Alte Zeitzeugen
14.02.2023 Merenschwand, Region OberfreiamtSonja Bantli öffnet am kommenden Wochenende die Türen zu ihrer Kunstschreinerei in Merenschwand. An den «Reparaturtagen» vom 16. bis 18. Februar richtet die Möbelrestauratorin dabei alte Möbelstücke vor Ort wieder her – und gibt Einblick in ein altes ...
Sonja Bantli öffnet am kommenden Wochenende die Türen zu ihrer Kunstschreinerei in Merenschwand. An den «Reparaturtagen» vom 16. bis 18. Februar richtet die Möbelrestauratorin dabei alte Möbelstücke vor Ort wieder her – und gibt Einblick in ein altes Handwerk. --cbl
Stücke mit Vergangenheit
Sonja Bantli veranstaltet vom 16. bis 18. Februar die «Reparaturtage» in ihrer Kunstschreinerei
Sie haucht alten Sachen neues Leben ein: Die Möbelrestauratorin und Kunstschreinerin Sonja Bantli richtet in die Jahre gekommene Holzmöbel wieder her. Um Einblick in ihre Arbeit zu geben, öffnet sie am Wochenende ihre Türen – und nimmt dabei kleinere Reparaturarbeiten an Möbeln direkt vor Ort vor.
Celeste Blanc
Fein liegt der Duft von Holz in der Luft. Entlang der einen Wand stehen alte Schränke, Stühle, ein Schaukelpferd, ihnen folgen geschnitzte Figuren, Fragmente und Skizzen. Kunstschreinerin Sonja Bantli ist bei der Arbeit. Konzentriert schnitzt sie an einem grossen Holzwappen. Als Schreinerin, Holzbildhauerin und Möbelrestauratorin ist Bantli vielseitig unterwegs: Nebst der Kreation eigener Werke repariert und restauriert sie auch alte Möbelstücke. «Die Arbeit mit Holz ist etwas Wunderbares. Sie ist naturverbunden und nachhaltig zugleich», erklärt Bantli und legt ihr Werkzeug beiseite.
Einblick in ihre Arbeit möchte sie vom Donnerstag, 16. Februar, bis Samstag, 18. Februar, geben. Dann öffnet Bantli mit den «Reparaturtagen» die Türen ihrer Werkstatt. Nicht nur ihre Eigenkreationen sind an diesen Tagen zu bewundern. Die Möbelrestauratorin wird zusätzlich kleinere Arbeiten an Holzmöbeln direkt vor Ort für die Kundschaft verrichten.
Manchmal wie Detektivarbeit
Seit 2006 führt Sonja Bantli ihre Werkstatt in Merenschwand. Schon immer hatte sie ein Flair für handwerkliches Arbeiten. Aufgewachsen ist sie in einem alten Bauernhaus in Maienfeld, Graubünden. «Da gab es immer etwas zu tun. Ausbesserungen am Haus tätigen oder Holzen für den Winter, zum Beispiel. Vermutlich war das der Grundstein für meine spätere Berufswahl», meint sie lachend. Dabei füllt ihr herzliches, schallendes Lachen die kleine, lichtdurchflutete Werkstatt, bis in den hinteren Teil, wo verschiedene Möbel auf ihre Reparatur warten.
Die aufgestellte Bündnerin, die durch die Liebe ins Freiamt kam, absolvierte die Ausbildung zur Schreinerin im traditionellen Möbelbau. Später folgte die Lehre zur Holzbildhauerin an der Schule für Holzbildhauerei in Brienz und die Ausbildung zur Handwerkerin in der Denkmalpflege. Ihr geballtes Wissen lehrt sie heute im Lehrgang Handwerker der Denkmalpflege an der Branchenfachschule der Luzerner Schreiner in Rothenburg.
Zwischen den Schränken, Stühlen, Kommoden und Tischen stehen auch zwei Sekretäre. Auf den ersten Blick gleich, stammen diese aus unterschiedlichen Zeiten, wie die Expertin weiss. Bantli öffnet behutsam den einen Sekretär und zeigt auf drei kleine Schubladen. «Die Arbeit ähnelt manchmal jener eines Detektivs», witzelt sie und präsentiert ein Geheimfach im Sekretär.
Die drei Schubladen sind nämlich nur Attrappe. Macht man das Türchen auf, zeigen sich zwei Schubladen, die verschliessbar sind. «Einfach wunderschön», meint sie und fährt über das Holz. «Solche feinen, ausgetüftelten Arbeiten gibt es in der heutigen Zeit nur noch selten zu kaufen.»
In Erbstücke wird viel investiert
Bantli verrichtet ein Handwerk, das nicht mehr weit verbreitet ist. Grosse Möbelhäuser konkurrieren mit ihrer Arbeit. Heute sei es einfacher, in einen Möbeldiscounter zu gehen, um sich für eine Wohnung einzurichten. Nebst dem Zeitfaktor spiele oftmals auch das Geld eine Rolle. Für Bantli teilweise verständlich. «Als junger Mensch günstige Möbel für die erste Wohnung zu kaufen, ist doch okay», findet sie. Gleichzeitig sei das auch eine Chance, die Wertschätzung für das Handwerk wiederzuentdecken. «Bei günstigen Möbeln merkt man schnell, dass sie nicht lange halten. Ein Tisch oder Schrank hingegen, der durch solide Arbeit hergestellt wurde, hält ewig», so die Schreinerin. Deshalb schätzt sie es, dass während der 16Jahre, in denen sie selbstständig ist, das Bedürfnis der Kunden stetig gewachsen sei, die alten Möbel aufbessern zu lassen. «Die Nachfrage schwankt, wie in jeder Branche. Vor allem während Corona war sie riesig.» Viele hätten ihr Geld in die Aufwertung eines geliebten Erbstückes investiert. «Vermutlich auch, weil man nicht gross in die Ferien gehen konnte.»
Aufträge erhält Bantli aus dem ganzen Freiamt, der Hallwilersee-Region sowie aus den Kantonen Luzern, Zug und Zürich. Bei vielen der Gegenstände, die Bantli restauriert, handelt es sich um Erbstücke. Davon zeugen viele der Möbel, von denen die meisten aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammen. Die Kommode der Urgrossmutter, ein Schrank vom Grossvater, der alte Holzstuhl aus Kindertagen – für die Kundschaft haben sie nahezu immer einen emotionalen Wert. «Das ist ein weiterer schöner Aspekt meines Berufs: Die Freude der Kunden, wenn sie ein frisch restauriertes Erbstück entgegennehmen, ist fast unbezahlbar.» Die Restauratorin streift durch eine Reihe von Stühlen und bleibt vor einem Kinderstuhl stehen.
Es ist einer der Firma Horgenglarus, die seit 1880 Stühle herstellen und deren Designs weltbekannt sind. Dass nun einer in der Werkstatt von Sonja Bantli steht, begeistert sie. Nicht nur wegen der Restaurierungsarbeit, sondern auch, dass bei unscheinbaren Gegenständen in den Erhalt des Möbelstücks investiert werde. «Für mich sind die Möbel aus vergangener Zeit ein Kulturgut. Sie ermöglichen uns einen Einblick in die Geschichte.» An ihnen erkenne man, wie sich die Gesellschaft verändert habe und wie die Menschen von damals lebten.
Wenn Bantli erzählt, merkt man, wie viel ihr am Handwerk liegt. «Hinter einem geschreinerten Möbelstück steckt so viel Arbeit, so viele Gedanken, so viel Zeit.» Deshalb involviert die Schreinerin ihre Kundschaft in den Arbeitsprozess. Steht an einem Stück ein interessanter Schritt an, ruft sie an und fragt, ob man ihr zuschauen möchte. «Das wird von vielen geschätzt. Das ist eine weitere positive Entwicklung: Je länger je mehr wächst das Interesse und das Angebot wird wahrgenommen.»
Über die Schulter schauen
Auf das Interesse der Bevölkerung hofft Sonja Bantli nun am kommenden Wochenende. «Ziel mit dem Tag der offenen Tür ist es, einen unverbindlichen Blick über die Schulter in die Handwerkskunst zu ermöglichen.» Gemeinsam mit ihrer ehemaligen Arbeitskollegin Leonie Sommer wird Bantli dann restaurieren, flicken und meisseln – je nachdem, welche Aufträge ins Haus flattern. «Seien es ein Tisch oder Stuhl, die wackeln, oder eine Türe oder Schublade, die klemmen – solche Arbeiten nehmen wir kostenlos vor», erklärt die Kunstschreinerin.
Auch mit grösseren Reparaturarbeiten darf in der Werkstatt vorbeigeschaut werden. «Wenn das nicht gehen sollte, weil das Möbel zu gross ist, würden wir den Fall mit der Kundschaft besprechen und einen Besichtigungstermin vereinbaren.»
Die «Reparaturtage» in Sonjas Kunstschreinerei an der Bremgartenstrasse 20 in Merenschwand finden am Donnerstag, 16. Februar, und Freitag, 17. Februar, von 9 bis 12 und von 13.30 bis 18 Uhr, statt. Am Samstag, 18. Februar, ist die Werkstatt durchgehend von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.sonjas-kunst.ch.