Via Computer Rüebli anpllanzen
23.03.2021 MeisterschwandenOnline Gemüse anpflanzen und zugeschickt bekommen – ein Meisterschwander Start-up macht das möglich
Mit seinem Start-up MyFeld will Raphaell Schär gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen. Auf der Website kann man seinen eigenen Garten planen, der von Landwirten umgesetzt wird. Die Ernte wird den Kunden nach Hause geschickt.
Chantal Gisler
Raphaell Schär will gegen die Verschwendung von Lebensmitteln vorgehen. Jetzt hat der 36-Jährige ein Start-up gegründet, um das möglich zu machen. Das Konzept ist simpel: Über eine Website kann man sich anmelden. Man erhält ein 16 Quadratmeter grosses Feld. Online kann man auswählen, was da gepflanzt werden soll. Ein Landwirt setzt den Plan auf einem Feld um. Via Webcam kann man das Wachstum vom Gemüse beobachten. Sobald die Ernte reif ist, wird sie direkt nach Hause geschickt. «Wir arbeiten hier mit der Post zusammen, das Gemüse wird auf dem Feld abgeholt, das gab es vorher noch nie», freut sich Schär. Es ist also der erste Online-Garten der Schweiz. Und eine Marktlücke. Während der Pandemie kauften die Schweizerinnen und Schweizer mehr von regionalen Anbietern, Hofläden wurden fast überrannt. Das zeigt, dass hier ein Bedürfnis nach mehr Nachhaltigkeit, Saisonalität und Regionalität vorhanden ist. Mit MyFeld reagieren Raphaell Schär und sein Team auch auf diese Entwicklung. Vor allem geht es ihm aber um den Foodwaste. «Mir blutet das Herz, wenn ich als Koch sehe, wie viele Lebensmittel weggeworfen werden», sagt er. Der Unternehmer ist in der Ostschweiz aufgewachsen und lebt heute in Meisterschwanden.
Insgesamt stehen 3000 Felder zur Verfügung. Sie können für das erste Jahr gekauft werden. Ob Beeren, Auberginen oder Basilikum – rund 30 Sorten Gemüse und Früchte, aber auch Kräuter kann man anpflanzen lassen. Regional, saisonal, aber auch bio? «Das ist nicht möglich», erklärt Schär. «Zum einen sind wir nicht bio-zertifiziert. Und wenn nötig werden Pestizide eingesetzt, aber so wenig wie möglich.»
Inspiriert worden in Österreich
Vor eineinhalb Jahren war Schär in Österreich und hörte von der Firma MyAcker. Das Unternehmen pflanzt mit Robotern Gemüse an, die man von zu Hause aus steuern kann. Die Ernte wird anschliessend an den Kunden geschickt. «Ich fand die Idee genial und fragte mich, wieso es das nicht auch in der Schweiz gibt.» Schliesslich kam in den letzten Jahren das Bewusstsein für regionale und saisonale Lebensmittel auf. Schär ist Koch und fühlt sich mit dem Thema Lebensmittel verbunden. Er weiss, wie viele Lebensmittel verschwendet werden, weil sie nicht «schön» genug sind oder keinen geeigneten Abnehmer finden.
Schär beschloss, sein eigenes Startup zu gründen. Das Ziel: Jeder soll sein eigenes Gemüse anpflanzen können, auch wenn man zu Hause nicht genügend Platz hat. «Wir arbeiten hier mit Stiftungen und zwei Landwirten zusammen», erklärt der Unternehmer. Einen Partner haben sie in Zofingen, einen zweiten im Kanton Schwyz. Aktuell suchen sie noch einen Landwirt in der Westschweiz. «Wir haben auch von da einige Anfragen erhalten.»
Viele Ideen für das Start-up
Ihm geht es vor allem um Nachhaltigkeit und Regionalität. Durch die verschiedenen Standorte sollen die Lieferwege zu den Kunden möglichst kurz gehalten werden. «Gleichzeitig wollen wir ein Bewusstsein für saisonale Produkte schaffen», sagt er und führt aus: «Erdbeeren verkaufen sich beispielsweise im Dezember am besten. Aber sie müssen importiert werden. Dabei haben wir im Sommer Schweizer Erdbeeren mit hervorragender Qualität.» Nachhaltigkeit muss nicht teuer sein, erklärt Schär: Für 13 Franken erhalten die Kunden eine Ernte, die für einen Haushalt von ein bis drei Personen reicht.
Die Bauern von MyFeld säen voraussichtlich Ende April die Samen und pflanzen die Setzlinge. Die ersten Felder sind ab jetzt verfügbar. Bis Ende April können die Einjahresgärten bestellt werden, danach gibt es Halbjahresgärten. Pro Monat zahlt man 55 Franken für den Garten. Ein Franken des Monatspreises wird in Blumen für Bienen investiert. «Dahinter steht keine grosse Firma, wir sind bewusst ein Start-up», sagt Schär. «Wir haben noch viele weitere Ideen», verrät er.