Auszeichnung für 25 Frauen
29.10.2021 BesenbürenEin Preis für 25 Frauen. Der Aargauische Katholische Frauenbund ehrt diese an seiner 25. Versammlung. Eine davon ist Ursula Häusermann. Sie setzt sich seit Jahren für den Besenbürer Dorfladen ein. --ake
Viel Herzblut für das Dorf
Ursula Häusermann ist eine von 25 Frauen, die ausgezeichnet werden
Der Aargauische Katholische Frauenbund feiert seinen 25. Geburtstag. Darum wird der Frauenpreis gleich an 25 Frauen vergeben. Eine davon ist Ursula Häusermann. Dank ihr gibt es in Besenbüren noch einen Dorfladen. Sie setzt sich seit Jahrzehnten ein, obwohl sie selbst nicht mehr in Besenbüren lebt.
Annemarie Keusch
Fast so lange, wie es den Aargauischen Katholischen Frauenbund gibt, engagiert sich Ursula Häusermann für den Zusammenhalt in Besenbüren. Sie war 2002 dabei, als der Verein «Produktionsland Bäsiböre» gegründet wurde. «Anfangs war der Verein nicht dafür gedacht, später einen Dorfladen zu führen», erklärt sie. Damals und bis 2004 hatte Besenbüren einen anderen Dorfladen. Als dieser schloss, sprangen der Verein und vor allem Ursula Häusermann ein. An verschiedenen Orten führte sie den Dorfladen schon. Damals wie heute sagt sie: «Es wäre schade, wenn es diesen Treffpunkt fürs Dorf nicht mehr geben würde.»
Der Dorfladen ist klein, die Öffnungszeiten kurz, montags bis samstags, 8 bis 10 Uhr. Ursula Häusermann ist selber an den meisten Tagen vor Ort, nur schon wenn sie Produkte bringt, die sie vorher im Volg in Bünzen eingekauft hat. Total sind es sechs Frauen, die den Laden führen. «Wir sind ein tolles Team», findet Häusermann. Eine der Frauen war es auch, die Häusermann anmeldete als Preisträgerin des Frauenbunds. Und auch das Konzept des Ladens überzeugt sie. «Anhand der vielen Erfahrungen der letzten Jahre wissen wir, wie viel Milch, wie viel Butter oder wie viel Mehl es braucht. So kaufen wir ungefähr diese Menge ein und müssen kaum mehr Produkte wegwerfen.»
Manchmal zermürbend, aber primär erfüllend
Überhaupt, Ursula Häusermann setzt sich für «ihren» Dorfladen ein. Mit Herzblut, Engagement, aber auch mit überzeugenden Worten. «Es gibt Leute, die finden, dass es einen solchen Laden nicht mehr braucht. Ich sehe das anders.» Als Treffpunkt, als Ort für den Austausch, um einen Kaffee zu trinken. «Es kommen viele Leute gerne hierher», sagt Häusermann. Stammkunden habe der Dorfladen einige. Aber eben, das seien immer in etwa die gleichen. Häusermann kennt die Vorurteile. «Viele sagen, dass wir sowieso nicht alles im Angebot haben. Und das, ohne einmal im Laden gewesen zu sein, das finde ich unfair.» Schokolade, Frischprodukte, Teigwaren, gar Geschenke und spezielle Produkte aus dem Dorf. «Wir bieten viel», sagt sie selbstbewusst.
Manchmal sei die Arbeit darum zermürbend, primär erfüllt sie die Tätigkeit im Besenbürer Dorfladen aber. «Ich mache das einfach gerne», sagt sie. Häusermann tut dies mit viel Herzblut, obwohl sie seit neun Jahren in Sarmenstorf und nicht mehr in Besenbüren lebt. Warum eigentlich? «Ich fühle mich mit diesem Dorf einfach verbunden.» 15 Jahre lebte sie hier. «Anfangs kannte ich niemanden, bald schon das halbe Dorf. Die Kontakte untereinander, das Dorfleben allgemein. Mir gefällt es einfach hier.»
Engagement auch für den Frauenverein
Entsprechend war und ist es Häusermann wichtig, dass etwas los ist im Dorf. Sie und ihr Dorfladen-Team waren es, die einst den ersten Christkindli-Markt im Dorf lancierten oder im «Frohsinn» Abende mit traditionellen Menüs wie «Schnitz und Härdöpfel» organisierten. Heute noch organisiert sie jährlich den «Ländler-Obig», wenn es die Situation zulässt. «Es ist doch wichtig, dass es Anlässe gibt, wo die Leute zusammenkommen können», sagt sie.
Vor allem aus diesem Grund macht sie sich nicht nur für den Dorfladen stark, sondern auch für den Frauenverein. Der Verein war ihr erster Kontakt zur Bevölkerung, als sie vor Jahren nach Besenbüren zog. Bis 2017 blieb sie. Und Häusermann kam zurück, als im letzten Jahr die Auflösung des Vereins zur Debatte stand. «Für mich war klar: Das kann es nicht sein», sagt sie noch heute bestimmt. Häusermann half, machte Aufrufe. Mittlerweile sind die Posten im Vorstand wieder besetzt. «Gerade in der heutigen Zeit ist es umso wichtiger, dass sich die Bevölkerung treffen kann. Vereine bieten solche Möglichkeiten. Es wäre furchtbar, wenn diese auch noch verschwinden würden.»
Kämpferisch in die Zukunft
Im Frauenverein plant Häusermann, bald wieder kürzerzutreten. Vor wenigen Monaten wurde sie erstmals Grossmutter und will auch Zeit mit ihrer Enkelin verbringen. Zudem pflegt sie gerne den grossen Garten und verarbeitet die Früchte daraus. Und Häusermann arbeitet seit 42 Jahren – mittlerweile in einem kleinen Pensum – bei der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee. Den Laden in Besenbüren will sie ebenfalls weiterführen. «Solange wir die Rechnungen zahlen können, hören wir nicht auf», gibt sie sich kämpferisch.
Dass ihr Engagement nun mit dem Frauenpreis des Aargauischen Katholischen Frauenbundes ausgezeichnet wird, freut sie. «Das ist mir schon eine besondere Ehre.» Es ist für sie die Anerkennung, die sie nicht von allen Besenbürerinnen und Besenbürern immer spürt. Entsprechend gross ist die Vorfreude auch auf die Preisverleihung. «Das wird bestimmt ein schöner Abend», sagt Häusermann. Und hätte sie einen Wunsch für die Zukunft des Dorfladens in Besenbüren frei? «Dass mehr Leute im Dorf uns überhaupt eine Chance geben.»
Preisverleihung in Wohlen
Die feierliche Preisverleihung des 25. Frauenpreises des Aargauischen Katholischen Frauenbundes findet am Samstag, 6. November, im Integra-Restaurant Hans & Heidi in Wohlen statt. Neben Ursula Häusermann werden auch andere Freiämterinnen für ausserordentliches Engagement ausgezeichnet: Heidi Behringer aus Friedlisberg, Ursi Arpagaus aus Rudolfstetten, Bettina Donat aus Waltenschwil, Marie-Theres Kaufmann aus Sins, Doris Koch aus Waltenschwil und Marlies Meier aus Villmergen. --ake