Auf dem Totenbett versprochen
12.12.2023 WohlenWohler Chlausauszug mit rund 2500 Besucherinnen und Besuchern
Der Kanton hat eingelenkt. Seit diesem Jahr ist der Wohler Chlausauszug wieder komplett autofrei. Das bringt nebst schönerem Ambiente auch mehr Sicherheit. Röfe Wüst feiert zudem sein ...
Wohler Chlausauszug mit rund 2500 Besucherinnen und Besuchern
Der Kanton hat eingelenkt. Seit diesem Jahr ist der Wohler Chlausauszug wieder komplett autofrei. Das bringt nebst schönerem Ambiente auch mehr Sicherheit. Röfe Wüst feiert zudem sein 45-Jahr-Jubiläum als Brauchtumsleiter und Chlausvater.
Joël Gattlen
«Dass ich einmal ein solches Jubiläum feiern darf, hätte ich mir nie gedacht», sagt Wüst. «Vor mir hat der Pfarrhelfer Franz Schwegler das Brauchtum geleitet. Er war für mich und auch für viele andere eine inspirierende und prägende Figur. Doch dann wurde er todkrank. Eines Tages ist er auf mich zugekommen und hat gesagt: ‹Röfe, du musst den Wohler St. Nikolaus weiterführen und darfst ihn nie sterben lassen›, und das habe ich ihm dann schliesslich an seinem Totenbett auch so versprochen.»
Seither hat Wüst den Wohler Chlaus nicht nur nicht sterben lassen, sondern ihn zum grössten Chlausauszug des Kantons gemacht, der sogar weit über die Kantonsgrenzen hinaus für seine Schönheit und Einmaligkeit bekannt ist.
Für sein grosses Engagement wurde Wüst nun geehrt. Anlässlich der Chlausparty, welche bereits am Freitag stattgefunden hat, hielten der Vorstand des Vereins Freunde St. Nikolaus Wohlen und die St. Nikoläuse eine Laudatio. Zudem überreichten sie ihm zwei Tickets für den Cirque du Soleil sowie einen schönen Batzen für die Hinreise und Verpf legung. «Das hat mich unglaublich gefreut. Vor allem, weil ich selbst über ein Jahrzehnt bei Zirkussen gearbeitet habe», sagt Röfe Wüst gerührt.
Harte Verhandlungen haben sich gelohnt
Die Samichläuse treten im Rahmen des Auszuges traditionsgemäss aus der katholischen Kirche heraus und verlassen diese schliesslich über die Kirchtreppe. Letztes Jahr wurde erstmals eine neue Route etabliert. So schreiten die Chläuse nach dem Auszug neu rund um den Wohler Kirchplatzkreisel, dann die Steingasse entlang, wo der Chlausauszug dann auf dem Sternenplatz endet. Von dort ziehen die Nikoläuse dann zu den Familienbesuchen weiter.
Letztes Jahr musste der Chlausauszug sich den Kirchplatz noch zu einem Teil mit dem Verkehr teilen. Dies ist aus Sicherheitsgründen jedoch nicht optimal. «Wir sind deswegen extra noch einmal nach Aarau gegangen und haben uns dafür eingesetzt, dass der Kirchplatz für den Verkehr während des Chlausauszugs wieder autofrei wird. Die Verhandlungen waren hart, doch schliesslich lenkte der Kanton ein. Dafür sind wir sehr dankbar», sagt Wüst.
Über 530 Schulkinder besuchten den St. Nikolaus im Chlaushüsli
Der Chlausauszug lockte rund 2500 Personen auf den Kirchplatz. Über 530 Schul- und Kindergartenkinder besuchten zudem den Chlaus im Chlaushüsli. 186 Familien wurden dieses Jahr von den zehn St. Nikoläusen besucht. «Damit bin ich sehr zufrieden. Besonders gefreut hat mich auch, dass das Wetter beim Chlausauszug so gut mitgemacht hat. Gestern hat es noch geregnet und gestürmt, sodass den Chläusen auf dem Weg zu den Familien vor lauter Wind die langen Bärte quer standen», lacht der Chlausvater.
Unter den Besuchern waren auch Philipp Stüssi und seine Söhne Alex (8) und Benjamin (4), alle drei aus Wohlen. «Ich besuche den Wohler Chlausauszug schon mehrere Jahre. Er ist etwas vom Schönsten, was ich in der Vorweihnachtszeit je gesehen habe. Ein richtig lebendiges Brauchtum, das die Herzen der Erwachsenen und Kinder berührt. Die neue Route um den Kirchplatzkreisel finde ich optimal. Schade fand ich hingegen, dass es nicht mehr wie früher ein Chlauskafi gab und dass es dieses Jahr gefühlt auch weniger Leute nach dem Chlausauszug auf dem Sternenbzw. Schlössliplatz hatte. Letzterer war zudem schon schöner dekoriert und beleuchtet. Das Chlaushüsli war aber wie immer sehr anmächelig», sagt Stüssi.
Auch wenn Röfe Wüst auch nach 45 Jahren für seine Aufgabe brennt, so kann er nicht alles allein machen. Er ist froh, kann er sich auf ein Team von rund 120 Personen verlassen. Wüst schwärmt denn auch: «Jede Einzelne und jeder Einzelne ist mit mehr als 100 Prozent bei der Sache dabei. Gerade beim Vorstand, dem Chlausbüro, den Oberschmutzli oder auch den Chläusen merkt man, ihr Feuer brennt für den Wohler St. Nikolaus.