Bodenaufbau hat hohen Stellenwert

  11.12.2020 Beinwil/Freiamt

Bodenauf bau nach der Aufschüttung bei den Aushubdeponien in Beinwil und Dietwil

In den drei Aushubdeponien im Oberfreiamt wurde und wird etappenweise unverschmutzter Aushub aufgeschüttet. In einem letzten Schritt erfolgt jeweils die Rekultivierung: der zu Beginn entfernte Boden wird behutsam wieder aufgetragen und vorerst zur Graslandnutzung freigegeben.

Bei der Deponie Feld in Beinwil handelte es sich um die ersten Grossdeponien auf der grünen Wiese im Kanton Aargau. «Mit diesen neuartigen Projekten mussten wir zuerst Erfahrungen sammeln», sagt Dominik Müller, Fachspezialist Boden bei der Abteilung für Umwelt des Kantons Aargau. «Es war für alle Beteiligten ein Lernprozess.» Die Zusammenarbeit mit den involvierten Bauern bezeichnet er als vorbildlich.

Die Arbeiten erfolgen unter der Regie der Deponie Freiamt AG in enger Zusammenarbeit mit einem externen bodenkundlichen Baubegleiter. Vor dem eigentlichen Betrieb wird jeweils die Infrastruktur erstellt, wie Deponieleiter Toni Leu aus Oberrüti erklärt. Danach geht es etappenweise weiter: Der bestehende Ober- und Unterboden wird entfernt und getrennt zwischengelagert, bevor die Aufschüttung mit Aushub beginnt. Für die Rekultivierung werden auf der neu erstellten Rohplanie zuerst die Sickerhilfen verlegt und dann in Bahnen schichtweise 80 Zentimeter Unterboden und 40 Zentimeter Humus aufgetragen. «Diese Arbeiten können wir nur bei Trockenheit ausführen, im Winter ruhen sie ganz. Der Bagger darf nur den planierten Boden befahren.» Die Rekultivierung für eine Hektare dauert im Idealfall drei Wochen bei Kosten von rund 120 000 Franken. Nach Abschluss der Arbeiten garantiert die Deponie Freiamt AG eine Nachsorgepflicht von zehn Jahren.

Bodenqualität wurde deutlich verbessert

Auf dem Ursprungsgelände variiert die Tiefe von Unter- und Oberboden stark. «Bei der Deponie Dietwil besteht ein massives Defizit an Unterboden. Deshalb müssen wir ihn extern beschaffen.» Zu diesem Zweck werden Bauherren mit finanziellen Anreizen animiert, die Bodenschicht vor dem Aushub separat zu entfernen. Sind Rekultivierung und Grasansaat abgeschlossen, kann der Bauer das Land wieder bewirtschaften. Während mindestens drei Vegetationsperioden jedoch nur eingeschränkt: «Es ist ausschliesslich Graslandnutzung mit leichten und gut bereiften Maschinen erlaubt», so der Deponieleiter. Felix Weber aus Beinwil gehörte zu den Bauern, die von der ersten Deponie – sie wurde von 2004 bis 2011 aufgeschüttet – betroffen waren. 5 der 13 Hektaren seines Mutterkuhbetriebs lagen im Deponieperimeter. Er zieht eine durchwegs positive Bilanz: «Ich würde jederzeit wieder Ja sagen. Ist der Boden vorher schon gut, bleibt er es auch nach der Rekultivierung. Bei mir war die Bodenqualität zum Teil schlecht. Weil der Humus direkt über einer undurchlässigen Lehmschicht lag, kam es häufig zu Vernässungen. In diesem Bereich war das Ertragspotenzial danach deutlich besser.» Zwei der Deponien im Oberfreiamt befinden sich in der Gemeinde Beinwil, die dritte in Dietwil. Sie umfassen Flächen von 12 bis 16 Hektaren, das Aufschüttungsvolumen liegt je zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Kubikmeter. Es handelt es sich um Verbundprojekte, in die der Kanton, die Gemeinde, die Grundeigentümer und -bewirtschafter sowie der Betreiber involviert sind.

Lange Vorlauf- und Betriebszeiten

Die Gesamtdauer eines Projekts erstreckt sich laut Toni Leu auf bis zu 30 Jahre: je rund 10 Jahre für das Planungs- und Bewilligungsverfahren, dann den eigentlichen Betrieb samt Rekultivierung sowie die Nachsorgepflicht.

Den Grundsatzentscheid für die Realisierung fällt die Standortgemeinde. Die Stimmberechtigten müssen der Umzonung des Deponieperimeters zustimmen. Das ist politisch nicht selten umstritten. Die Hauptsorge der Bevölkerung betrifft erfahrungsgemäss hauptsächlich den Lkw-Mehrverkehr während der Betriebsdauer. Für die Gemeinde winken allerdings nicht unerhebliche Beiträge aus dem Deponiebetrieb. Dietwil beispielsweise profitiert von rund 400 000 Franken jährlich. Als Folge dieser Einnahmen wurde der Steuerfuss 2019 von 110 auf 104 Prozent gesenkt.

Aus ökologischen und Kostengründen sind Deponien in der Nähe des anfallenden Aushubs sinnvoll. Exemplarisch zeigt sich dies bei der im Bau befindlichen Umfahrung von Sins: Der Tunnel wird im Tagbau erstellt, und der Transportweg für die 200 000 m3 Aushub beschränkt sich auf die lediglich rund vier Kilometer entfernte Deponie in Dietwil. --ab


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