AUSTAUSCHJAHR

  05.03.2021 Kolumne

Sarah Schönenberg, Paraguay.

Austausch während Corona

Der Wunsch, ein Austauschjahr zu machen, entstand bei mir schon zu Beginn der dritten Klasse der Bezirksschule und rund eineinhalb Jahre später – am 2. Januar 2020 – habe ich mich dann bei YFU für ein Austauschjahr in Chile beworben. Doch bis ich endlich ins Flugzeug nach Paraguay steigen konnte, hat es über ein Jahr gedauert. Und nein, Paraguay ist kein Schreibfehler. Anfangs hatte ich nämlich geplant, im Juli 2020 für ein Jahr nach Chile zu gehen, doch dann kam Corona und so wurden alle meine Pläne durcheinandergewirbelt.

Zuerst wurde meine Abreise nach Chile in den Oktober verschoben, doch dann wurde mir Ende Juli empfohlen, mein Gastland zu wechseln, da die Corona-Fallzahlen in Paraguay viel tiefer waren als jene in Chile. Weil mir von Anfang an nicht wichtig war, wo genau in Südamerika ich mein Jahr verbringe, stimmte ich einem Wechsel zu. Innerhalb von knapp einem Monat hatte ich dann auch eine Gastfamilie, worüber ich mich riesig freute. Meine zweite Familie besteht aus einem Papa, zwei Schwestern und einem Bruder, wovon die ältere Schwester und der Bruder selbst schon Familien haben. Ich selbst würde beim Papa und der jüngeren Schwester und einem kleinen (sehr süssen) Hund leben.

Doch natürlich kam es, wie es kommen musste: Paraguay schloss seine Grenzen, weshalb mein Abflug von Mitte September auf Mitte Januar verschoben wurde. Im Dezember bekam ich dann meine Flugtickets zugeschickt und mir wurde langsam bewusst: Jetzt wird es ernst. In den Weihnachtsferien hatte ich dann ein Videotelefonat mit meinem Gastvater und meiner Gastschwester. Wir haben beinahe zwei Stunden miteinander gesprochen und ich wusste, dass ich bei ihnen gut aufgehoben sein würde.

Und am 15. Januar war es dann endlich so weit: Ich konnte mein bisher grösstes Abenteuer beginnen. Aufgrund unserer momentanen Situation gab es zwar für meine Reise zusätzlich einiges zu beachten, was sich vor allem in den vielen zusätzlichen Formularen äusserte, die ich ausfüllen und mitnehmen musste. Zum einen musste ich vorgängig einen Coronatest machen, um bei der Einreise mein negatives Resultat vorzeigen zu können, und zum anderen herrschte überall Maskenpflicht und Abstandhalten. Das Abstandhalten war am Flughafen Zürich um einiges einfacher als am Flughafen Madrid und Asunción, da der Zürcher Flughafen beinahe leer war. Zum Glück musste ich jedoch nicht in Quarantäne, weder vor meiner Abreise noch nach meiner Einreise in Paraguay.

Ein Austausch während einer Pandemie ist definitiv anders als unter normalen Umständen, doch im Nachhinein muss ich sagen, dass Corona mir zwar ein halbes Jahr meines Aufenthaltes gestohlen hat, doch es ist auch dafür verantwortlich, dass ich meinen Austausch in Paraguay und bei meiner wunderbaren zweiten Familie verbringen darf.

Sarah Schönenberg wohnt mit ihrer Familie in Boswil. Sie ist 17 Jahre alt und besucht seit Sommer 2019 die Kantonsschule Wohlen. Momentan lernt sie rund 10 000 Kilometer entfernt in Concepción (Paraguay) ein anderes Leben kennen und berichtet regelmässig darüber.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote