Arbeit trägt eines Tages Früchte
15.11.2022 Uezwil, Region UnterfreiamtDie Gemeinde Uezwil organisierte wieder eine Baumpflanzaktion
Prächtige Hochstammbäume prägen seit Jahrhunderten die Landschaft der Schweiz und rund um Uezwil. Doch auch hier sind die Spuren einer aus wirtschaftlichen Zwängen immer effizienter werdenden ...
Die Gemeinde Uezwil organisierte wieder eine Baumpflanzaktion
Prächtige Hochstammbäume prägen seit Jahrhunderten die Landschaft der Schweiz und rund um Uezwil. Doch auch hier sind die Spuren einer aus wirtschaftlichen Zwängen immer effizienter werdenden Landwirtschaft unübersehbar, geht doch deren Bestand laufend zurück.
Walter Minder
Hochstamm-Obstbäume, ob als Einzelbäume oder Allee, sind nicht nur ein markanter Landschaftsschmuck. Sie binden CO2 aus der Atmosphäre und wirken so als Kohlenstoffspeicher. Daneben schützen sie vor Bodenerosion und verringern Nährstoffund Pestizideinträge in Grundwasser und Oberflächengewässer. Und Hochstammbäume bieten wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tierarten, tragen so zur Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt bei. Während Schwalben über den Bäumen nach Insekten jagen, finden andere Vogelarten an den Stämmen oder im Blattwerk Kleintiere und Insekten. Zudem sind exponierte Äste ideal für Jäger wie den Mäusebussard.
Tatsache ist aber auch, dass in der Schweiz in den letzten 50 Jahren über 80Prozent der Hochstammbäume aus verschiedenen Gründen verschwunden sind. So veranlasste beispielsweise die Eidgenössische Alkoholverwaltung in den 1950er- und 60er-Jahren zur Bekämpfung insbesondere des schwarz gebrannten Schnapses eine massive Fällaktion. Zudem sind Pflege und Ernte auf hohen Leitern zeitaufwendig und mit viel Handarbeit verbunden. In Niederstammanlagen kann bei einem geringeren Aufwand mit einem grösseren Ertrag gerechnet werden, der auch weniger durch Wetterereignisse beeinträchtigt wird.
Start mit Kaffee und Gipfeli
Am vergangenen Samstagmorgen trafen sich auf dem Bauernhof der Familie Michel rund 35 freiwillige Helferinnen und Helfer, darunter auch die sieben von der Baumpflanzaktion profitierenden Landwirte, um sich bei Kaffee und Gipfeli von Verwaltungsmitarbeiter Martin Binder über Sinn, Zweck und Ablauf des Tages informieren zu lassen. Binder ist zugleich Delegierter in der örtlichen Landwirtschaftskommission, Mitinitiantin des Anlasses. Doch die Landwirte profitieren nicht nur, sie sind auch vertraglich verpf lichtet, die frisch gepf lanzten Apfel-, Birn-, Kirsch-, Zwetschgen- und Nussbäume während der nächsten 20 Jahre zu pf legen. «Zuerst werden wir mit einem Musterbaum praktische Erfahrungen sammeln, bevor wir in Gruppen die insgesamt 43 Jungbäume an den verschiedenen Standorten in die vorbereiteten Gruben pflanzen.»
Dann erläuterte Armin Gloor, in der Repla Unteres Bünztal in der Arbeitsgruppe Landschaft/ Umwelt aktiv, worauf beim Einpflanzen zu achten ist, warum die Jungbäume durch einen Gitterschutz vor Mausfrass zu schützen und mit Pfählen zu stabilisieren sind. Und dann ging es auf die nahegelegene Viehweide, wo sieben vom Gemeindewerkarbeiter Peter Koch ausgehobene Gruben darauf warteten, neue Heimat eines Jungbaumes zu werden. Schritt um Schritt demonstrierte Gloor mit dem Musterbaum, wie tief das Wurzelwerk einzugraben oder wie der Gitterschutz zu montieren ist. Das Einschlagen der Pfähle erwies sich nicht nur als Schwerstarbeit, die Platzierung musste zudem so erfolgen, dass das Wurzelwerk nicht beschädigt wird.
Auch in der Bau- und Nutzungs ordnung integriert
Die überarbeitete Uezwiler Bau- und Nutzungsordnung liegt seit einiger Zeit beim Kanton zur Vernehmlassung auf dem Tisch. Gemeindepräsident Werner Trottmann: «Wir haben darin auch den Erhalt der Hochstamm-Baumanlagen und damit den Schutz des Landschaftsbildes integriert.» Wobei die Gemeinde nicht zum ersten Mal eine Baumpf lanzaktion durchführt, sind doch vor etwa zwölf Jahren bereits einmal 70Jungbäume gepflanzt worden.
Sinnvoller Klimaschutz
«Und das Schöne daran ist: In spätestens fünf Jahren trägt die heutige Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes Früchte.» Bevor am Nachmittag die auch körperlich intensiven Arbeiten abgeschlossen werden konnten, trafen sich Helferinnen und Helfer zum gemeinsamen Mittagessen in der Schützenstube. Auch wenn trotz der kühlen Witterung Schweisstropfen nicht fehlten, war man sich unter den Teilnehmenden einig: Eine Baumpflanzaktion ist fürs Klima sinnvoller, als sich irgendwo mit den Händen auf einen Strassenbelag oder an ein Kunstwerk zu kleben.