Alt und Neu kombinieren

  27.04.2021 Auw

Im Herzen von Auw wird aktuell ein denkmalgeschütztes Haus umgebaut

Aus dem 16. Jahrhundert. So alt sind einige der Balken, die dieses Haus stützen und es auch in Zukunft tun werden. Dieses Zusammenspiel von Alt und Neu gefällt den Bauleitern Fabian Bissig und Severin Imlig von der Sefa Fachwerk GmbH. In Auw arbeiten sie eng zusammen mit Kantonsarchäologie und Denkmalpflege.

Annemarie Keusch

Dass bei alten Häusern Balken oder Wände schräg sind, ist nichts Aussergewöhnliches. Aber im Haus an der Käsereistrasse 13 in Auw sind die Schrägen ganz besonders. Von blossem Auge ist draussen zu sehen, dass die Mauer gegen aussen hängt. «Ja, wir dachten zuerst, dass wir die Ecke abfangen müssen», sagt Severin Imlig. Die Auwerinnen und Auwer beruhigten. Das sei schon seit Jahrzehnten gleich.

Zusammen mit Fabian Bissig baut Severin Imlig das alte Haus im Herzen von Auw um. Erst Anfang Monat haben sich die beiden mit ihrer Sefa Fachwerk GmbH selbstständig gemacht und realisieren in Auw ihr erstes grosses Projekt. Bauleitungserfahrung bringen beide mit, Bissig war Teil des Teams der Feldmann-Baumanagement AG in Muri. «Dort lernte ich dieses Objekt kennen», erinnert er sich. Das alte Einfamilienhaus gehört der Feldmann-Gruppe, wie es auch die alte Scheune tat, die nebenan stand. Aus ihr sind schon Wohnungen geworden, das Haus blieb noch stehen, war aber seit rund zehn Jahren unbewohnt.

Über die Jahrhunderte verschiedene Renovationen

Viel über die Geschichte des Hauses wissen die beiden nicht. Das Kurzinventar, heute Bauinventar, der Gemeinde hilft weiter. Hier ist die Rede von der altertümlichen Gestalt als Freiämterhaus mit flach geneigtem Tätschdach und giebelseitiger Obergeschosslaube. Eine Altersbestimmung anhand der Jahrringabfolge des Holzes lässt darauf schliessen, dass der Kernbau 1469/1470 erbaut wurde. Immer wieder wurde es erneuert, ab 1850 war es ein Zweifamilienhaus – der westliche Hausteil ist schon länger renoviert. Die letzte Renovation im Ostteil datiert von 1980. Ein Teil der Bodenbeläge und Wandoberflächen sei dabei erneuert worden.

Nun folgt die ganz grosse Erneuerung. Aber Severin Imlig und Fabian Bissig wollen dabei das Alte nicht in den Hintergrund drängen, dürfen sie auch nicht. Das Haus ist leer geräumt, nur an einer Wand hängt ein Traktorenkalender aus dem Jahr 2004. Viel tiefere Jahrzahlen sind über das Haus an der Käsereistrasse 13 dokumentiert. Die Bauernhausforschung hielt Inschriften der Jahrzahlen 1530 und 1533 an einem Keller- und einem Deckenbalken fest, auffindbar ist dieses Dokument aber nicht mehr.

Aus altem Einfamilienhaus wird neues Einfamilienhaus

Viel mehr ist über das alte Haus im Zentrum Auws noch nicht bekannt. Hier kommt die Kantonsarchäologie ins Spiel. Während zwei bis drei Wochen wird alles im Haus dokumentiert, jeder Balken, die alten Fenster. Auch bei Grabarbeiten, die im Keller noch anstehen, werden Mitarbeitende der Kantonsarchäologie dabei sein. Zudem sitzt auch die Denkmalpflege mit im Boot. «Klar, das kann den ganzen Bauprozess verlängern, aber uns ist es wichtig, dass die alten Balken, der Kachelofen, die Kassettendecke und vieles mehr erhalten bleiben», sagt Severin Imlig.

Aus dem ehemaligen Einfamilienhaus mit Schweinestall im Erdgeschoss machen die beiden im Auftrag der Feldmann-Gruppe ein neues Einfamilienhaus und verbinden dabei neue und alte Aspekte. Das äussere Erscheinungsbild samt Laube bleibt. Innen sind gewisse Änderungen möglich. Die braucht es auch, um beispielsweise schräge Decken oder Wände zu stützen und gerade wirken zu lassen. «Das ist schon eine Herausforderung», sagt Fabian Bissig.

Aus alten Balken Möbel gezimmert

Eine Herausforderung, die sie gerne anpacken. Beide mögen das Alte. «Wir haben etwa aus den alten Balken der Scheune, die abgerissen wurde, Möbel gebaut», sagt Fabian Bissig. Diese kamen an, vom Schrank bis zum Sideboard. Dieser Erfolg war mit ein Grund, weshalb sie sich selbstständig machten. «Nur noch in der Freizeit, das ging nicht mehr.»

Sich auf denkmalgeschützte Gebäude spezialisieren ist darum eine Idee, die Severin Imlig und Fabian Bissig gerne verfolgen. Zuerst gilt aber ihr ganzer Fokus dem Projekt in Auw. Im Januar 2022 soll der Umbau fertig sein. So viel verändern, dass das Haus nicht mehr wiederzuerkennen ist, dürfen die beiden nicht. Aber modernisieren, verschönern und neu gestalten können sie das 7½-Zimmer-Haus alleweil. Die Baubewilligung der Gemeinde dafür ist da. «Wir freuen uns. Auch weil das Projekt bei der Gemeinde und der Bevölkerung gut ankommt», sagt Fabian Bissig. Im Zentrum von Auw wird aus Alt also nicht Neu, sondern es bleibt alt, mit neuem Touch.


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