Angriff auf die Gesundheit

  23.11.2021 Wohlen

Fussball, 1. Liga classic: FC Münsingen – FC Wohlen 1:1 (1:1)

Resultatmässig einigermassen heil runterkommen vom Rasen. Das war die Hauptsache. Mit dem Unentschieden hat sich der FC Wohlen auf dem Leaderthron halten können. Der FCW war fussballerisch das bessere Team, musste aber ganz viel einstecken. Die Berner konnten sich eine sehr harte Gangart erlauben. Wohlens Tor erzielte Lugo.

«Das war eine harte Sache», sagte Luiyi Lugo und sass ziemlich ausgepumpt vor der Kabine. Der Gegner sei sehr aggressiv gewesen, so Lugo weiter. Und vorne drin wurden Wohlens Offensivspitzen praktisch bei jedem Angriff ziemlich unzimperlich bearbeitet, oft an der Grenze der Fairness. Luiyi Lugo und sein Sturmpartner Davide Giampà mussten viel einstecken. Giampà musste öfters behandelt werden, und eine Wunde wird ihn noch länger an das Spiel in Münsingen erinnern.

«Das ist Wahnsinn»
Immerhin, die beiden Wohler Torgaranten konnten das Spielfeld, wenn auch angeschlagen, zu Fuss verlassen. Das war bei Valdimiro Cuinjinca, bei Vilson Doda und bei Luigi Milicaj nicht der Fall, alle drei mussten verletzt vom Platz. Milicaj wurde gar vorsätzlich böse umgetreten. Er verliess den Sportplatz Sandreudenen nach Spielende an Krücken. Der «Täter» wurde nicht einmal verwarnt. Wie so oft bei ähnlichen Szenen.

Und das ist eben die unschöne Geschichte an dieser Partie: Münsingen konnte sich ganz viel erlauben, und die Wohler Spieler wurden vom Schiedsrichter nicht geschützt. Er zog gerade mal zweimal Gelb gegen die hart einsteigenden Berner. Und das verschlug Wohlens Trainer Ryszard Komornicki fast die Sprache. «Ich sage nichts», erklärte er nach Spielschluss. Um dann doch nachzulegen. «Was der Schiedsrichter hier zugelassen hat, ist der Wahnsinn.» Komornicki beklagt gleich drei verletzte Spieler. «Das hat doch mit einem Fussballspiel, mit Fairplay nichts mehr zu tun.» Trainer und Mannschaft hätten gewusst, dass es in Münsingen hart wird. «Aber hier ging es nicht um das Resultat, hier ging es um die Gesundheit», setzte der Wohler Trainer noch einen drauf. Und der Schiedsrichter war nicht gewillt, die Wohler vor dieser übertriebenen Härte, vor diesem Angriff auf die Gesundheit zu schützen und die ruppige Gangart der Einheimischen zu unterbinden.

Der letzte Pass
Münsingen tat so ziemlich alles, um das Unentschieden über die Zeit zu bringen. Wobei die Berner in der Defensive sehr sicher standen und aufopferungsvoll den einen Zähler erkämpften. Der FC Wohlen hätte es wohl einfacher haben können – wenn denn die Führung länger gehalten hätte. Einen schönen Spielzug über Künzli und Milicaj schloss Lugo mit dem Führungstreffer ab (15.) Eine knappe Viertelstunde später kassierten die Wohler bereits den Ausgleich. Gasser bediente per Kopf Gerber – 1:1. Die gesamte Wohler Abwehr sah dabei nicht gut aus. Dieser schnelle Ausgleich verlieh den Bernern noch mehr Mut und den Glauben an einen Punktgewinn.

Der FC Wohlen kontrollierte das Spiel über die gesamte Spielzeit, hatte viel Ballbesitz, aber nicht immer die Ideen, das Bollwerk der Einheimischen zu gefährden. Der Leader tat eindeutig mehr, um die Führung anzustreben. Die beste Chance verpasste Giampà alleine aus zehn Metern (52.), hervorragend eingesetzt von Captain Alban Pnishi, der sowohl bei der Angriffsauslösung als auch bei der defensiven Absicherung Drehund Angelpunkt der Wohler war. Unter Pnishis Regie erspielten sich die Wohler im zweiten Umgang klare Vorteile und diverse gute Szenen bis zum Strafraum. «Aber der letzte Pass kam nur selten an», betonte Sturmtank Lugo, «und irgendwie hatten wir heute von allem ein bisschen zu wenig.» Zu wenig Durchschlagskraft und mit der Dauer des Spiels wohl auch zu viel Respekt. «Wir wollten hier unbedingt den Sieg», so Lugo. Aber letztlich müsse man halt nach diesem «aggressiven Kampfspiel» den einen Punkt nehmen.

Wohlen näher am Sieg
Der Gegner war auf Zerstörung aus und nahm letztlich damit den Wohlern auch die Spielfreude und den letzten Siegeswillen. Trotzdem war der Leader das bessere Team, das näher am Sieg stand. Letztlich waren aber alle heilfroh, diese vom Gegner so hart geführte Auseinandersetzung einigermassen überstanden zu haben.

«Natürlich hätten wir sehr gerne drei Punkte mitgenommen», betonte Captain Pnishi. Nun sei es halt nur ein Zähler, «aber hier in Münsingen haben es alle Mannschaften schwer. Wir haben gewusst, was uns erwartet.» Darum sei das Gegentor so ärgerlich. «Nur einmal haben wir nicht aufgepasst und prompt den Ausgleich kassiert. Und in der zweiten Halbzeit hätten wir mit unserer Überlegenheit das zweite Tor machen sollen.» Aber sonst habe die Mannschaft den Härtetest einigermassen bestanden. «Wir hatten doch in vielen Phasen praktisch alles im Griff.» --dm

 


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