Am Anfang stand ein Pick-up
16.08.2025 Tourismus, Region Oberfreiamt, AuwDie Chance am Schopf gepackt
Die Freiämter Remy Marthaler und Manuela Quero gründeten ihr Reisebüro Tru Safari
Am Anfang stand ihre Begeisterung für Namibia und Tansania. Remy Marthaler und Manuela Quero liessen daraus ein ...
Die Chance am Schopf gepackt
Die Freiämter Remy Marthaler und Manuela Quero gründeten ihr Reisebüro Tru Safari
Am Anfang stand ihre Begeisterung für Namibia und Tansania. Remy Marthaler und Manuela Quero liessen daraus ein Reisebüro wachsen.
Annemarie Keusch
Dies nur als Zufall und nicht als Schicksal abzutun, ist kaum möglich. Ende 2020, Anfang 2021 wars. Die Pandemie hatte weite Teile der Welt im Griff. Remy Marthaler und Manuela Quero aber wollten in die Ferien, suchten ein Land, das nicht auf der Quarantäneliste steht und auch in der Vergangenheit nicht stand. Namibia und Tansania – ihr also zufälliges Reiseziel. Sechs Wochen waren sie in den zwei afrikanischen Ländern unterwegs. Den Tarangire-Nationalpark in Tansania wollten sie spontan mit einem Guide erkunden und lernten dadurch Gilliard kennen. Aus ursprünglich einem gemeinsamen Tag wurde fast eine Woche. Und mittlerweile arbeiten die beiden Freiämter eng mit ihm als Reiseveranstalter in Tansania zusammen.
Eine Reise, ein Gedanke, eine Geschäftsidee – Manuela Quero und Remy Marthaler haben die Chance am Schopf gepackt. Tru Safari heisst ihr Reisebüro. Spezialisiert sind sie auf Safari in Tansania, Uganda und Kenia, bald sollen Südafrika, Botswana und Namibia hinzukommen. «Wir hätten nie damit gerechnet, beruflich diesen Weg einzuschlagen», sagen die beiden. Entsprechend viel Wissen mussten sie sich in den letzten Jahren aneignen. Acht Jahre lang lebten Manuela Quero und Remy Marthaler in Muri, seit Kurzem in Auw. Und eben erst sind sie zurückgekommen von ihrer Reise nach Südafrika.
Mit Tru Safari wagten sich Manuela Quero und Remy Marthaler in die Reisebranche
Ihr Fokus liegt auf Safari – in Uganda, Tansania oder Kenia. Manuela Quero und Remy Marthaler lancierten 2021 ihr eigenes Reisebüro. Sie sind überzeugt: «Safari ist die coolste Art, um Ferien zu machen.» Länder und Leute haben es ihnen angetan – das wollen sie verbreiten.
Annemarie Keusch
Keine Ahnung. Weder Manuela Quero noch Remy Marthaler. Die Reisebranche war ihnen komplett neu. Er ist in der Informatik tätig, hat soeben den Bachelor in Cyber Security absolviert. Sie war vorher im kaufmännischen Bereich tätig. Aktuell studieren beide Wirtschaft. «Durch unser Unternehmen stieg das Interesse daran», sagt Remy Marthaler. Manuela Quero studiert berufsbegleitend, um sich nebenbei ihrem Reisebüro widmen zu können. «Wir haben viel gelesen», sagt sie. Sich Wissen über die Reisebranche angeeignet. Vor allem haben sie einfach gemacht, ohne Angst, ohne Zweifel, aber mit viel Demut und Herzblut. «Wir haben uns alles Schritt für Schritt aufgebaut», sagt Remy Marthaler. Sich einem Berufsverband anzuschliessen, erachten die beiden dabei als zentral. «Der Austausch ist super, man lernt viel voneinander. In der Reisebranche scheint man keine Konkurrenz zu kennen, stattdessen hilft man einander, wo es geht.» Mit Tru Safari gehören sie dem grössten Schweizer Reiseverband an. «Es sind viele kleine Unternehmen dabei. Das fördert den Austausch», sagt Remy Marthaler. Spezialisiert auf Safaris in einzelnen Ländern – mit diesem Angebot sind sie die Einzigen. «Andere bieten auch Safaris an, aber wir sind die Einzigen, die anstreben, offizieller Partner des Verbands im Bereich von Safari-Reisen zu werden», präzisiert Manuela Quero.
Dabei waren die 31-Jährige und der 27-Jährige weder langjährige Afrikanoch passionierte Safari-Fans, als sie ihr Unternehmen gründeten. Viel Zufall spielte mit, dass sie 2020/2021 nach Namibia und Tansania reisten. Und erst recht, dass sie Gilliard kennenlernten. Einen Reiseanbieter, mit dem sie den Tarangire-Nationalpark in Tansania erkundeten. «Auf einem richtigen Landcruiser», sagt Manuela Quero. Die beiden lachen. Sie waren zwar auch mit einem Pick-up unterwegs, aber mit einem ohne 4x4-Antrieb. «Obwohl die Erdstrassen von Schlaglöchern durchsät waren und wir auf dem Weg zu Lodges Wasser durchfahren mussten.» Für sie sei klar gewesen: «Regnet es am Folgetag, kommen wir mit diesem Auto hier nicht mehr weg.» Aber sie brauchten ihr Auto dann für eine Weile gar nicht mehr. Weil sie Gilliard antrafen, eine Woche mit ihm unterwegs waren. «Aber es wäre tatsächlich so gewesen. Mit unserem Auto wären wir stecken geblieben.» Es war das Schlüsselergebnis. «Warum bieten wir nicht selber solche Reisen an?» Wenige Monate später gründeten sie ihre Firma, ein weiteres Jahr später reisten die ersten Kunden nach Tansania.
Ursprüngliche Flora und Fauna
Safari begeistern Manuela Quero und Remy Marthaler. «Die coolste Art, Ferien zu machen», sind sie überzeugt.
Eine ideale Mischung zwischen Entspannung und Abenteuer. «Und wer meint, man sitze nur den ganzen Tag in einem engen, stickigen Auto, der hat komplett falsche Vorstellungen.» Es sei die Unberührtheit der Natur, die sie fasziniere. Das Ursprüngliche, Wilde. Inzwischen haben sie viele Safaris erlebt. «Die Tiere frei zu sehen, in einer Natur, die so ist, wie sie eigentlich sein müsse. Das fasziniert mich», sagt Manuela Quero. Und das fasziniert viele Menschen. Entsprechend sind Safari-Reisen durchaus gefragt. Gerade auch solche mit Guides. «Das empfehlen wir unbedingt, weil man so unglaublich viel Spannendes über Flora, Fauna und Geschichte der Orte kennenlernt und an Plätze kommt, die längst nicht in jedem Reiseführer stehen.»
Jährlich mindestens einmal reisen die beiden nach Afrika. «Weil wir unsere Kundinnen und Kunden nur beraten können, wenn wir selber an den entsprechenden Orten waren. Wir wollen wissen, was wir verkaufen», sagt Manuela Quero. Sie fahren auch die Routen ab, um Distanzen und Zeiten abschätzen zu können. «Wenn wir selber gespürt und erlebt haben, was diese Orte, diese Begegnungen – ob mit Mensch oder Tier – mit einem machen, können wir am besten beraten.» Diese Nähe, sie ist den beiden wichtig. In Uganda, in Tansania und in Kenia arbeiten sie direkt mit Reiseanbietern zusammen. «Leute, die zu uns passen, denen wir vertrauen und die wirklich gut sind», versichern sie. Seit letzter Woche sind sie zurück aus Südafrika. Auch dort haben sie entsprechende Kontakte geknüpft, Safaris erlebt, Ideen für ihre Angebote gesammelt.
Flexibel reagieren auf Kundenwünsche
Tru Safari ist stetig gewachsen. Anfangs noch auf Tansania spezialisiert und unter dem Namen «Tansania Travelers» hat sich das Unternehmen entwickelt. Weil weitere Länder dazukamen und dazukommen werden, ist der Name neutraler. Es laufe gut, betonen die beiden, die seit Kurzem in Auw leben. Im Dorf, wo Remy Marthaler aufgewachsen ist. Teilweise kommen die Anfragen täglich rein. Und sie sind unterschiedlichster Natur. Einige Kunden wünschen sich eine fix organisierte Rundreise mit Guide, andere wollen zumindest phasenweise das Land selber erkunden. Wieder andere buchen Safari-Ausflüge und einige wünschen sich auch gleich das Hotel auf Sansibar mitreserviert. «Wir sind sehr flexibel. Unser kleines Unternehmen ermöglicht das», sagt Remy Marthaler.
Die Hauptreisezeiten für Afrikas Osten sind lang. «Alles ausser Frühling», sagt Manuela Quero. Die Reisepakete zu verkaufen, ist das eine. Die Gäste während ihrer Reise zu betreuen, das andere. «Wir hatten auch schon den Fall, dass ein Flug unplanmässig umkehren musste. Mit einem Buschdinner am nächsten Tag konnten wir diese zusätzlichen Strapazen versuchen auszugleichen», sagt Manuela Quero. Allgemein seien die Flüge jeweils die grösste Unsicherheit. «Vor Ort haben wir Experten, sie können quasi alle Herausforderungen meistern.» Den Menschen einmalige Ferienerfahrungen ermöglichen, das gefällt den beiden an ihrem Projekt. «Die zufriedenen Rückmeldungen sind der grösste Lohn», sagen sie. Auch wenn es natürlich das Ziel ist, das Reisebüro so zu führen, dass es auch wirtschaftlich zum Erfolg wird. Bei anderen Reisebüros ihre Angebote platzieren zu können, das ist eines ihrer nächsten Ziele. Zudem können sie sich vorstellen, auch bisher touristisch weniger bekannte Länder Afrikas in ihr Angebot aufzunehmen – etwa Gabun oder Angola. Das Fieber hat sie definitiv gepackt. Das Reisefieber und das Reiseorganisationsfieber.
Mehr Infos: www.trusafari.ch.