Bahnhof als Ort der Begegnung
09.09.2025 Benzenschwil, Region OberfreiamtBenzenschwiler Bahnhof beleben
Das Entwicklungspotenzial ist auf den ersten Blick ersichtlich am Bahnhof Benzenschwil. Der Gemeinderat hat deshalb vor einem Jahr eine Kommission lanciert und damit beauftragt, Ideen zu finden, wie sich das Areal attraktiver gestalten ...
Benzenschwiler Bahnhof beleben
Das Entwicklungspotenzial ist auf den ersten Blick ersichtlich am Bahnhof Benzenschwil. Der Gemeinderat hat deshalb vor einem Jahr eine Kommission lanciert und damit beauftragt, Ideen zu finden, wie sich das Areal attraktiver gestalten liesse. Nun liegen die ersten Vorschläge vor. Interessierte durften sich in der Aula des Schulhauses Benzenschwil ein Bild machen. Auch wenn sicher nicht alles so umgesetzt wird, so findet die Stossrichtung doch breite Zustimmung. --tst
Kommission und Gemeinderat haben ihre Visionen für den ÖV-Knoten in Benzenschwil geteilt
Grüner soll er werden – und belebter. So weit herrscht Einigkeit bezüglich der Entwicklung des Bahnhofs in Benzenschwil. Ideen, wie das aussehen könnte, wurden nun der interessierten Öffentlichkeit präsentiert.
Thomas Stöckli
«Alle Bewohnerinnen und Bewohner sind herzlich willkommen», hatte die Gemeinde auf dem Einladungsflyer betont. Und das Angebot, sich die Vorschläge des Gemeinderats und seiner Kommission in der Aula des Schulhauses Benzenschwil anzuschauen, wurde denn auch rege genutzt. Für die Podiumsdiskussion mussten angesichts des unerwarteten Grossandrangs sogar noch zusätzliche Stühle bereitgestellt werden. «Ich bin völlig begeistert, wie lebendig das Dorf ist», so Kommunikationsberater Thomas Graf, der die Kommission im kreativen Prozess begleitet hat. Dabei geht es erst um Ideen, wie sich das trostlose Areal künftig aufwerten liesse, noch weit weg von einem konkreten Projekt, dem man ein Preisetikett anhängen könnte. Mehr Grün, mehr Raum für Begegnung, so der breite Konsens. In Detailfragen gehen die Meinungen in der Aula weit auseinander. Von «wer soll das bezahlen?» bis «ein Hallenbad wäre auch noch toll.»
Möglichst breit abstützen
Ziemlich genau ein Jahr ist es her, seit die vom Gemeinderat ins Leben gerufenen Kommission ihre Arbeit aufgenommen hat. Die Aufgabenstellung war denkbar einfach: «Wie soll sich das Areal um den Bahnhof Benzenschwil entwickeln?» Für die Mitarbeit durften sich alle Interessierten melden. «Es ist uns wichtig, dass dies von der ganzen Bevölkerung getragen wird», so Gemeinderat Kevin Vaes, «wer will, soll sich einbringen können.»
Entsprechend wurden auch alle, die wollten, in die Kommission aufgenommen. Das breite Spektrum an Meinungen habe denn auch die Resultate ermöglicht. Er sei mit gemischten Gefühlen in den Prozess gestartet, verrät Kommissionsmitglied Yvan Stalder. Schliesslich ist seine Sanitärfirma auf dem Areal domiziliert und wird entsprechend von der Entwicklung betroffen sein. Ein gutes Projekt für die Allgemeinheit dürfe nicht durch Eigeninteressen gefährdet werden, ist er überzeugt. Kommissionskollegin Doris Fischer berichtet ihrerseits vom spannenden Prozess, mit so vielen Leuten gemeinsam etwas zu kreieren. Auch wenn es zuweilen anstrengend sei, wenn so viele verschiedene Meinungen aufeinandertreffen, so habe es sie doch überrascht, wie schnell man einen gemeinsamen Nenner gefunden habe, nämlich die Verschönerung und die Begegnung.
Wohlfühl- und Begegnungsort
Die Ideen aus dem kreativen Prozess lassen sich anhand von Beschreibungen und Visualisierungen auf verschiedenen Stellwänden entdecken. So ist angedacht, das Erdgeschoss des bestehenden SBB-Bahnhofgebäudes zu einem Treffpunkt umzunutzen. Die Rede ist von einem Mehrzweckraum mit Selbstbedienungs-Kiosk. Alternativ könnten dazu auch auf dem hinteren Teil des Areals Containerbauten ergänzt werden, nach dem Vorbild von «Frau Gerolds Garten» beim Bahnhof Hardbrücke in Zürich.
Im Aussenraum könnten Ruhebänke und Spielmöglichkeiten für Aufenthaltsqualität und Begegnungsmöglichkeiten über Generationengrenzen hinaus sorgen. Darüber hinaus sind Entsiegelung und auflockernde Begrünung ein Thema. Ein Teil der bestehenden Parkplätze würden dazu auf die andere Seite der Bahnlinie um die bestehende Businsel verschoben. Angedacht wurde sogar ein Orts-Kleinbus zur Anbindung von Merenschwand an Benzenschwil und den Bahnhof.
Am Anlass in Benzenschwil ist auch die Grundeigentümerschaft vertreten. Was gestalterisch entworfen wurde, finde sie superschön, so Katja Schwegler, Immobilienbewirtschafterin bei der SBB. «Die Leute sollen sich wohlfühlen», sprach sie sich für eine belebte Bahnhofsumgebung ein. Auch wenn der eigene Fokus derzeit auf den Perron-Erhöhungen stehe, um die Behindertengerechtigkeit gewährleisten zu können, werden sich die SBB auch finanziell beteiligen, wenn es darum gehe, die Aufenthaltsqualität zu steigern.
Konkreter als gedacht
Da werde mit einer viel zu grossen Kelle angerührt, rügt eine Votantin. Bis jetzt halten sich die Ausgaben für die Kommissionsarbeit mit 30 000 Franken im bewilligten Budget, beruhigt Gemeindeammann Rainer Heggli. Die Idee sei nicht, dass nun alle Ideen aus der Kommission umgesetzt werden. «Begrünung und mindestens ein Treffpunkt wären schon cool», findet Doris Fischer. Sofern es zu einem Projekt kommt, werden dann die Stimmbürger das letzte Wort haben, versichert Kevin Vaes.
Eine Konsultativabstimmung unter den Anwesenden zeigt klar auf, dass die grosse Mehrheit der Anwesenden die eingeschlagene Richtung befürwortet. Und entgegen allen Erwartungen könnte es schon viel früher zu ersten, konkreten Massnahmen kommen. Im Saal ist nämlich auch Daniela Steiner, in der Region bekannt für ihr Pinsamobil. Sie äusserte ihr Interesse, zur Belebung des Areals beizutragen. Vorerst mit ihrem Foodtruck, längerfristig gerne auch mit einem Platz an der Wärme als abendlicher Treffpunkt für Vereine. «Es wäre toll, hier in einem Jahr einen Foodtruck zu sehen», zeigt sich Katja Schwegler spontan angetan von der Idee.