Bewusst die Diskussion suchen
17.11.2023 Boswil, Region OberfreiamtTempo 30: Das Thema in Boswil
Soll im ganzen Dorf – ausser auf den Kantonsstrassen – nur noch mit maximal 30 km/h gefahren werden dürfen? Diese Frage wird an der Einwohnergemeindeversammlung in Boswil am 27. November für Diskussionen sorgen. Zumal ...
Tempo 30: Das Thema in Boswil
Soll im ganzen Dorf – ausser auf den Kantonsstrassen – nur noch mit maximal 30 km/h gefahren werden dürfen? Diese Frage wird an der Einwohnergemeindeversammlung in Boswil am 27. November für Diskussionen sorgen. Zumal die Einführung eines Parkierungskonzepts, das verkehrsberuhigende Massnahmen mit sich gebracht hätte, vor zehn Jahren von der Stimmbevölkerung abgelehnt wurde.
Nichtsdestotrotz ist der Gemeinderat zuversichtlich, dass nun die Zeit für Tempo 30 in den Quartieren gekommen ist. «Die Zeiten und damit die Umstände haben sich verändert», hält er in der Einladungsbroschüre fest. Der Gemeinderat listet verschiedene Vorteile auf, die eine Temporeduktion mit sich bringen würde. Natürlich ist die erhöhte Verkehrssicherheit ein Argument. --ake
Flächendeckend Tempo 30 – es ist wohl das emotionalste Thema an der «Gmeind» in Boswil
Es sind nahrhafte Traktanden, die an der «Gmeind» in Boswil am 27. November besprochen werden. Es geht um Geld für den Unterhalt der Mehrzweckhalle, für die Beleuchtung in den Schulhäusern 2 und 3. Vor allem aber geht es um die flächendeckende Einführung von Tempo 30 im ganzen Gemeindegebiet.
Annemarie Keusch
Dass die Einführung von Tempo 30 ein emotionales Thema sein kann, das zeigen Beispiele aus zig anderen Gemeinden. Und obwohl die Boswiler Stimmbevölkerung vor zehn Jahren Nein sagte zu Verkehrsberuhigungsmassnahmen, bringt der Gemeinderat das Thema nun wieder aufs Parkett. «Der Gemeinderat sucht bewusst diese Diskussion und unterbreitet den Stimmberechtigten den entsprechenden Kreditantrag.» So heisst es in der Einladungsbroschüre. 65 000 Franken umfasst dieser Kreditantrag. Es sind die Kosten für Signalisierung und Markierung. «Der notwendige Aufwand beschränkt sich darauf, bauliche Massnahmen sind nicht notwendig», schreibt der Gemeinderat.
Sagt die Stimmbevölkerung Ja zur Vorlage und ist diese rechtskräftig, dann sollen sämtliche Eingänge in die Tempo-30-Zone mit Tafeln signalisiert werden. «Weitere Massnahmen sind die Markierung der Rechtsvortritte oder die Markierung der Zahl 30 auf der Fahrbahn», führt der Gemeinderat aus. Denn in Tempo-30-Zonen gelte generell Rechtsvortritt. Fussgängerstreifen seien nur bei Schulanlagen und Heimen gestattet. Entsprechend würden die Fussgängerstreifen an der Schulstrasse, an der Martinsstrasse und an der Weissenbachstrasse bleiben.
Mehrere Begehren gingen ein
Damit es aber so weit kommt, muss die Stimmbevölkerung am 27. November Ja sagen. Vor zehn Jahren hat sie das nicht getan. «Der Gemeinderat ist der Meinung, dass sich die Zeiten und damit die Umstände verändert haben.» Der Verkehr sei im Dorf merklich angestiegen. Und vor allem in den letzten zwei bis drei Jahren häuften sich die Gesuche und Petitionen, die den Gemeinderat anfragten, Tempo 30 auf einzelnen Gemeindestrassen oder f lächendeckend einzuführen. Der Gemeinderat schreibt: «Die Begehren wurden dahingehend begründet, dass die Verkehrssicherheit erhöht werden soll.» Dafür habe man Verständnis. «Der Gemeinderat ist deshalb der Meinung, dass es wiederum an der Zeit ist, dass die Stimmberechtigten sich erneut zum Thema äussern können.» Dabei sei nur eine flächendeckende Variante zielführend. Damit kann die entsprechende Signalisation zonenmässig errichtet werden und es herrscht ein klar verständliches Verkehrsregime im Dorf.
Bei Kantonsstrassen gilt weiterhin Tempo 50. Konkret sind das die Zentralstrasse/Muristrasse (K124), die Krummgasse/Bahnhofstrasse (K359) sowie die Oberdorfstrasse/Niesenbergstrasse (K365).
Von kürzerem Bremsweg bis zu weniger Lärm
Ziele, die mit diesem Projekt verfolgt werden, listet der Gemeinderat einige auf. «Die Stimmberechtigten erhalten die Möglichkeit, sich zu Tempo 30 zu äussern, ohne in Quartieren Unterschriften hierfür zu sammeln.» Natürlich sei auch die Erhöhung der Verkehrssicherheit in den Quartieren ein Ziel. Ein kürzerer Bremsweg bei niedrigerem Tempo, kleinere Sichtzonen, die eher gewährleistet sind. «Davon profitieren vor allem die schwächeren Verkehrsteilnehmenden, wie der Veloverkehr, der Fussverkehr allgemein und vor allem die Schülerinnen und Schüler.»
Der Gemeinderat erhofft sich auch eine Verbesserung der Wohn- und Aufenthaltsqualität dank besserer Koexistenz aller Verkehrsteilnehmenden. «Zudem ist Tempo 30 ein wirksames und kostengünstiges Mittel zur Lärmreduktion.» Damit könne eine qualitative Verbesserung der Lärmsituation für alle Anwohnerinnen und Anwohner erreicht werden.
Neue Herdanlage, neuer Beamer
Zudem sind zwei weitere Kreditanträge traktandiert. Einerseits soll für 150 000 Franken die Beleuchtung in den Schulhäusern 2 und 3 saniert werden. «Lineare T8-Leuchtstoffröhren und Halogenlampen dürfen ab dem 1. September keine mehr installiert werden», begründet der Gemeinderat. Entsprechend wolle man diese durch eine LED-Beleuchtung ersetzen. In den Schulhäusern 1 und 4 sei das bereits getan worden. Weil dadurch jährlich rund 3500 Franken Energiekosten gespart werden können, sagt der Gemeinderat: «Die Beleuchtung muss aus ökologischer und aus wirtschaftlicher Sicht ersetzt werden.»
Sanierungen stehen auch in der Mehrzweckhalle an. Diese wurde 1983 gebaut und einzelne Inneneinrichtungen stammen noch aus dieser Zeit. Entsprechend stehen mehrere Sanierungen an, etwa der Ersatz der Herdanlage und der Einbau eines Kombidämpfers. Auch ist die Bühnenbeleuchtung teilweise defekt und muss ersetzt werden. Zudem soll ein fest installierter Beamer eingebaut werden. Total 140 000 Franken sieht der Gemeinderat für diese drei Projekte vor. «Die Mehrzweckhalle darf als dorfeigener Treffpunkt angesehen werden. Die Halle wird von Vereinen und verschiedensten Gruppierungen rege genutzt. Dem Gemeinderat ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Mehrzweckhalle weiterhin so genutzt werden kann.»
Die Traktanden
Die Einwohnergemeindeversammlung in Boswil findet am Montag, 27. November, 20 Uhr, in der Mehrzweckhalle statt. Das sind die Traktanden: 1. Protokoll. – 2. Budget. – 3. Beitrag an die Wasserversorgungsgenossenschaft Boswil für die wassertechnische Erschliessung Weissenbach. – 4. Verpf lichtungskredit für den Unterhalt Mehrweckhalle. – 5. Verpf l ichtu ngsk red it fü r d ie Sanierung der Beleuchtung in den Schulhäusern 2 und 3. – 6. Verpflichtungskredit für die Einführung von f lächendeckend Tempo 30. – 7. Verschiedenes.