Damit auch die Aristauer beteten

  18.06.2021 Aristau

Die Johanneskapelle in Aristau gibt es seit 500 Jahren – am Sonntag wird gefeiert

Sie ist das älteste Gebäude von Aristau. Und doch ist die Johanneskapelle ganz unscheinbar. Auf das grosse Jubiläum hin wurde sie herausgeputzt. In drei Etappen wurde die Kapelle renoviert. Architektin Rita Starkermann kennt die Geschichte der Johanneskapelle bestens.

Annemarie Keusch

Die letzte Etappe wurde in diesem Jahr abgeschlossen. «Nun sieht die Kapelle auch von aussen wieder schön aus», sagt Architektin Rita Starkermann. Die Umgebung, sie kam am Schluss. Und mit ihr die nötigen Ausbesserungen an der Fassade. «Es gab vermooste und dreckige Stellen, die gereinigt werden mussten», weiss sie. Knapp 180 000 Franken investierte die katholische Kirchgemeinde Aristau in den letzten sechs Jahren in die Renovation ihrer Johanneskapelle.

2015 ging es los mit der Innenrenovation. Wände, Decke, Boden. «Es gab überall Feuchtigkeitsschäden, vor allem am Sockel.» Rita Starkermann zeigt Bilder von befallenen Ecken, die abgesprengt waren, von vielen schwarzen Passagen. Einen Meter ab Boden wurde der Putz abgespitzt und durch einen neuen feuchtigkeitsregulierenden Putz ersetzt. Zudem standen Renovationsarbeiten im Dachstuhl an, wo morsche Stellen repariert werden mussten. Und auch die steile Auszugstreppe musste erneuert werden. «Vorher konnte man sie nicht mehr ausziehen, der Gang in den Dachstuhl war quasi unmöglich. Dank dem Gerüst wurde der Fehler eruiert und jetzt funktioniert alles wieder.»

Auch wenn das Uhrwerk nicht mehr funktioniert

Einige Monate später folgten die Arbeiten am Glockenstuhl und am Uhrwerk. Auch da musste einiges erneuert werden, von der rostigen Achse im Glockenstuhl über lockere Schrauben bis zum Uhrwerk, das so behandelt werden musste, dass es erhalten bleibt. Und das ist Rita Starkermann wichtig. «Dieses Handwerk, das ist unglaublich faszinierend», sagt sie. Die zig kleinen Teile wurden mit Dieselöl gereinigt und behandelt. Und das, obwohl das Uhrwerk von 1745 nicht mehr läuft und 1971 durch ein elektrisches ersetzt wurde. «Erhaltenswert ist es trotzdem, keine Frage.» Die Glocken hingegen werden immer noch wie früher von Hand mit Seilen geläutet.

Und am Schluss kamen kleine Ausbesserungen an der Fassade und die Umgebung. Vor allem der Vorplatz und der Weg zur Kapelle wurden erneuert. Statt über verwitterte und beschädigte Sandsteine führt nun der Weg über neue Pflastersteine. Und dieser Weg ist breiter, das Plätzchen vor der Kapelle etwas grösser. «Nun bietet es Platz, damit sich die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher nach der Messe hier für einen Schwatz treffen können», sagt die Architektin.

Mit dem Wappen des Abts Laurentius

500 Jahre alt ist die Johanneskapelle in Aristau. Erlebt hat sie in diesen fünf Jahrhunderten schon manche Veränderung – und weit einschneidendere als die letzten Renovationsarbeiten. Zumal die Kapelle eigentlich noch viel älter sein muss. 1360/70 ist sie erstmals erwähnt als Filiale des Klosters Muri. «Damit die Aristauer auch gemeinsam beten konnten», meint Rita Starkermann. 1521 wurde sie in spätgotischen Formen erneuert und mit der Jahrzahl und dem Wappen des Abts Laurentius von Muri über dem Eingang gekennzeichnet.

1621 wurde der Altar erneuert, 1734 die Kapelle um den Chor erweitert zur heutigen Grösse. 1769 folgte der Kreuzweg, um 1880 wurde die Holzfelderdecke durch Gipsdielen ersetzt. Seit 1963 ist die Johanneskapelle unter kantonalem Schutz, seit 1970/71 unter nationalem. In diesen beiden Jahren erfolgte die letzte Gesamtrenovation. Es war jener Eingriff, bei dem vieles in der Kapelle wieder in den Originalzustand versetzt wurde. Nachdem am Altar Spuren der originalen Farbe, dem preussischen Blau, gefunden wurden, ist der Altar nun wieder preussisch blau. Auch die Empore, die zwischenzeitlich eingebaut wurde – wann, weiss Starkermann nicht –, ist wieder entfernt.

Einmal wöchentlich Gottesdienst

Rita Starkermann lebt nicht in Aristau, sondern in Rudolfstetten. Woher sie so viel über die Johanneskapelle weiss? «Als Architektin habe ich die Antoniuskapelle hinter der Kirche gestaltet. So kam ich in Kontakt mit Aristau», sagt sie. Als die Anfrage kam, was denn zur Renovation an der Johanneskapelle alles zu machen sei, befasste sie sich intensiv mit dieser. Und sie ist fasziniert, wie von so vielen alten Gebäuden. «Das alte Handwerk zieht mich immer wieder in seinen Bann.» Beschäftigt sie sich intensiv mit einem Gebäude, kommen immer mehr Geschichten und Details ans Tageslicht.

Noch ist die Renovation nicht ganz abgeschlossen. «Die Kunst wäre noch an der Reihe», meint Starkermann. Konkret geplant ist diese Investition nicht. Denn den Aristauern gefällt ihre Johanneskapelle auch so. In der warmen Jahreszeit findet einmal wöchentlich ein Gottesdienst statt. Und Rita Starkermann weiss: «Dann kommen schon einige Leute.» Auch während der Renovationsarbeiten seien immer wieder Interessierte vorbeigekommen, um zu sehen, was passiert. Und das war so einiges. Für ihren 500. Geburtstag ist die Kapelle mehr als herausgeputzt.

Konto: Credit Suisse, Kirchengutsverwaltung Aristau, IBAN CH36 0483 5050 8996 1100 0.


Die Feier

Coronabedingt findet der Festgottesdienst zum 500-jährigen Bestehen am Sonntag, 20. Juni, 10.30 Uhr, in der Pfarrkirche St. Wendelin statt. Für die musikalische Unterhaltung sorgen drei Solisten.

Wer sich vor dem ältesten Gebäude Aristaus verewigen will, kann virtuell einen oder mehrere Pflastersteine vor der Kapelle erwerben. Diese Aktion hilft der Deckung der Kosten der Renovationsarbeiten. --ake


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