Auch für ihn eine Überraschung
24.07.2020 Beinwil/FreiamtDer Beinwiler Andrin Nietlispach schloss die Zimmermannslehre als Bester im Kanton ab
In der praktischen Abschlussprüfung resultierte eine 5,8. Zusammen mit den Schulnoten kommt Andrin Nietlispach auf einen Durchschnitt von 5,7. Er ist der beste Zimmermann-Lehrabgänger im Kanton. Das freut auch seinen Arbeitgeber.
Annemarie Keusch
Als zielstrebig und pflichtbewusst beschreibt Lehrlingsbetreuer Thomas Fischer Andrin Nietlispach. Fischer begleitete den jungen Berufsmann während den vier Lehrjahren bei der Holzbau Meier AG in Mühlau. «Mehrmals hat er am kantonalen Modellwettbewerb die Auszeichnung um nur eine Zehntelnote verpasst», fügt Fischer an. Verpasst hat Andrin Nietlispach bei der Abschlussprüfung dann aber gar nichts mehr. «An den Übungskursen habe ich schon gemerkt, dass ich nicht schlechter bin als die anderen Lernenden», gibt sich der 19-jährige Beinwiler bescheiden.
Bleibt bis zur Rekrutenschule
Der Beste zu sein, das sei aber nie das Ziel gewesen. «Auch dank der Vorbereitungswoche, die uns der Lehrbetrieb zur Verfügung stellte, waren wir bestens vorbereitet.» Mit «wir» meint Nietlispach die anderen Lehrlinge, die sich nach der Abschlussprüfung Zimmermann nennen dürfen. Aber Nietlispach sticht heraus, auch wenn ihm diese Aufmerksamkeit nicht sonderlich zuzusagen scheint. «Es lief einfach», sagt er, angesprochen auf die praktische Arbeit, die mit der Höchstnote 5,8 bewertet wurde. «Aber natürlich habe ich schon Gas gegeben.»
Damit gerechnet, dass er am Schluss nicht nur zu den Besten gehört, sondern der Beste ist, hat Andrin Nietlispach keine Sekunde. «Das war quasi eine angenehme Überraschung zum Schluss.» Den Preis für diese Leistung darf er im November an der GV der Sektion Aargau von Holzbau Schweiz in Empfang nehmen. Ein Andenken, das alle mit Abschlussnote über 5,0 erhalten, gehört Nietlispach bereits – und übrigens den anderen Lehrabgängern der Holzbau Meier AG aus Mühlau auch.
Bis zur Rekrutenschule bleibt Nietlispach seinem Ausbildungsbetrieb treu. Zuerst aber steht eine einmonatige «Auszeit» zu Hause auf dem Programm.
Frühe Verantwortung zahlt sich aus
Andrin Nietlispach ist der beste frisch ausgebildete Zimmermann im Aargau
Ab dem dritten Lehrjahr betreute er eigene Baustellen. «So viel Verantwortung zu tragen, war anfangs nicht einfach», sagt Andrin Nietlispach heute. An solchen Aufgaben ist er gewachsen – zum besten Zimmermannslehrling des Kantons.
Annemarie Keusch
«Alles», sagt Andrin Nietlispach und grinst. Es gebe keine Arbeiten, die er besonders gern mag und andere, die ihm weniger zusagen. «Die Abwechslung machts aus.» Die Abwechslung war es auch, die ihn die Lehre als Zimmermann überhaupt starten liess. Auch in andere Berufe erhielt er mit Schnupperlehren einen Einblick – etwa als Landmaschinenmechaniker oder als Schreiner. «Aber ich wollte nicht immer in der Werkstatt sein, darum entschied ich mich für Zimmermann.» In drei Zimmereien schnupperte er, bei zweien bewarb er sich. Dass die Zusage der Holzbau Meier AG aus Mühlau kam, freut Andrin Nietlispach noch heute. «Der Betrieb deckt die ganze Palette an Arbeiten ab, darum ist es noch abwechslungsreicher, als der Beruf an sich schon ist.»
Immer wieder neue Baustellen, immer wieder andere Leute – das ist es, was Andrin Nietlispach am Beruf Zimmermann gefällt. «Ich mache quasi alles gern, wenn es nicht für eine zu lange Zeitdauer ist», meint er schmunzelnd. Mit gewissen Werkstoffen, wie Gips oder Isolation zu arbeiten, sei zwar nicht seine Lieblingstätigkeit. «Aber selbst das verleidet mir nicht, wenn es nicht über Wochen ist.» Das Aufrichten mag Andrin Nietlispach am meisten. «Das dauert höchstens zwei Wochen und dann steht wieder etwas anderes an.»
Gute Zusammenarbeit im Team
An die Anfänge seiner Lehrzeit erinnert sich der mittlerweile 19-Jährige noch gut. «Ich war komplett ahnungslos. Laufend wurde ich in die verschiedenen Bereiche eingearbeitet und ich lernte Tag für Tag dazu.» Schon ab dem dritten Lehrjahr übernahm er eigene Baustellen. «An diese grosse Verantwortung musste ich mich zuerst gewöhnen.» Und wenn nötig, habe er immer auf Unterstützung aus dem Büro zählen können. Allgemein, Nietlispach lobt das Team und die Zusammenarbeit bei der Holzbau Meier AG aus Mühlau. «Es war schön, hier die vierjährige Lehre zu absolvieren.» Er gehe jeden Tag gerne zur Arbeit, «ausser es regnet stark».
Dabei habe es zwar durchaus auch stressige Momente gegeben, etwa wenn im Winter die Abgabe von Modellen anstand, «oder punktuell auf Baustellen». Andrin Nietlispachs nüchterner Kommentar dazu: «Es geht schlicht nicht schneller, als es eben geht.»
Ein Monat auf dem Bauernhof
Eineinhalb Tage fehlte er dem Lehrbetrieb wöchentlich. An die normale Lehre hängte Andrin Nietlispach die Berufsmatur. «Im letzten Schuljahr an der Bez in Muri ging der Knopf auf und ein Lehrer motivierte mich, die spach versuchte es und es gelang ihm mit links. 4,6 steht als Abschlussschnitt. Zufrieden? «Aufwand und Ertrag stimmen bestens überein, das ist die Hauptsache.» Dem Unterricht folgen, zuhören, mitdenken, die Hausaufgaben machen. «Gross gelernt habe ich nie.»
Dank der Berufsmatur stehen dem jungen Beinwiler, der in seiner Freizeit Leichtathletik betreibt beim TV Beinwil und zudem als Jugileiter tätig ist, nun alle Türen offen. Andrin Nietlispach liebäugelt mit einem Ingenieurstudium. «Vertieft informiert darüber und damit befasst habe ich mich aber noch nicht.» Für diesen Weg müsste er die Passerelle absolvieren. Zumindest bis zur Rekrutenschule bleibt Andrin Nietlispach bei der Holzbau Meier AG in Mühlau. Und zuerst steht für ihn ein spezieller Monat an. Er hilft zu Hause aus, auf dem elterlichen Landwirtschaftsbetrieb. «Mein Vater fällt infolge eines Unfalls aus und ich freue mich, einige Wochen auf dem Bauernhof tätig zu sein.»