Ausdruck von Liebe und Ruhe
28.07.2020 WohlenDie Welt aus seiner Perspektive: Die Ausstellung von Fotograf Markus Saxer in der Bleichi
Die imposanten Fotografien von Markus Saxer schmücken die Wände der Bleichi. Die Vernissage wurde von mehr als 50 Personen besucht – sie war ein grosser Erfolg für den leidenschaftlichen Fotografen. Bis zum 16. August können die Kunstwerke in der Bleichi Wohlen betrachtet werden.
Dass Markus Saxer kein gelernter Fotograf ist, erstaunt beim Anblick seiner beeindruckenden Bilder. Seine Liebe zum Fach entwickelte er, als ihm seine Frau eine Kamera schenkte. Dies markierte den Beginn seiner Leidenschaft, die von vielen Menschen bewundert wird – auch von seinem ehemaligen Schulkollegen Hans Melliger. Zwar versteht der wortgewandte Redner und Jugendanwalt nicht viel vom Fotografieren und noch weniger von Fotokunst, aber Melliger weiss, wann er ein gutes Foto vor sich hat.
Immer ganz vorne dabei
Die beiden haben gemeinsam die Bezirksschule in Wohlen besucht. Umso grösser war die Überraschung, als Melliger nach vielen Jahren erfahren hat, dass Saxer leidenschaftlich gerne fotografiert. «Das Motiv vor der Linse gewinnt erst dann an Tiefenschärfe, wenn man über die Person hinter der Kamera mehr weiss», erklärt Melliger seine Neugier.
Doch wie ist der Autodidakt zum Fotografieren gekommen? Im Gespräch schildert Saxer, dass man mit einer Kamera eben immer ganz vorne dabei ist, gleichzeitig kann man sich dahinter verstecken. In seinen Bildern drückt Markus Saxer seine Liebe zur Natur und für Tiere, insbesondere Pferde, aus. Zu Beginn seines Werdegangs machte Saxer vermehrt Landschaftsbilder und wurde dafür ausgezeichnet. Heute befinden sich vor allem Tiere im Fokus seiner Fotografien. Denn Saxer hat zwei Pferde, die er seit Jahren mit Herzblut pflegt. «Er hat sein Herz an wenige Tiere und Pferde verschenkt», hält Melliger fest.
Rührende Begegnungen festgehalten
Er bewundert die Beharrlichkeit von Saxer, die er in jedes Bild hineinsteckt: «Es braucht Willenskraft, Durchhaltevermögen und Ruhe. Man muss in einem Sekundenbruchteil entscheiden, ob man den Moment in einem Foto festhalten möchte. Zudem nimmt man bewusst Strapazen auf sich, um vielleicht ein Bild zu machen.» Deshalb ermutigt Melliger die Besucher, sich von den Bildern packen zu lassen und sich auf die Geschichte dahinter einzulassen.
So erzählt das Bild mit dem erschöpften Fohlen das tragische Schicksal des jungen Tieres. Angetroffen hat es Saxer in der Namib-Wüste, als das Fohlen fast einen Tag vom spärlichen Gras am Rande der Wüste zur Tränke in Garub unterwegs war. «Die Herde hatte mehrere Fohlen. Leider hat keines überlebt, da sie durch die Trockenheit geschwächt waren und die Hyänen so eine leichte Beute hatten», erinnert sich Saxer. Solch ein gutes Bild muss nicht zwingend von einem Profi-Fotografen gemacht werden. «Ob Amateur oder Profi, die Leidenschaft und der künstlerische Ausdruck leiten sich nicht von solchen Bezeichnungen ab», so Hans Melliger.
Zurück in die Kindheit
Dies ist auch bei Markus Saxer deutlich. In erster Linie möchte er mit seinen Fotos Gefühle ausdrücken. «Gefühle der Lebewesen, der Natur und natürlich meine eigenen. Es geht also nicht um technische Perfektion oder Produktebilder. Es soll leben und Freude bereiten», beschreibt der leidenschaftliche Fotograf, «ich staune immer wieder, dass es möglich ist, ein Stück Wirklichkeit in einem Bild festzuhalten. Ein winziger Augenblick, der so viel ausdrücken kann. Die Fotografie ist einerseits ein Stück Erinnerung, andererseits auch ein Mittel, sich auszudrücken und eine Welt zu zeigen, wie man sie selber sieht.» Daher weckt ein gutes Foto für ihn Emotionen und erzählt Geschichten.
Obwohl Saxers frühere Fotomotive eher Menschen waren, bereiteten ihm Pferde schon in seiner Kindheit eine grosse Freude. Er sammelte Bilder von Pferden und sprang voller Freude ans Fenster, wenn er ein Pferd hören konnte. «Pferde sind vor allem Gefühlstiere, wieso sie uns auch sehr nahe sind. Leider steht aber bei vielen Menschen der Sport im Vordergrund und die Pferde werden als Sportgeräte abgetan. Als Fotosujet sind sie nur besonders, wenn sie einem nahestehen. Besonders an den Pferden ist ihre Zutraulichkeit zu den Menschen, da sie ja Fluchttiere sind und mit dem Menschen nicht unbedingt gute Erfahrungen gemacht haben», sagt Saxer.
Da das Reisen zurzeit nicht so einfach ist, fotografiert er öfter auch Vögel: «Die fotografischen Anforderungen sind wieder ganz anders, aber auch sehr bereichernd.»
Viel mehr als nur eine gute Kamera
Seit seiner ersten Ausstellung im Jahr 1985 sind Saxers Bilder sowohl in technischer wie auch in künstlerischer Sicht anspruchsvoller geworden. «Gerne würde ich mit der heutigen Erfahrung die früheren Fotografien nochmals neu machen», gesteht der talentierte Fotograf, «aber diese Situationen sind vorbei. Im Gegensatz zur Malerei kann das Vergangene nicht wiederholt werden. Es ist aber auch gut so. Das Bild ist dann nicht nur ein Zeitdokument in der Darstellung, sondern auch in der Technik.»
Ein Foto ist jedoch nicht nur so gut, wie die Kamera es ist. Diesen Fehler erlauben sich viele Anfänger. «Die Technik wird stark überbewertet. Nicht die Fotokamera und nicht der Computer machen das Bild. Es ist immer der Mensch hinter der Kamera. Eine Fotografie ist immer nur eine Annäherung oder Umsetzung an die Wirklichkeit, und nie besser als das Original.»
An der Ausstellung dürfen sich Besucher auf moderne Fotografie, basierend auf der analogen Technik von früher freuen. In seinen Schwarz-Weiss-Fotografien hält Saxer Landschaften in der Schweiz, auf Island und Spitzbergen fest und zeigt Pferde und Raubkatzen in ihrer natürlichen Umgebung. --mnj