Coole Erfahrung – Film als Krönung
25.03.2025 WohlenDoppelte Auszeichnung
Kanti Wohlen: Film über Velofahrt nach Lecce
Diese beiden haben allen Grund zur Freude. Ihr Trip nach Lecce wurde doppelt ausgezeichnet.
Die Kanti Wohlen ist ihr Fixpunkt. Clara Holloway (Buttwil) und ...
Doppelte Auszeichnung
Kanti Wohlen: Film über Velofahrt nach Lecce
Diese beiden haben allen Grund zur Freude. Ihr Trip nach Lecce wurde doppelt ausgezeichnet.
Die Kanti Wohlen ist ihr Fixpunkt. Clara Holloway (Buttwil) und Pascale Lörtscher (Hägglingen) haben ein tolles Abenteuer gemeistert. Mit dem Velo über 1500 Kilometer nach Lecce. Daraus ist ein Film entstanden. Premiere ist am Mittwoch, 2. April , 18 Uhr. Weiter heimsten sie einen Publikumspreis ein. Plus Note 6 für die Maturarbeit.
Radtour von Wohlen nach Lecce: Die Kantischülerinnen Pascale Lörtscher und Clara Holloway vor der Filmpremiere
Aus der Schnapsidee wurde die perfekte Maturarbeit. Dazwischen lagen 1500 Kilometer von Wohlen nach Lecce in Apulien. Auf dem Rad. Clara Holloway und Pascale Lörtscher meisterten dieses einmalige Abenteuer und realisierten nun einen vierteiligen Dokumentarfilm. Der nun sogar ausgezeichnet wurde.
Daniel Marti
«Dieses Abenteuer hat unsere Freundschaft noch verstärkt. Das gehört nun zu unserer Persönlichkeit. Meine Erinnerungen sind mega-positiv.» Clara Holloway kommt ins Schwärmen, wenn sie an die besondere Reise von Wohlen nach Lecce denkt. Und ihrer Freundin Pascale Lörtscher geht es genau gleich. Sie strahlt. «Diese Reise ist noch dermassen präsent», fügt sie an.
Der Jux, der nach Süditalien führte
Clara Holloway (sie wohnt in Buttwil) und Pascale Lörtscher (Hägglingen) sind ein unschlagbares Duo. Sie wirken fast wie ein Traumpaar, das eine spezielle Herausforderung meisterte. Als Jux war es gedacht, als Pascale Lörtscher meinte, «komm lass uns deine ehemalige Gastfamilie besuchen». Gewiss doch, Clara Holloway lenkte sofort ein. Am liebsten mit dem Rennrad. Die Herausforderung: Die Gastfamilie wohnt nicht um die Ecken, sondern in Lecce in der süditalienischen Region Apulien, ganz unten im Stiefel.
1500 Kilometer auf dem Rad, innert 15 Tagen, mit den Städten Parma, Florenz, Rom. Mit dem Monte Ceneri, mit dem Apennin. Nur beim schneebedeckten St. Gotthard ging es unten durch. Die beiden haben es gemacht, gemeistert, sich selbst besiegt, Grenzen überschritten (diese Zeitung berichtete Mitte Mai 2024 darüber).
Weniger Stress wäre besser
Gewiss, es gab strenge Momente auf der zweiwöchigen Reise auf zwei Rädern. Steile Steigungen und die Hitze bereiteten den beiden schon mal Probleme. «Den Routenplan haben wir bereitgelegt, aber so richtig gekannt haben wir ihn nicht», räumt Clara Holloway ein, «und im Nachhinein kommt es einem weniger streng vor», sagt sie noch. «Aber wir haben von Anfang an gewusst, dass wir das zusammen schaffen», fügt Pascale Lörtscher an. Beide strahlen, wenn sie an den Frühling 2024 denken.
Irgendwie sind die beiden jungen Frauen durch diesen Trip in den Süden noch näher zusammengerückt. Gab es dennoch Schwierigkeiten wegen Reparaturen oder wegen der Sprache, wurden diese stets gemeinsam gelöst. Sie hielten die Balance und wussten wenigsten halbwegs, welche Strapazen sie auf sich nehmen. Bei der traditionellen Kanti-Radtour nach Südfrankreich ans Mittelmeer waren sie auch dabei. Nach Lecce ist es allerdings doppelt so weit.
Auf jeden Fall würden sie den gleichen Trip wieder machen. «Klar doch», sagt Clara Holloway, «vielleicht ein bisschen besser vorbereitet. Die lange Distanz von 1500 Kilometern in zwei Wochen zu absolvieren, das hätte nicht unbedingt sein müssen. «Dadurch hatten wir echten Stress.» So 80 Kilometer täglich anstatt 120 wären laut Pascale Holloway ein Verbesserungsvorschlag. «Wir waren an vielen sehenswerten Orten, aber wir sind nie richtig angekommen und mussten stets gleich weiter», so Clara Holloway.
Film: Aus 40 Stunden werden vier Episoden
Strecke studieren, Distanz einhalten, Steigerungen meistern, Städtedurchfahrt, Begegnungen geniessen. Das alles war spannend. Hinzu kam noch die Kamera. Die beiden jungen Frauen filmten alles Wichtige. Schliesslich sollte die ungewöhnliche Reise in einem Dokumentarfilm festgehalten werden. 40 Stunden Filmmaterial kamen zusammen. Daraus entstanden ist eine vierteilige Serie, die erst kürzlich fertiggestellt wurde. Jede Episode ist zehn bis 15 Minuten lang.
Die Vorbereitung und Abfahrt sind Teil eins. Dem Alltag mit allen technischen Problemen widmet sich der zweite Teil. Teil drei spielt mitten in Italien mit speziellen Begegnungen und mit der Königsetappe. Die vierte Episode zeigt die Ankunft in Lecce. Diese Ankunft ist auch im Rückblick besonders. «Wir haben uns sechs Monate lang ausgemalt, wie das ist, wenn wir in Lecce ankommen. Dann sind wir da. Und irgendwie haben wir es nicht ganz realisiert, dass wir es geschafft haben.» Die grosse Erleichterung und die Erschöpfung machten sich erst später bemerkbar – als schon wieder der Alltag an der Kanti eingesetzt hatte. Auch darum ist nun der vierteilige Film so wertvoll.
40 Stunden Filmmaterial auf knapp eine Stunde reduzieren. Das war die nächste Herausforderung. Ein paar wichtig Aspekte haben die beiden weglassen müssen, weil sie nicht zum roten Faden passten. «Das tut dann weh», sagen beide. Der Film mit den vier Episoden ist jedenfalls gelungen. Sie beide seien schon auch selbstkritisch, erklärt Clara Holloway, «aber wir sind so richtig stolz auf das, was wir gemacht haben». Damit meint sie den Trip nach Lecce wie auch das filmische Werk. «Das waren coole Ferien», blickt Pascale Lörtscher zurück.
Doppelter Erfolg: Note 6 und Publikumspreis
Ihren Erfolg konnten die beiden gleich doppelt feiern. Episode eins und zwei reichten sie als Maturarbeit ein und das gesamte Werk wurde an den 49. Schweizer Jugendfilmtagen in Zürich gezeigt. Für die Maturarbeit gab es eine blanke 6. Irgendwie logisch. «Die Feedbacks waren toll. Alles andere als eine 6 wäre enttäuschend gewesen», sagt Clara Holloway voller Selbstbewusstsein. «Einfach nur cool», fügt Pascale Lörtscher an. Die Filmpremiere findet übrigens am Mittwoch, 2. April, 18 Uhr, in der Kanti-Aula statt (siehe Kasten unten).
Fast ähnlich verliefen die Jugendfilmtage. In ihrer Kategorie – Produktionen von Jugendlichen bis 19 Jahren – wurde das Werk der beiden Kantischülerinnen in die Endausmarchung von acht Filmen nominiert. Von total 38 Filmen. In die ersten drei schafften es die beiden nicht, aber mit ihrem Werk gewannen Clara Holloway und Pascale Lörtscher den Publikumspreis. «Wir haben nicht viel erwartet, dann das», so Clara Holloway, «das ist eine wunderschöne Auszeichnung.» Das sei einfach nur mega, staunt auch Pascale Lörtscher, «das zeigt, wie wichtig unser Projekt ist». Nun fiebern die beiden der Filmpremiere entgegen. Und in den Sommerferien unternehmen sie zusammen eine Reise. Mit dem Velo natürlich. Aber nur eine Woche. Es geht eher nordwärts, da gibt es weniger Hitze. Nach Amsterdam oder nach Dänemark. «Das kann durchaus wieder ein Abenteuer werden», meinen beide, aber versprechen wollen sie nichts.
Nur die Wege trennen sich
Und wohin führt der Wag nach der Kanti? Clara Holloway wird in Genf Medizin studieren. Pascale Lörtscher legt ein Zwischenjahr ein, macht im Kantonsspital Aarau ein dreimonatiges Praktikum und in einem Jahr möchte sie an der ETH Maschinenbau studieren. Genf, Aarau, Zürich. Die Wege trennen sich. «Nicht ganz, wir werden einander nicht mehr los», sind beide überzeugt. «Die Reise nach Lecce hat uns zusammengeschweisst», weiss Pascale Lörtscher. «Das geht nie auseinander», doppelt Clara Holloway nach. Und beide strahlen herzlich.
Die Filmpremiere
Am Mittwoch, 2. April, 18 Uhr, erfährt das gewagte Projekt von Clara Holloway und Pascale Lörtscher einen weiteren Höhepunkt. Dann wird der vierteilige Dokumentarfilm über die Veloreise von Wohlen nach Lecce Premiere feiern. Die dritte und vierte Episode wurde bisher noch niemandem gezeigt. Teil eins und zwei bildeten die Maturarbeit. Wie in die 1500 Kilometer lange Tour haben die beiden jungen Frauen viel Energie in den Film gesteckt. Manchmal sei die Filmproduktion fast anstrengender gewesen als die Velotour, meinen die beiden. Die Premiere ist übrigens öffentlich, ohne Eintritt. Clara Holloway und Pascale Lörtscher hoffen, dass ganz viele Interessierte die Premiere besuchen werden. --dm