen schweren Henschel-Lastwagen begaben». Die beiden hatten einer ausserkantonalen Zeitung von ihrer Fahrt über den zugefrorenen Hallwilersee erzählt, denn sie wollten, dass darüber berichtet wurde. Doch so weit kam es nicht, sie brachen auf dem See ein und ertranken.
Nicht das erste Fahrzeug auf dem See
Tags darauf begannen die Kantonspolizei, die Zürcher Seepolizei und ein Rettungswagen zusammen mit der Feuerwehr die Rettungsarbeiten in Meisterschwanden. Sie mussten sich mit einem Eispickel durchkämpfen, da der See schon wieder zugefroren war. «Und wenn nicht Absperrungen gewesen wären, hätte man nichts davon bemerkt, dass da am Abend zuvor ein neun Tonnen schwerer Lastwagen eingebrochen war», schrieb diese Zeitung. Der Lastwagen lag etwa 20 Meter tief im Schlamm eingesunken. Die rechte Tür des Wagens stand offen und die beiden Chauffeure lagen neben dem Auto. Das vermeldete der Froschmann, der zum Wrack hinuntergetaucht war. Er vermutete, dass sich die beiden Villmerger durch die Türe zu retten versucht haben.
Zu diesem Zeitpunkt galt auf sämtlichen mit Eisschicht bedeckten Seen ein allgemeines Fahrverbot. Das erklärte der damalige Vorsteher der Justiz- und Polizeidirektion des Kantons, Dr. Paul Hausherr. Schon vor dem Drama auf dem Hallwilersee musste das Verbot erlassen werden, «dass sich einige Skifahrer von Autos über die schneebedeckte Fläche des Hallwilersees ziehen liessen». --chg