Als ihn noch kaum jemand kannte
22.04.2022 WohlenEinblick ins Archiv: Vor 20 Jahren startete Jan Dettwyler seine Solokarriere
April 2002: Ein 24-jähriges Musiktalent aus Wohlen veröffentlicht sein erstes Soloalbum. National wurde dies in den Medien kaum beachtet. Der «Wohler Anzeiger» knallte Jan Dettwyler aber auf die Titelseite. Und dort träumt Seven von einer grossen Karriere.
Stefan Sprenger
Er hat ein Ziel. Seine 60-Prozent-Stelle und die Musik sollen dafür sorgen, «dass immer etwas zu essen auf dem Tisch ist», sagt Jan Dettwyler in einem Interview im April 2002 in dieser Zeitung. Im Artikel träumt das junge Musiktalent aus Wohlen von einer steilen Karriere. Er erzählt, wie er mit 12 Jahren so richtig mit dem Singen und Musizieren angefangen hat. Damals, 1990, gründete sein Bruder Micha die Funkband «Eat the Jam». Und Jan Dettwyler wurde Leadsänger. Die Band war auch 2002 noch ein wichtiger Bestandteil seines Musikerlebens. Parallel dazu wurde 1993 die A-cappella-Band «Natural» gegründet. Mitglieder waren die Dettwyler-Brüder Jan und Micha und die Strasser-Brüder Pascal und Roger. Sie tourten durch die Schweiz und begeisterten das Publikum. Diese unzähligen Auftritte dieser Kombo formten Jan Dettwyler.
In der Schweizer Hip-Hop-Szene fühlt er sich auch pudelwohl. Im Artikel 2002 heisst es: «Mit seinem souligen Gesang stahl er manchen die Show.»
Immer die Klappe offen
Und nun sitzt er da. Jan Dettwyler, zarte 24 Jahre jung, der fortan nur noch «Seven» genannt werden will. Sieben sei die Zahl, die ihn stets begleitete. Deshalb habe er diesen Künstlernamen ausgewählt. «Seven. Das war der erste Gedanke – und dieser soll bekanntlich gut sein», meint er. Er habe immer die Klappe offen, sei stets durchgeknallt, kurzhaarig, «ein nicht ernst zu nehmender Musikjunkie».
Ein Jahr nachdem er die Matura erfolgreich abgeschlossen hat, sei das Geld bei ihm eher Mangelware. Und er war froh, dass DJ Flink, ein guter Kumpel, ihn beim ersten Album «Dedicated to …» unterstützt hat. Flink hatte ein eigenes Musikstudio und bei der Albumproduktion konnte so viel Geld gespart werden. Und er habe auch von vielen guten Beziehungen profitiert. «Vitamin B», nennt Jan Dettwyler damals diese Beziehungen. «Ich habe eine neue und spannende Welt entdeckt», sagt Seven damals. Ein optimaler Rückhalt für dieses erste Werk sei dringend nötig gewesen. «Denn Kreativität unter Zeitdruck mag ich einfach nicht.»
Erster Videoclip
Zehn Monate lang tüftelt er an seinem ersten Soloalbum, das 14 Songs beinhaltet. Und jetzt steht er kurz vor der CD-Taufe und Release-Party im Zürcher Lokal Kaufleuten. Im Artikel aus dem Jahr 2002 wird ebenfalls auf die Weltpremiere des Videoclips aufmerksam gemacht. Der Sender «Viva Swizz» wird den Clip pünktlich am Montag um 22 Uhr ausstrahlen. «Ein Videoclip gehört einfach dazu», sagt Seven damals. Drehort war in Wohlen am Bankweg. «Ein idealer Standort.» Übrigens: Heute bezeichnet Seven diesen Videoclip als «legendär».
Der Autor des Artikels – namentlich Chefredaktor Daniel Marti – blickte ein wenig voraus. «Mit dem Debütalbum hat Seven einen neuen Meilenstein in seiner Karriere gesetzt.» Und als Jan Dettwyler den Satz sagt: «Zusammen mit dem Teilzeitjob soll mich die Musik so weit führen, dass immer etwas zu essen auf dem Tisch ist», meint der Autor: «Wetten, dass es zu mehr reicht?»
Heute – 298 Songs, zwölf Alben, vier Live-Alben und Zigtausende verkaufte Konzerttickets später – wissen alle, Daniel Marti sollte recht behalten. Der junge Jan Dettwyler, der ab April 2002 nur noch «Seven» genannt werden will, startet eine der grössten Karrieren der Schweizer Musiklandschaft.