Ansteckende Energie
01.10.2024 Wohlen«Rock im Chappi» ist wieder auferstanden – zwei Abende mit tollen Konzerten
Am Wochenende verwandelte sich der Chappelehof wieder in einen Schauplatz für Musik, Tanz und ausgelassene Stimmung. «Rock im Chappi» bot einen Konzertabend im ...
«Rock im Chappi» ist wieder auferstanden – zwei Abende mit tollen Konzerten
Am Wochenende verwandelte sich der Chappelehof wieder in einen Schauplatz für Musik, Tanz und ausgelassene Stimmung. «Rock im Chappi» bot einen Konzertabend im intimen Rahmen – voller Energie und musikalischer Highlights.
Der Verein Zamba Loca, der früher das gleichnamige Wohler Open Air organisierte, liess nach fast zehn Jahren «Rock im Chappi» erneut aufleben. «Wir hatten noch ein wenig Geld in der Kasse und hatten Lust, wieder etwas zu machen», erklärt Christian Döbeli, einer der Organisatoren. Als Veranstalter waren sie mit den zwei Abenden sehr zufrieden – obwohl es noch Potenzial für mehr Konzertbesucher gibt. Rund 250 Eintritte konnten auf die zwei Abende verteilt verbucht werden. Das ist schade, denn musikalisch wurden etliche Leckerbissen geboten. «Und der Sound war qualitativ super», so Döbeli weiter.
Den Anfang machte «Velvet Two Stripes». Das Frauen-Trio, welches auf der Bühne Unterstützung von einem männlichen Schlagzeuger erhält, macht bereits seit 15 Jahren zusammen Musik. Die Band präsentierte ihren Alternativ-Rock kraftvoll und authentisch. Mit vier Alben im Gepäck und einem weiteren, das für den kommenden März geplant ist, zeigten die Frauen, dass sie nach wie vor voller musikalischer Energie stecken. Bevor die neue Platte veröffentlicht wird, geht es aber erst einmal auf eine Clubtour durch Deutschland.
Profis am Werk
Als zweite Band am Freitagabend brachte das Schweizer Electronica-Quartett «Tompaul» aus Baden das Publikum zum Tanzen. Das Projekt begann als Singer/Songwriter und mauserte sich über die Jahre zu einem faszinierenden elektronischen Liveact, welcher auch schon am Open Air Stoppelfäld aufgetreten ist. Elektronische Beats, sphärische Synthesizer, hallige Gitarren und der Schrei einer Posaune verleiten nun zum Träumen und Tanzen. Mit ihren Songs «Arras», «Aurora», «Porto» und «Talin» stellt «Tompaul» einmal mehr unter Beweis, dass sie eine Band ist, die ganz oben mitspielen könnte. Aber vorerst darauf verzichtet. Denn zur Überraschung aller kündigte Tom Paul Fischer mitten im Konzert an, dass dies das vorerst letzte Konzert der Band sei. Man geht in Zukunft getrennte Wege und lässt offen, ob man später wieder einmal zusammenkommt.
Den letzten Gig nutzte das Quartett aber, um nochmals alle Nuancen seines Könnens zu demonstrieren. Der Wohler Drummer Nicolas Struchen spielte dermassen kraftvoll, dass sogar sein Paukenpedal flöten ging. «Hat jemand ein neues Pedal für mich?», fragte er ins Publikum, während die Techniker professionell reagierten und ein neues herbeizauberten, sodass die Show weitergehen konnte. Mit einem kraftvollen Auftritt verabschiedete sich die Band in die selbst gewählte Auszeit und wurde vom Publikum nochmals gebührend gefeiert.
Eine Riesenkiste
Zum Abschluss übernahm DJ Seerosenpflücker die Plattenteller und spielte sein Set bis in den frühen Morgen. Mit seinem Sound animierte er die Gäste weiter zum Tanzen und sorgte dafür, dass die Nacht im Chappi noch lange nicht zu Ende war.
Während die Bands am Freitag eher das jüngere Publikum angesprochen hatten, waren die Besucher am Samstag vergleichsweise eher älter. Die 2017 gegründeten «Fomies» aus der Westschweiz vereinen fünf Freunde, die ihre rollende Reise durch die DIY-Punk-Szene obskurer Bands begonnen haben. Die Band bot einen ebenso kraftvollen wie lautstarken Gig. Im Mittelpunkt des Abends stand jedoch «Strange Shape» aus Bremgarten. Die Kultband existiert schon seit vielen Jahren, und ihre Mitglieder lieben es noch immer, auf der Bühne zu ihren Eigenkompositionen minutenlang zu jammen und zu improvisieren, was das Zeug hält. In ihren Ansagen machten sie sich mehrfach über ihr Alter lustig, nur um dann noch kraftvoller abzurocken. Minutenlange Gitarren-Soli liessen das Publikum verzückt zurück und kreierten magische Momente.
Alles in allem also zwei gelungene Abende, die bewiesen, dass «Rock im Chappi» auch nach all den Jahren nichts von seiner Power verloren hat. Doch für die Veranstalter war es laut Christian Döbeli eine «Riesenkiste», die sie als kleines Team stemmen mussten. Wie es mit «Rock im Chappi» in Zukunft weitergehen soll, steht derzeit in den Sternen. Die eher bescheidene Zuhörerzahl muss zu denken geben. «Trotzdem hat es Spass gemacht», betont Döbeli. --red/sh