Aussergewöhnliches Trio
29.10.2024 Büttikon, Region UnterfreiamtBesondere Geschichten
Der Rotary Club vergab den Berufsbildungspreis an drei Personen, die auf eine besondere Ausbildungsgeschichte zurückblicken: ein Banker, der zum Gemüsegärtner umsattelte, ein vierfacher Familienvater und ein junger Mann, der trotz ...
Besondere Geschichten
Der Rotary Club vergab den Berufsbildungspreis an drei Personen, die auf eine besondere Ausbildungsgeschichte zurückblicken: ein Banker, der zum Gemüsegärtner umsattelte, ein vierfacher Familienvater und ein junger Mann, der trotz gesundheitlicher Probleme die Lehre erfolgreich abschloss. --red
Rotary Club Freiamt verleiht in der «Linde» in Büttikon zum zweiten Mal den Berufsbildungspreis
Einzigartig, ungewöhnlich, selten, erfolgreich. Das verkörpern drei Lehrabgänger im Freiamt. Darum wurden Alex Egloff, Ken Isenegger und Luca Wohler vom Rotary Club Freiamt mit dem Berufsbildungspreis ausgezeichnet. Dies ist gleichzeitig ein Kompliment für die Lehrbetriebe.
Daniel Marti
Der Start ist im letzten Jahr auf sehr hohem Niveau erfolgt. Der Berufsbildungspreis des Rotary Clubs Freiamt, der an junge Menschen mit besonderen Geschichten verliehen wird, kam bei der Premiere bestens an. Die aktuelle Fortsetzung konnte nahtlos daran anschliessen. Zum zweiten Mal zeichnete der Rotary Club Freiamt aussergewöhnliche Leistungen, spezielle Ausbildungsgeschichten und erfolgreiche Absolventen aus. In der «Linde» in Büttikon trafen sich nicht nur die strahlenden Lehrabgänger, sondern auch die Ausbildungsverantwortlichen der Lehrbetriebe durften sich den verdienten Applaus abholen. Damit nicht genug: Auch Kurt Hintermann vom Departement für Bildung, Kultur, Sport (BKS) gab sich die Ehre.
Ein Trio aus 603 Lehrabgängern
Gefeiert wurden jedoch die Lehrabgänger: Alex Egloff, Recyclist bei der Firma Wiederkehr Recycling
AG in Waltenschwil; Ken Isenegger bei der Firma Gebrüder Isenegger in Fenkrieden; Luca Wohler, Bäcker-Konditor bei der Firma Kreyenbühl in Muri. Das Trio leistete Spezielles. Ganz nach dem Geschmack der Freiämter Rotarier, die nur besondere Lehrabgänger aussuchen und auszeichnen. «Einzigartig, ungewöhnlich, selten, erfolgreich müssen sie sein», erklärte Toni Notter. Notter war vor einem Jahr zusammen mit Thomas Geissmann aus Wohlen und Robert Barrer aus Muri für die Gründung und Lancierung des Berufsbildungspreises verantwortlich.
«604 Lernende haben in 89 Ausbildungsberufen in diesem Jahr im Freiamt eine Lehre abgeschlossen», erklärte Notter. Im Vergleich zum Jahr 2023 sind das nur ganz leichte Verschiebungen, sieben Berufe sind dazugekommen, die Anzahl der Lehrabgänge ging nur ganz minim zurück. Toni Notter lehnte sich bei der Auswahlarbeit vor allem an ein Zitat von Margrit Stamm, Erziehungswissenschaftlerin an der Uni Freiburg: «Jugendliche brauchen mehr Gelegenheiten, durch persönliche Begegnungen mit Menschen, die unbeliebte und unbekannte Berufe ausführen, sie kennenzulernen und in einen Dialog zu treten.»
Alex Egloff: noch eine Lehre mit 39
Besonders sind die drei ausgezeichneten Ausbildungsstorys allemal. Alex Egloff liess sich zum Recyclist ausbilden, und schloss die Lehre im Alter von 39 Jahren ab. Er war seit zwei Jahren Hausmann, als er sich zu diesem wesentlichen Schritt entschieden hat. Zuvor hatte er bei der Wiederkehr Recycling AG in Waltenschwil eine Schnupperlehre absolviert – und war begeistert. Allerdings sei seine Lehrzeit für die Familie nicht so einfach gewesen, betonte der Vater von vier Söhnen. Die Schule sei herausfordernd gewesen, sagt er noch. Schliesslich musste er 1080 Lektionen und 17 ÜK-Tage meistern. «Aber ich war gerne Lehrling», so Egloff, der in Wohlen aufgewachsen ist. «Das Freiamt habe ich in meinem Herzen.»
Alex Egloff leistet als Recyclist einen wichtigen Job, wie Toni Notter erklärte. «Wenn wir unsere Waren fein säuberlich trennen und bei der Annahmestelle abgeben, sind wir die Sorgen los. Dann jedoch beginnt der Job erst richtig. Der Recyclist ist verantwortlich für den richtigen Rohstoffkreislauf.» Und für die Nachhaltigkeit. Im Freiamt gab es heuer zwei Lehrabgänger als Recyclist, Alex Egloff ist als 39-Jähriger bestimmt aussergewöhnlich.
Ken Isenegger: vom Banker zum Gemüsegärtner
Einen seltenen und einzigartigen Weg hat auch Ken Isenegger eingeschlagen. Mit 14 wagte er sich an eine KV-Lehre bei der Raiffeisenbank in Muri, mit 17 der Abschluss samt Berufsmatura, dann das Militär. Danach eine Anstellung bei einer Bank in Luzern, zwei Jahre lang widmete er sich dem Anlage- und Vorsorgebereich, um sich dann die Sinnfrage zu stellen. «War es das? Etwas viel Computer, etwas wenig Bewegung», erinnerte er sich. Oder war eine Anstellung im elterlichen Betrieb doch die bessere Entscheidung?
Die Firma Gebrüder Isenegger nahm ihn noch so gerne auf. Und Ken Isenegger wurde zum Gemüsegärtner und Gemüsebauer. «Das ist ein abwechslungsreicher Beruf, ich geniesse oft die Sonne und habe viel Bewegung. Und ich kann wortwörtlich die Früchte ernten bei meiner Arbeit.» Die Firma Isenegger produziert Tomaten, Salate und bewirtschaftet Christbaum-Kulturen. Ken Isenegger spricht von einer schönen Zeit als Lehrling. Und am 1. Januar 2027 wird er zusammen mit seinem Cousin Oliver Isenegger den Landwirtschaftsbetrieb mit 35 Vollzeitstellen übernehmen können. Dann wird er 27 Jahre jung sein. Ein preisverdächtiger Weg – auch für die Rotarier. «Vom Banker zum gescheiten Unternehmer», schmunzelte Jurypräsident Toni Notter bei der Preisübergabe.
Luca Wohler und seine besondere Reise
Die grösste Bewunderung anlässlich der Preisverleihung erntete Luca Wohler. Er schaffte auf einem nicht leichten Weg den Abschluss als Bäcker-Konditor – und dies trotz gesundheitlichen Problemen. Er selber war dabei massgeblich verantwortlich, aber mit der Bäckerei Kreyenbühl in Muri stand ihm der Lehrbetrieb wie auch sein Lehrer Heinz Vollenweider tatkräftig zur Seite. Nach zwei Schnupperlehren stand für Buki Kreyenbühl fest, «diesen freundlichen, jungen und aufgeweckten Mann wollen wir unterstützen». Dies im Bewusstsein, dass es wegen der gesundheitlichen Probleme Luca Wohler hohe Anforderungen zu meistern gab. «Wir wollten ihn auf diese Reise mitnehmen», so Buki Kreyenbühl. Zu dritt – mit Coach, Lehrer und Lehrmeister – ging man die Aufgabe an. Auch von der IV gab es Unterstützung. «Luca Wohler hat die Unterstützung angenommen. Das Pensum wurde angepasst, damit er genug Power hatte.»
Bei der zwei Tage dauernden Abschlussprüfung im Betrieb wurden ihm knapp zwei Stunden mehr Zeit gewährt. «Und seine Leistung machte uns alle stolz», freut sich der Lehrmeister noch heute. «Bei Luca Wohler hatte ich immer das Gefühl, der will das meistern», betont sein Lehrer Paul Vollenweider mit. «Luca Wohler machte uns nur Freude. Und es wäre ein Traum, wenn es nur solche Lehrbetriebe geben würde.»
Luca Wohler habe auch seinem Lehrer Energie gegeben. Und Toni Notter hat sich am Anlass «Nacht der offenen Backstube» der Kreyenbühls selber davon überzeugt. Was er beobachtet, sei wunderschön. Und Luca Wohler sei als Person einzigartig, ungewöhnlich und erfolgreich. Passend zum Berufsbildungspreis
Präsident Wyder voller Freude und Stolz
Rotary setzt sich übrigens weltweit für die Jugendförderung und die Berufsbildung ein. Mit dem Berufsbildungspreis möchte Rotary Freiamt die grosse Bedeutung einer guten Berufsbildung für die Jugend, die Betriebe und die Gesellschaft deutlich machen. Das Preisgeld (Gesamtwert 3000 Franken) wurde übrigens von der vereinseigenen Stiftung des Rotary Clubs Freiamt übernommen. Die Überreichung hat deren Präsident Sepp Sachs aus Wohlen sehr gerne übernommen. Letztlich zeigte sich auch Max Wyder, Präsident Rotary Freiamt, sichtlich stolz. Er bedankte sich bei den drei Organisatoren, Notter, Barrer und Geissmann für den riesigen Aufwand. «Die drei jungen Männer haben diese Auszeichnung sehr verdient, und wir Freiämter können auch auf die Unternehmen stolz sein, die den jungen Männern ihre aussergewöhnliche Ausbildung ermöglicht haben», so Wyder abschliessend.