AUSTAUSCHJAHR

  14.09.2021 Meinungen

Sarah Schönenberg, Paraguay.

Glück im Unglück

Seit knapp vier Wochen bin ich nun wieder zu Hause und der (Schul-)Alltag hat mich schon wieder fest im Griff. Die letzten sieben Monate waren wunderschön, doch irgendwann geht auch die schönste Zeit einmal vorbei. Doch nach Hause zu kommen, war gar nicht so einfach wie gedacht, weil mir Corona – wie schon bei meiner Abreise – dazwischenfunkte.

Es war so, dass ich zwei Wochen vor meiner Abreise bei etwas kühlerem Wetter schwimmen war und danach direkt zu einer Bekannten ging, um mit ihr und einer anderen Austauschschülerin Zvieri zu essen. Dabei habe ich mich (vermeintlich?) erkältet. Am Sonntag darauf war mein Gastvater ebenfalls etwas erkältet. Das hätte durchaus sein können, weil ich ja schon erkältet war und auch das Wetter ziemlich verrückt spielte. Da ich aber am kommenden Wochenende abreisen würde, bestand mein Gastbruder darauf, dass Papá und ich uns am Dienstag auf Corona testen lassen. Weil ich am Donnerstag eh einen PCR-Test machen würde, liess ich dienstags nur den Schnelltest machen. Am Abend bekamen wir dann auch schon mein Resultat, das zum Glück negativ ausfiel. So konnte ich beruhigt meine letzten Tage in Paraguay geniessen.

Am Tag darauf kam ich abends nach Hause und machte mich daran, schon mal einen meiner Koffer fertig zu packen. Ich sprach gerade mit meiner Gastschwester darüber, was ich bis zu meiner Abreise noch alles erledigen muss, als Papá nach ihr rief. Kurz darauf kam sie zurück und teilte mir mit, dass er positiv auf Corona getestet wurde und dass auch ich positiv sein könnte.

Für mich brach zuerst einmal die Welt zusammen. Nicht weil unklar war, ob ich am Wochenende nach Hause kann, sondern weil ich ihn unter Umständen angesteckt haben könnte, da ich die Symptome ja zuerst hatte. Nach dieser Schocknachricht überlegte ich eine Weile hin und her, ob ich meine Eltern trotz den sechs Stunden Zeitunterschied anrufen und sie dadurch mitten in der Nacht wecken soll. Schliesslich habe ich sie dann doch angerufen.

Am Donnerstag ging ich dann frühmorgens zur Sicherheit den PCR-Test machen. Denn im Grunde genommen hatten wir zwei Möglichkeiten: Entweder warteten wir mein Resultat ab (das wir aber erst am Freitagabend bekommen würden) und machten dann je nach Ergebnis weiter. Wenn ich positiv getestet würde, bliebe ich noch zwei Wochen, ansonsten ginge ich noch am selben Abend ohne meine Familie in die Hauptstadt, um in die Schweiz zu fliegen. Die andere Variante war, so oder so noch zwei Wochen länger zu bleiben, wofür wir uns schliesslich auch entschieden.

Und so musste oder durfte ich noch zwei Wochen mehr in Paraguay verbringen (und das, ohne positiv getestet worden zu sein). Dies ist das Ende meines Austausches und somit auch das Ende dieser Kolumnen.

Sarah Schönenberg wohnt mit ihrer Familie in Boswil. Sie ist 17 Jahre alt und besucht seit Sommer 2019 die Kantonsschule Wohlen. Sie lernte die letzten Monate rund 10 000 Kilometer entfernt in Concepción (Paraguay) ein anderes Leben kennen und berichtete regelmässig darüber.


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