Damit das Schulhaus mehr lebt

  12.03.2021 Benzenschwil

Ab dem nächsten Schuljahr werden zwei Klassen mehr in Benzenschwil unterrichtet

Das Schulhaus in Merenschwand platzt aus allen Nähten. Jenes im Ortsteil Benzenschwil steht fast leer. Nur eine gemischte Klasse wird aktuell dort unterrichtet. Nach den Sommerferien ist das anders. Die Benzenschwiler Kinder sollen wieder bis zur Oberstufe in ihrem Ortsteil die Schule besuchen.

Annemarie Keusch

Die Platzverhältnisse im Merenschwander Schulhaus sind prekär. Gruppenräume fehlen. Teils wird in den Gängen unterrichtet. Einem Verpflichtungskredit zur Überarbeitung des Projekts «Neubau Notterhaus» wurde an der «Gmeind» im Oktober zugestimmt. Eine Kommission unter der Leitung der zuständigen Gemeinderätin Karin Brauchli ist seither daran, ebendieses Projekt zu überarbeiten. «Wir schauen dabei die beiden Schulstandorte nicht getrennt, sondern als einen grossen Standort an», erklärt Brauchli.

Die Ansprüche an die Schule und den Unterricht haben sich in den letzten Jahren gewandelt. Dass es Gruppenräume braucht, ist nur ein Beispiel. Zudem steigt in Merenschwand die Zahl der Schülerinnen und Schüler laufend an. Und nicht nur klassische Unterrichtsräume spielen eine Rolle, auch beispielsweise die Mediothek, die Räume für die Randstundenbetreuung und den Mittagstisch brauchen Platz. «Nur mit einer umfassenden Schulraumplanung kommen wir zum Ziel», sagt Brauchli. Die Schulraumplanungskommission sei an der Arbeit, auch Externe geben ihre Inputs ein. Brauchli hofft, dass an der «Gmeind» im Herbst dieses umfassende Konzept präsentiert werden kann. Konkretes kann sie noch nicht zeigen. «Wir sind immer noch an der Auslegeordnung. Analysieren, wo wir jetzt stehen und welche Perspektiven es gibt», führt Gesamtschulleiter Stefan Woodtli aus.

Zwei neue Klassen in Benzenschwil

Ein Thema, das bei der umfassenden Diskussion um den fehlenden Schulraum in Merenschwand in den letzten Jahren immer wieder angesprochen wurde, ist das fast leer stehende Schulhaus im Ortsteil Benzenschwil. Und hier präsentieren Gemeinderat, Schulpflege und Schulleitung jetzt Neuerungen. Bis jetzt wurden in Benzenschwil ein Kindergarten, bestehend aus kleinem und grossem Chindsgi, und eine Schulklasse mit Kindern der ersten bis dritten Klasse unterrichtet. Ab der vierten Klasse mussten die Benzenschwiler Kinder mit dem Velo nach Merenschwand zur Schule.

Ab dem neuen Schuljahr gibt es in Benzenschwil zwei neue Abteilungen. Beim Kindergarten bleibt alles beim Alten. Im Schulhaus werden neu drei Klassen, eine gemischte erste und zweite Klasse, eine gemischte dritte und vierte Klasse und eine gemischte fünfte und sechste Klasse unterrichtet. Heisst, bis zur Oberstufe können alle Benzenschwiler Kinder wieder in ihrem Ortsteil zur Schule. Froh ist Bettina Taiana, Schulleiterin Kindergarten/Primarschule, dass für die zwei neuen Klassen zwei Lehrpersonen gefunden werden konnten, «die genau eine solch kleine, familiäre Umgebung suchen und selbstständig arbeiten können». Für sie sei es trotzdem wichtig, als zuständige Schulleiterin regelmässig auch am Standort Benzenschwil präsent zu sein.

Pensen pro Schülerin und Schüler

Überhaupt erst möglich wurde dies mit der Neuressourcierung. Nicht wie bisher ist eine Mindestanzahl von 15 Schülern pro Klasse vorgegeben. Die Schulleitung kann selber entscheiden, wo sie wie viele der pro Schülerin und Schüler zugeteilten Pensen einsetzt. «Damit sind wir sehr viel freier», sagt Schulpflegepräsidentin Andrea Stutzer. Heisst, ab dem neuen Schuljahr wird das Benzenschwiler Schulhaus besser ausgelastet und genutzt. «Das ist eine Bereicherung für unseren Ortsteil», sagt Stutzer, die in Benzenschwil lebt. Auch Gesamtschulleiter Stefan Woodtli spricht von einer Aufwertung des Ortsteils. «Für Neuzuzüger ist das sicher attraktiver, wenn die Primarschule hier ist», sagt auch Gemeinderätin Karin Brauchli.

Täglich nutzen Vereine die Infrastruktur

Dass diese Verlagerung nach Benzenschwil das Problem am Schulstandort Merenschwand lösen könnte, ist aber eine falsche Vermutung. «Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung», sagt Woodtli. Weitere müssen folgen. Die Verlagerung mache pro Klasse rund zwei bis drei Schüler aus. «Damit können wir keine Klasse einsparen.»

«Wir sind eine Schule», das wird an dieser Pressekonferenz mehrmals betont. Auch von Bettina Taiana, der Schulleiterin Kindergarten/Primarschule. Auch wenn die beiden Standorte räumlich getrennt sind, werde es viele gemeinsame Aktivitäten geben, etwa Sporttage, Projektwochen oder Exkursionen. «Die Kinder kennen sich sowieso aus den Vereinen oder aus dem Dorf. Da ist es wichtig, dass wir die Kultur des Gemeinsamen fördern.» «Wir sind weiterhin eine Schule unter einem Dach, auch wenn es zwei Dächer sind», sagt auch Gesamtschulleiter Woodtli.

Das grosszüg ige Schulhaus Benzenschwil wird also ab kommendem Sommer stärker belebt. Nicht mehr nur nach Schulschluss, wenn die Turnhalle jeden Tag von Vereinen genutzt wird.


Führungsstrukturen aufgleisen

Auf den 1. Januar 2022 wird die Schulpflege abgeschafft. So wollte es die Stimmbevölkerung. Entsprechend ist auch in Merenschwand der Gemeinderat zusammen mit der Schulleitung und -pflege daran, die neue Führungsstruktur aufzugleisen. «Der Know-how-Transfer läuft», sagt Gemeinderätin Karin Brauchli. Es gebe einiges zu tun, eine Kommission sei lanciert worden. Ziel sei es, dass dieser Wechsel für die Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler möglichst geräuschlos über die Bühne geht. Ab 2022 wird der Gemeinderat also nicht nur die finanzielle, sondern auch die strategische Führung innehaben. Die Schule soll in die Verwaltung integriert und zu einer Abteilung werden, wie es jetzt schon andere, etwa die Finanzen oder das Soziale, gibt. Ob zusätzlich eine gemeinderätliche Kommission ins Leben gerufen wird, sei noch unklar und Teil der laufenden Abklärungen.

Vier waren mal in Schulpflege

Zuversichtlich, dass die Zusammenarbeit mit der Gemeinde gut laufen wird, ist nicht nur Gemeinderätin Brauchli. Auch der langjährige Gesamtschulleiter Stefan Woodtli und die langjährige Schulleiterin Kindergarten/Primarstufe Bettina Taiana sind zuversichtlich. «In Merenschwand wird ein wertschätzender Umgang gepflegt zwischen Schule und Gemeinderat», sagt Stefan Woodtli. Und vier der fünf aktuellen Gemeinderäte engagierten sich einst in der Schulpflege. Das sind gute Vorzeichen. --ake


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote