Sabrina Salm, Redaktorin.
Auf der Abschussliste
Von einer Sekunde auf die andere macht es «Krach, Boom, Peng!» Das Auto gerät ins Schleudern und bleibt dann stehen. Stille. Mit dem Blick in den ...
Sabrina Salm, Redaktorin.
Auf der Abschussliste
Von einer Sekunde auf die andere macht es «Krach, Boom, Peng!» Das Auto gerät ins Schleudern und bleibt dann stehen. Stille. Mit dem Blick in den Rückspiegel beginne ich zu realisieren, was gerade geschehen ist. Ich will es nicht wahrhaben, doch dann ist es leider Tatsache: Ich wurde von einem anderen Auto «abgeschossen».
Nichts mit bald zu Hause sein und den langersehnten Feierabend geniessen. Es geht an das Ausfüllen des Unfallprotokolls. Immerhin, der Unfallverursacher ist einsichtig, reuig und freundlich. Und das Wichtigste: Zum Glück ist nur Blechschaden entstanden.
Die Szene kommt mir bekannt vor. Denn das war schon der zweite Unfall innerhalb eines Jahres, an dem ich unschuldig beteiligt war. An zwei völlig verschiedenen Orten, um unterschiedliche Zeiten kracht ein anderer Automobilist in meinen Wagen. Fast schon mysteriös. Die Frage nach dem Warum drängt sich mir auf und die wildesten Theorien schiessen mir durch den Kopf.
Vielleicht hat mein Auto (oder ich) eine wahnsinnige Anziehungskraft und lenkt die Autofahrer (sie waren in meinem Fall immer männlich) automatisch in das Fahrzeug, in dem ich sitze. Es könnte natürlich auch sein, dass es ein Wink des Universums ist. Es will mir sagen, dass es Zeit für ein neues Auto ist. Oder stehe ich vielleicht auf der Abschussliste von jemandem? Schliesslich kann es in meinem Job durchaus vorkommen, dass ich einer Person auf den Schlips getreten bin. Journalisten ecken manchmal an und was sie schreiben, gefällt nicht jedem. Aber habe ich jemand in den letzten fast 14 Jahren bei den Freiämter Regionalzeitungen so fest verärgert, dass man mich loswerden will? Und dafür extra einen ausgeklügelten Plan schmiedet, um es eben wie einen Unfall aussehen zu lassen?
Wahrscheinlich ist diese Spekulation zu wild – so wichtig bin ich dann doch nicht und Einfluss habe ich keinen. So ist meine mögliche Krimigeschichte wohl eher ein Hirngespinst, das sich aus zu vielem «Tatort»-Schauen entwickelt hat. Die Erklärung, die wohl am meisten Logik hat, ist schlicht, dass ich zur falschen Zeit am falschen Ort war. Also, das hoffe ich doch …