Bald gibts Mühlauer Reis

  21.10.2022 Mühlau

Grosse Erleichterung für Reis-Pioniere

«Ideales Reiswetter», sagt Peter Suter über den letzten Sommer. Die Freude darüber, dass bald der Mähdrescher auffährt, um erstmals in Mühlau Reis zu ernten, ist ihm anzusehen. Suter ist Teil der Betriebsgemeinschaft Schoren Plus und leistet auf einer Fläche von einer Hektare Pionierarbeit. 3,6 Tonnen Reis wurden diese Woche geerntet. Nach dem Trocknen und dem Polieren ist der Reis bald bereit für den Verkauf. --ake


Erster Erfolg der Pioniere

Diese Woche kam ein spezieller Mähdrescher nach Mühlau – um Reis zu ernten

Es ist das zweite Jahr, dass die Betriebsgemeinschaft Schoren Plus Reis angepflanzt hat. Und das erste Mal sieht sie daraus einen Ertrag. Total 3,6 Tonnen Reis wurden am Dienstag geerntet. «Es motiviert, an diesem Projekt weiterzuarbeiten», sagt Peter Suter.

Annemarie Keusch

Ihre Blicke verratens unmissverständlich. Genugtuung, Zufriedenheit, Erleichterung. Peter Suter und sein Sohn Mathias stehen am Feldrand und beobachten den Mähdrescher, wie er seine Runden dreht. Nach nur zweien hält er an, leert den Tank in den Wagen. Der Reis fällt unaufhörlich in den grossen Kipper. 3,6 Tonnen werden es nach rund drei Stunden sein. «Die Erleichterung ist gross», sagt Peter Suter. Nur schon davon, dass überhaupt gedrescht werden konnte, sei ihm ein Stein vom Herzen gefallen.

Das rührt vor allem daher, dass sich die Betriebsgemeinschaft Schoren Plus in ihrem ersten Reis-Jahr überhaupt keine Gedanken um die Ernte machen musste. Nachdem der Reis im letzten Frühling zuerst ertrunken war, pflanzten sie Setzlinge an. Diese wurden aber bis im Herbst nicht mehr ganz reif. Ans Aufgeben dachte Peter Suter trotzdem nicht. «Wir glaubten nach wie vor daran, dass es funktionieren kann.» Zumal die Investitionen bereits getätigt waren. Felder planieren, Dämme erstellen, die Wasserkonzession lösen – die Initialkosten waren nicht klein. «Wir haben diese Hektare für Reis hergerichtet. Um diese Felder wieder anders zu nutzen, wäre der Aufwand erneut gross», erklärt er.

Immer neue Fehler ausmerzen

Also blieb er seinem Plan treu. Auch wenn die Reaktionen darauf skeptisch waren, etwa von anderen Landwirten. Vielleicht denkt er auch daran, wenn er nun zufrieden lächelnd am Feldrand steht. Peter Suter sagts deutlich: «Wäre es in diesem Jahr nichts geworden, hätten wir uns ganz viele Fragen stellen müssen.» Er spricht von einem idealen Jahr für den Reisanbau. «Die heissen Temperaturen brauchts», sagt er. Dafür, dass genug Wasser zugefügt werde, seien sie als Landwirte verantwortlich. «Wir mussten während rund zwei Stunden Wasser aus dem Reusskanal pumpen», sagt er. Die Region spart Wasser und sie pumpen für ihren Reis? «Weil der Reusskanal mit Grundwasser gespeist ist, gab es deswegen keine Pegelveränderungen.» Und Suter weiss, dass die Hitze in anderen Teilen des Freiamts, nördlich von Muri, viel extremer war. «So, wie das Wetter hier in Mühlau war, würde ich es als Landwirt sofort jeden Sommer nehmen.»

Die Betriebsgemeinschaft Schoren Plus und allen voran Peter Suter sind Pioniere. Im Aargau gibt es nur wenige Landwirte, die Reis anpflanzen, im Freiamt sind es zwei. «Man weiss wenig über den Anbau. Das macht es interessant, aber auch herausfordernd. Wir machen Fehler und versuchen diese auszumerzen und uns weiterzuentwickeln», sagt er. Man sei ständig auf der Suche nach Verbesserungen, Lösungen für Herausforderungen. Eine, die der pestizidfreie Anbau mit sich bringt, ist das Unkraut. Stundenlang standen sämtliche Mitglieder der Betriebsgemeinschaft barfuss im Schlamm und zupften dieses aus. «Da muss es andere Lösungen geben», weiss Suter. Im Kanton Freiburg sei ein Landwirt daran, zu testen, ob Laufenten helfen. «Wir warten gespannt auf Ergebnisse und schliessen den Einsatz solcher nicht aus.»

Zu nass für normale Mähdrescher

Trotz viel Handarbeit, was an diesem Tag zählt, ist die Freude. Die Freude darüber, dass der erste Mühlauer Reis geerntet werden kann. Dafür wurde extra ein besonders leichter Mähdrescher vom Kanton Freiburg ins Freiamt geholt. «Es war nicht einfach, jemanden zu finden, der den Reis drescht», erzählt Suter. Weil die Felder nass sind, getrauen sich viele hiesige Drescher nicht, mit ihren Maschinen hineinzufahren. «Anfang September stellten wir das Wasser ab und entwässerten die Felder. Trotzdem, eine gewisse Nässe ist geblieben. Auch das versuchen wir auf kommende Jahre zu verbessern.»

«Man kennt sich in der Szene», antwortet Suter auf die Frage, wie es dazu kam, dass eine Maschine aus Freiburg in Mühlau zum Einsatz kam. Stecken geblieben ist sie im Feld nicht. Spuren hinterlassen hat sie aber, trotz Raupen, trotz wenig Gewicht. «Wir sind in erster Linie froh, dass alles gut gegangen ist», sagt Suter. 3,6 Tonnen Reis. Mit dieser Menge hat er in etwa gerechnet. «Klar, man hofft immer auf noch etwas mehr.»

Biodiversität im Preis inbegriffen

Nun kommt der Reis in die Beinwiler Eichmühle, wo er getrocknet und poliert wird. Suter erklärt: «Es ist ähnlich wie bei der Gerste. Die Spreu muss noch weg.» Dass dies in der Region möglich ist, entspricht dem Grundgedanken der Suters. «Es ist schön, dass die Eichmühle auf Nischenprodukte wie dieses setzt.» Nachher folgt das Abfüllen. «Hierfür werden wir vermutlich mit einer sozialen Institution zusammenarbeiten.» Und dann der Verkauf, online und ab Hof. Für den 9. und 10. Dezember sind Verkaufstage ab Hof geplant. Knapp zwei Tonnen sollen nach allen Arbeitsschritten übrig bleiben für den Verkauf.

Mithalten kann die Betriebsgemeinschaft Schoren Plus mit anderen, grossen, globalen Anbietern preislich nicht. «Gar nicht», weiss Mathias Suter. «Das ist logisch. Wir bewegen uns in einer Nische. Wer unseren Reis kauft, kauft Biodiversität mit», ergänzt Peter Suter. Ihre Felder bieten Lebensraum für Kiebitze, für verschiedene Frösche. Sie setzen keine Pestizide ein. «Wir haben keine Angst, dass wir auf unserem Reis sitzen bleiben», sagt Suter. Erfahrungen anderer Aargauer Reisproduzenten stützen seine Worte. Die Ernte, der baldige Verkauf – «das motiviert, das ist eine Gegenleistung für die viele geleistete Arbeit, die wir dringend brauchten.» Denn obwohl der Reis nur ein kleiner Betriebszweig ist, ist der Anspruch da, dass dieser sich auf die Jahre hinaus lohnt. «Nächsten Frühling werden wir wieder anpflanzen», sagt Peter Suter.

Bis dahin werden die Felder neu nivelliert, die Dämme bereitgemacht, der Boden bearbeitet. Zuerst aber freuen sie sich daran, dass sie bald ihren ersten eigenen Reis kochen und essen können.

Mehr Informationen finden Interessierte unter: www.schorenplus.ch oder www.aargauerreis.ch.


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