Ansteckende Begeisterung

  07.05.2021 Mühlau

Die Umweltpädagogin Isabelle Bögli aus Mühlau bietet Ideen für Naturerlebnisse an

Die Bindung zur Natur ist Isabelle Bögli wichtig. Zusammenhänge zu verstehen und dieses Wissen weiterzugeben ebenfalls. Seit vielen Jahren leitet sie deshalb Naturtage mit Schulklassen, Kocherlebnisse mit Wildpflanzen und botanische Wanderungen mit Erwachsenen. Daneben ist sie im Fledermausschutz tätig.

Sabrina Salm

Die Natur mit all ihren Facetten fasziniert Isabelle Bögli. «Schon immer», sagt die heute 34-Jährige. Schon in der 6. Klasse habe sie gewusst, dass sie einmal in diesem Bereich arbeiten möchte. Nach dem Umweltingenieursstudium hat sie sich immer mehr auf die Umweltpädagogik fokussiert. «Ich wollte nicht nur forschen, sondern will das Wissen weitergeben.» Sie möchte die Zusammenhänge zeigen und auf die Genialität der Natur hinweisen. «Ich möchte die Menschen für die Natur begeistern. Und ihnen zeigen, wer genauer hinschaut, entdeckt mehr.» Ihre eigene Freude und Begeisterung möchte sie teilen. «Es ist wichtig, dass nicht nur Kinder viele positive Erfahrungen mit der Natur machen, sondern auch Erwachsene. Denn wer keine Berührungspunkte mit der Natur hat, hat auch weniger Verständnis für sie.»

Seit 2011 ist sie selbstständig und gibt ihr Wissen in Kursen oder auf Wanderungen weiter. Einige ihrer Aktivitäten werden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen durchgeführt. Ihr Hauptbereich liegt auf den Pflanzen. Ein besonderes Augenmerk hat sie auf essbare Wildpflanzen gelegt. Pflanzen zu bestimmen, sei für sich allein schon recht spannend – aber sie anschliessend noch interessant zuzubereiten und zu essen, vermittelt ganz neue Aspekte.

Essbare Wildpflanzen sind im Trend

Unter essbaren Wildpflanzen versteht man in der Natur wachsende Pflanzen, die zum Verzehr geeignet sind. Und da gibt es viele. Essbare Wildpflanzen zu pflücken und zu verarbeiten, liegt im Trend. Seit einigen Jahren bemerkt Isabelle Bögli ein steigendes Interesse an essbaren Pflanzen. «Viele möchten zurück zur Natur. Auch der Trend zur veganen Küche spielt sicher eine Rolle.» Wer wissen will, welche Pflanzen essbar sind, sollte lieber einen Giftpflanzen-Kurs bei Isabelle Bögli machen. «Der Grund ist, dass es weniger giftige Pflanzen gibt als essbare», sagt sie lächelnd. «Wer die giftigen Wildpflanzen kennt, ist auf der sicheren Seite.»

Isabelle Bögli interessiert sich nicht nur für Pflanzen an und für sich, sondern auch für deren Geschichten. «Wie kamen sie zu ihrem Namen? Was macht diese aus? Welche Tiere leben auf ihnen? Welche Wirkung haben sie? All diese Fragen interessieren mich. Eben, die Zusammenhänge verstehen.» Deshalb erachtet sie auch die Lebensräume der Pflanzen als wichtig. Wo sie vorkommen und in welcher Pflanzengesellschaft sie gedeihen.

Durch die Natur streifen und Geschichten hören

Märchen, Sagen, Gedichte und Geschichten über Pflanzen lässt die zweifache Mutter auf ihren Exkursionen immer miteinfliessen. «Das mag ich, denn sie geben auch neue Impulse», erzählt sie augenzwinkernd. «Und so kann man sich ihre Eigenschaften besser merken.»

Letztes Jahr hat Isabelle Bögli die «Naturstreifzüge» ins Leben gerufen. Die Idee, mit Interessierten hinaus in die Natur zu gehen, sei gut angekommen und wird nun einmal im Monat jeweils sonntags angeboten. «Es gibt verschiedene Themen, die mir unter den Nägeln brennen», meint sie. Der nächste findet am 23. Mai statt. Diesmal geht es in die Region Schaffhausen zu dem Diptam. «Der Diptam ist eine ganz besondere Blume», erklärt Isabelle Bögli. Die ätherischen Öle der Pflanze können bei schwülheissem Wetter so kräftig ausgestossen werden, dass sich die Blüten am unteren Ende selbst entzünden und dabei kurz bläulich aufflammen. Der Diptam trägt deswegen auch den treffenden Namen «Brennender Busch».

Unbekannt und faszinierend

Ebenfalls bietet die Umweltpädagogin Fledermauskurse an. Sie war Fledermausschutzbeauftragte des Kantons Zug und diese Tiere liegen ihr sehr am Herzen. «Als ich zum ersten Mal mit den Fledermäusen in Berührung kam, fand ich sie gleich spannend und wollte sie schützen.» Denn vieles wisse man nicht über Fledermäuse. «Und viele Vorurteile lasten immer noch auf ihnen.» Zum Beispiel wird ihnen nachgesagt, dass sie zu den Nagetieren gehören und Isolationen von Häusern annagen würden. «Was nicht stimmt. Sie gehören zu den Säugetieren und bauen auch keine Nester.»

Ein Drittel der Säugetiere in der Schweiz sind Fledermäuse. «Eine Angst von vielen ist, dass die Tiere Krankheiten wie Ebola oder eben auch Corona übertragen.» Dabei sei die Gefahr grösser, dass der Mensch die Fledermaus mit Corona infiziere als umgekehrt. Vieles fasziniert sie an den Tieren. Es seien wahre Luftakrobaten der Nacht. «Es sind Tiere, die man in den meisten Fällen nicht sieht. Denn die meisten sind lichtscheu.» In der Schweiz gibt es dreissig Fledermausarten. «Alle sind geschützt und zum Teil hochgefährdet.» Das hat verschiedene Gründe. Zum einen seien die Pestizide verantwortlich oder wie die Gebäude heute gebaut werden. Auch die Lichtverschmutzung oder die fehlende Nahrung trage zur Gefährdung bei. Dabei seien Fledermäuse wichtig für die Regulierung von Insekten und Schädlingen. «Sie sind ein wichtiges Glied im ganzen Naturkreislauf», sagt Isabelle Bögli. «Deshalb gilt es sie zu schützen.»

Weitere Informationen unter: www.isabelleboegli.ch


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