Das bestmögliche Mühlau gezeigt
01.12.2023 Mühlau, Region OberfreiamtMusikgesellschaft Mühlau feiert in der dritten Stärkeklasse den Schweizer-Meister-Titel
Am Schweizerischen Brass Band Wettbewerb in Luzern überraschte die Musikgesellschaft Mühlau vor allem sich selbst und gewann. «Damit hätte niemand von uns ...
Musikgesellschaft Mühlau feiert in der dritten Stärkeklasse den Schweizer-Meister-Titel
Am Schweizerischen Brass Band Wettbewerb in Luzern überraschte die Musikgesellschaft Mühlau vor allem sich selbst und gewann. «Damit hätte niemand von uns gerechnet», sagt Präsidentin Angie Aeberhard. Es war erst zum zweiten Mal, dass die MG Mühlau überhaupt am Wettbewerb teilnahm.
Annemarie Keusch
Nein, es seien nicht die Minuten gewesen, in denen alles passte. Es war nicht, wie wenn ein Skifahrer von der perfekten Fahrt spricht. «Es haben alle ihr Bestes gegeben, aber wir waren direkt nach dem Vortrag überzeugt, dass wir das Stück in einer Probe schon besser präsentiert haben», sagt Angie Aeberhard, Präsidentin der Musikgesellschaft Mühlau. Die Nervosität, sie hätten sie nicht ganz in den Hintergrund drängen können. Kein Wunder, die Mühlauer sind keine Brass Band, die Jahr für Jahr am Schweizerischen Wettbewerb teilnimmt. «Es ist das zweite Mal», erzählt Aeberhard. Schon vor zwölf Jahren waren sie dabei, in Montreux. «Normalerweise findet der Wettbewerb immer dort statt. Wegen Sanierungsarbeiten müssen die Organisatoren dieses und nächstes Jahr ausweichen», weiss die Präsidentin. Und dieser Ausweichort ist das KKL Luzern «Darum entschieden wir uns überhaupt, erneut teilzunehmen», erzählt Angie Aeberhard. Vor über einem Jahr fiel der Entscheid. «Nein, einstimmig war dieser nicht. Es waren sich alle bewusst, dass der Aufwand grösser sein würde, zumal wir nicht nur den Wettbewerb vorbereiteten, sondern am Sonntag in einer Woche auch zum Adventskonzert in Mühlau einladen.» Die Mehrheit habe sich dafür entschieden. «Und am Schluss zogen alle mit, das war wunderbar.»
Sensationelle Arbeit
Richtig intensiv wurde es dann im September. Weil ihr Dirigent Guillermo Casillas beruf lich neue Wege ging, fehlte ihm die Zeit, die MG Mühlau auf den Swiss Brass Band Wettbewerb vorzubereiten. Mit Peter Stadelmann, der ursprünglich aus Dietwil kommt, fanden die Mühlauer einen guten Projektdirigenten. «Wie er mit uns gearbeitet hat, war sensationell. Wir konnten alle viel profitieren», sagt Aeberhard. Zweimal wöchentlich wurde geübt, einmal mit Casillas als Vorbereitung für das Adventskonzert, einmal mit Stadelmann im Hinblick auf den Swiss Brass Band Wettbewerb. «Es waren intensive Wochen. Aber das hat uns als Verein noch mehr zusammengeschweisst, als wir es vorher schon waren», sagt die Präsidentin.
In der dritten Stärkeklasse trat die Musikgesellschaft Mühlau an. Zu interpretieren galt es «Fokus» des Komponisten Fritz Vögelin. «Kein klassisches Brass-Band-Werk», erzählt Aeberhard. Viele Soli und spezielle Taktarten machen «Fokus» aus. Eine Leseprobe, um das Stück kennenzulernen, eine Registerprobe und 13 Gesamtproben hatte die MG Mühlau Zeit, um das Werk zu proben, bevor es am letzten Wochenende ernst galt. Bestleistungen waren von allen 34 Musikantinnen und Musikanten gefragt.
Als letzte Band ins Rennen
Das bestmögliche Mühlau zeigen, so formuliert Angie Aeberhard das gesteckte Ziel. Vor zwölf Jahren erreichte Mühlau den zehnten Platz bei zwölf teilnehmenden Brass Bands in der dritten Stärkeklasse. «Mein persönliches Ziel war es, dass wir nicht Letzte werden», sagt Angie Aeberhard. Im Nachhinein kann sie darüber lachen. «Gewinnen war auf jeden Fall unrealistisch, für uns alle. Als letzte der zehn Brass Bands ihrer Kategorie gingen die Mühlauer ins Rennen. «Die Jury hatte das Werk also schon neunmal gehört. Und eben, nach unserem Auftritt waren wir zwar zufrieden, aber nicht euphorisch.» Ein Platz im Mittelfeld, das schien realistisch. Zusammen mit Samuel Müller, Präsident der Musikkommission, stand Angie Aeberhard bei der Rangverkündigung auf der Bühne. Und ein erstes Mal schauten sie sich ungläubig an, als der Registerpreis verliehen wurde. Dieses Jahr ging er an ein Perkussionsregister, an jenes der Musikgesellschaft Mühlau. Raphael Ambauen, Samuel Müller, Jacqueline Stocker und Beni Bittel bilden dieses. «Wir freuten uns riesig.» Dass der Registerpreis an eine Band verliehen wird, die wohl nicht auf dem letzten Platz landen wird, sorgte für weitere Zufriedenheit. Angie Aeberhard blickt zurück: «Wir standen da und die besten sechs wurden in umgekehrter Reihenfolge verkündet. Als wir weder Sechste, noch Fünfte oder Vierte waren, dachten wir, dass es für einen Platz hinter den besten Sechs gereicht habe.» Stattdessen kam ihr Name als allerletzter, als Gewinner. «Die Überraschung war geglückt. Entsprechend laut jubelten wir und freuten uns.» Zumindest jene, die Platz im Saal fanden. Die noch ausgelassenere Feier folgte ausserhalb und später, zurück in Mühlau, in der NL-Bar.
Lohn für bisherige Arbeit
Die Präsidentin versucht den Erfolg einzuordnen. «Das ist etwas Historisches, das wir wohl zum ersten, letzten und einzigen Mal erreichten.» Entsprechend viel bedeute dies dem Verein. «Dass wir das mit unseren Familien, Freunden und Fans feiern durften, war einmalig.» Und es sei für sie, die seit vier Jahren Präsidentin ist, und für Samuel Müller, der ebenfalls seit vier Jahren die Musikkommission präsidiert, ein schöner Lohn für die nicht immer einfache Arbeit, gerade während der Pandemie. «Wir geniessen es einfach sehr.» Ausruhen können sich die Musikantinnen und Musikanten aber noch nicht.
Schliesslich steht am 10. Dezember, 17 Uhr, in der Mehrzweckhalle das Adventskonzert auf dem Programm. «Die Motivation ist bei allen riesig, auch da unsere beste Leistung zu zeigen.» So wie eben letzte Woche in Luzern.