Andenken einer Heiligen bewahren
05.03.2024 Auw, Region OberfreiamtJahr des 100. Todestags
Verein Maria Bernarda feiert am Pfingstsonntag
Schwester Angela zieht sich von der Vorstandsarbeit zurück, für sie übernimmt Schwester Margarita. Sonst bleibt personell alles wie gehabt, beim Verein Maria Bernarda in ...
Jahr des 100. Todestags
Verein Maria Bernarda feiert am Pfingstsonntag
Schwester Angela zieht sich von der Vorstandsarbeit zurück, für sie übernimmt Schwester Margarita. Sonst bleibt personell alles wie gehabt, beim Verein Maria Bernarda in Auw, der sich dafür einsetzt, das Andenken an «seine» Heilige zu bewahren. In Kolumbien hat Maria Bernarda Werke für alle Gesellschaftsschichten gegründet, hat sich für Seelsorge, Kranken- und Behindertenpflege sowie Bildung engagiert. Am 19. Mai jährt sich der Todestag der Freiämter Ordensfrau zum 100. Mal. Hierzulande ist ihr Name seit der Seligsprechung 1995 und der Heiligsprechung 2008 ein Begriff. --tst
In Auw wird dieses Jahr der 100. Todestag von Maria Bernarda gefeiert
An der 6. Generalversammlung des Vereins Maria Bernarda drehte sich alles um den bevorstehenden 100. Todestag der Heiligen aus Auw. Knapp 50 Interessierte liessen sich dazu in der Alten Kanzlei aus erster Hand orientieren.
Thomas Stöckli
Eigentlich ist es ja ein trauriger, kein fröhlicher Anlass. Wieso feiert man einen Todestag? «Für uns hat der Tag eine grosse Bedeutung», erklärt Schwester Flormita, franziskanische Missionsschwester der von Maria Bernarda gegründeten Kongregation Maria Hilf. Sie berichtet von der Grabstätte der Heiligen an deren Wirkungsstätte in Kolumbien, die täglich Gläubige anzieht und ihnen Trost und Hoffnung spendet. «Wir feiern den Heimgang unserer guten und beispielhaften Gründerin», so Schwester Flormita, die sich in Auw in der Missionsprokur engagiert.
Verehrt schon zu Lebzeiten
Als Verena Bütler wurde Maria Bernarda am 28. Mai 1848 in Auw geboren. Ihren Ordensnamen erhielt sie knapp 20 Jahre später im Kloster Maria Hilf in Altstätten. Ihr missionarischer Geist und Eifer für das Reich Gottes führten sie 1888 nach Equador. Von dort musste sie 1895 nach Kolumbien flüchten, wo sie sich den Rest ihres Lebens einsetzte, um spirituelle und materielle Nöte zu lindern.
Den Status, den Maria Bernarda durch ihr selbstloses Wirken in Cartagena erlangt hat, veranschaulichte Gerry Imbach, Vorstandsmitglied des Vereins Maria Bernarda, mit einer Schilderung der letzten Stunden der Heiligen. Wie sie, die oft krank war und unter dem tropischen Klima zusätzlich gelitten hat, am 3. Mai 1924 zum ersten Mal den eigenen Tod ansprach, wie sie am 11. Mai wegen einer Darmentzündung starke Leibschmerzen litt, wie die Kräfte schwanden und sie am Morgen des 19. Mai schliesslich komplett verliessen.
Langer Trauerzug
«Die Todesnachricht ging wie ein Lauffeuer durch die Stadt», so Imbach. Für die Bevölkerung sei schon damals klar gewesen, dass ihre «geliebte Mutter» eine Heilige war, interpretiert Gerry Imbach die Augenzeugenberichte zur damaligen Stimmung. Die katholische Kirche hat dies mit der Seligsprechung vom 29. Oktober 1995 durch Papst Johannes Paul II und der Heiligsprechung durch Papst Benedikt XVI am 12. Oktober 2008 in Rom offiziell bestätigt.
Die Heilige wurde in Cartagena noch an ihrem Todestag zu Grabe getragen. Und zwar wortwörtlich: Der Leichenwagen sei leer hinter den Sargträgern hergefahren. 700 Schülerinnen in weissen Gewändern hatten den Trauerzug angeführt. Ihnen dürften Tausende gefolgt sein, darunter auch die Mitschwestern sowie kirchliche und weltliche Würdenträger. Imbach erwähnte weiter die emotionale Rede von Erzbischof Pietro Brioschi, einem langjährigen Wegbegleiter der Heiligen. Seine Worte seien immer wieder durch Tränen unterbrochen worden.
Ein einfaches Mahl für alle
Die Ausführungen machen deutlich, weshalb der 100. Todestag gefeiert werden darf, ja muss. Diesmal fällt der Gedenktag auf den Pfingstsonntag. Das Programm startet um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst mit dem emeritierten Weihbischof Denis Theurillat. «Er war schon da und kennt die ganze Geschichte», begründet Vereinspräsident Martin Abt die Wahl. Um zirka 12.30 Uhr soll dann ein Mittagessen im Mehrzweckgebäude folgen. «Ganz im Sinne von Maria Bernarda halten wir es einfach. Das Ziel ist, dass der ganze Tag für alle gratis wird», so Abt.
Zum weiteren Programm gehören Musik und Ansprachen, ein Referat von Christian Schweizer, ehemaliger Provinzarchivar der Schweizer Kapuziner im Kloster Wesemlin, zum Thema «Bernarda Bütler und die Kapuziner – Ursprung des Heiligsprechungsprozesses» und schliesslich werden zwölf neue Infotafeln enthüllt. Dazu hat der Verein das Leben der Heiligen von der Geburt bis zum Tod aufgearbeitet.
Personelle Konstanz
Der Gedenktag zum 100. Todestag von Maria Bernarda ist der klare Höhepunkt des diesjährigen Vereinsjahrs. Bereits drei Wochen vorher führt am 28. April Schwester Flormita auf den Besinnungsweg. Für den 23. Juni ist eine Besichtigung des Geburtshauses in Auw vorgesehen. Bei dieser Gelegenheit werden auch Informationen zum Leben in der damaligen Zeit vermittelt.
Der Vereinsausflug Ende September, ein Vortrag im Oktober und die bewährte Kuchenaktion beim Weihnachtsbaumverkauf Anfang Dezember runden das Jahresprogramm ab. Zudem findet jeweils am ersten Dienstag pro Monat um 9 Uhr ein Gedenkgottesdienst statt, mit anschliessendem Austausch im Bernarda-Café. «Beim letzten Mal durften wir uns über die Rekordzahl von 30 Leuten freuen», verriet Martin Abt. In der Regel seien es eher ein Dutzend, die kommen.
Archiv-Zugang angestrebt
Sogar 44 von insgesamt 134 Mitgliedern waren an der 6. Generalversammlung dabei. Sie haben die traktandierten Geschäfte einstimmig abgesegnet. Dazu gehörte auch die Wiederwahl von Vorstand und Rechnungsprüfungskommission. Der Verein steht finanziell stabil da, Schwester Angela wurde als Vertreterin der Kongregation aus dem Vorstand verabschiedet – «sie möchte lieber im Hintergrund wirken», erklärte Martin Abt. Ihre Nachfolge tritt Schwester Margarita an.
Präsident Abt informierte auch über den Stand der Dinge bezüglich Maria-Bernarda-Archiv. Bisher wurde dieses im europäischen Mutterhaus der Franziskaner-Missionsschwestern von Maria Hilf in Frastanz aufbewahrt. Mit dem Umzug der letzten zwölf Nonnen nach Gaissau begann das Ringen um das Erbe des Archivs. Der Verein aus Auw hatte sich auch darum bemüht, im Wissen, dass damit ein grosser Aufwand verbunden wäre. Den Zuschlag hat inzwischen allerdings die Diözese Feldkirch erhalten. Dort wird die Sammlung aktuell digitalisiert. «Wir werden uns bemühen, eine digitale Kopie zu erhalten», versichert Abt, «das wäre für uns wie ein Lotto-Sechser.»