Das Ende ist nah

  07.02.2023 Fussball, Sport

Alain Schultz reisst sich die Achillessehne – es ist das Ende einer starken Fussballkarriere der Freiämter Kultfigur

Der «Bomber» hat ausgeschossen: Alain Schultz reisst sich im Training beim FC Sarmenstorf die Achillessehne. Es ist das Karriereende für die Kultfigur. Der «MVP» der letzten 2.-Liga-Saison und jahrelange Profifussballer möchte seine Karriere aber trotzdem nicht so enden lassen.

Stefan Sprenger

Passiert ist es am letzten Donnerstag. Im Training auf dem «Sandplatz» in Sarmenstorf. Wenige Minuten bevor das Training fertig gewesen wäre, machen die Sarmenstorfer Intervallübungen. «Aus der Drehung heraus wollte ich lossprinten und da hat es geknallt. Erst dachte ich, ich sei von hinten umgesäbelt worden», erzählt Alain Schultz. Doch als er nach hinten blickt, ist niemand da. «Da wusste ich, die Achillessehne ist durch», so der 39-Jährige. Sofort gehts ins Spital. Teamkumpel Fabian Burkard fährt ihn. Beim Ultraschall bestätigt sich die schlimmste Befürchtung: Achillessehnenriss rechts. «Bitter. So ist es nun mal. Ich habe mir das Ende anders vorgestellt. Ich muss es jetzt akzeptieren, wie es ist.»

Kaum Schmerzen

Der Fuss wird fixiert. «Jetzt muss ich so einen ‹Skischuh› tragen», sagt Schultz – und kann wenige Stunden nach dem Unfall bereits wieder lachen. Er habe kaum Schmerzen, sagt er. Und im Alltag ist seine Freundin Miriam mit Hund Eyk eine grosse Stütze.

Alain Schultz beendete nach 17 Jahren als Profifussballer 2019 seine Karriere auf hohem Niveau. Beim FC Wohlen wurde er als Captain auf und neben dem Feld zur Kultfigur. Beim FC Aarau und bei GC spielte er gar in der höchsten Liga. Er entschied sich im Anschluss an die Profikarriere dafür, noch beim FC Sarmenstorf in der 2. Liga weiterzuspielen. Auch, weil sein guter Freund Michael Winsauer dort Trainer wurde. Es folgten erfolgreiche Jahre. Sarmenstorf spielt so gut wie nie zuvor, beendet die letztjährige Saison auf dem 2. Rang und wird Aargauer Cupsieger.

Traum vom Cuptitel ist für ihn geplatzt

Genau dieser Triumph war der Antrieb für Altmeister Schultz, um auch in dieser Saison weiterzuspielen. Im Winter wollte er seine Fussballschuhe definitiv an den Nagel hängen. Aber weil «Sarmi» nach wie vor im Aargauer Cup vertreten ist und der Finaltag im Brügglifeld stattfindet, hat Schultz verlängert – und träumte davon, den Pokal im Brügglifeld in die Luft zu stemmen. Es wäre das märchenhafte Ende einer glorreichen Karriere geworden. Dieser Traum ist nun geplatzt. «Wenn Sarmenstorf diesen Titel holt, würden sie mir die grösste Freude machen», sagt er.

«Auch wenn es nur eine Minute ist»

Sechs Wochen lang muss Schultz nun mit eingegipstem Fuss leben. Nach sechs Monaten darf er frühestens wieder voll belasten. Operiert wird diese Verletzung nicht, weil der Abriss am Ansatz der Wade ist. «Die Sehne sollte ohne OP zusammenwachsen», so Schultz. «Ich muss vorwärtsschauen. Ich durfte lange genug Fussball spielen und hatte kaum Verletzungen. Für mich als alter Hase ist diese Verletzung nicht mehr so tragisch. Es gibt Menschen, denen geht es viel schlechter», so der Wohler.

Dem Menschen, dem Fussballer und der Kultfigur Alain Schultz, der letzte Saison zum wichtigsten Spieler der gesamten 2. Liga gewählt wurde, hätte man einen glorreicheren Abgang gewünscht. «Natürlich wollte ich nicht so aufhören. Aber es ist, wie es ist. Ich kann es nicht ändern.» Schultz sagt: «Ich würde gerne nochmals auf dem Platz stehen. Auch wenn es nur für eine Minute ist. So könnte ich besser abschliessen. Aber ich werde bald 40 Jahre alt und weiss, dass dies fast unmöglich ist. Deshalb glaube ich, dass es jetzt vorbei ist.» Das Ende ist nah. Aber noch nicht da. Es gibt noch einen kleinen Funken Hoffnung, dass Schultz in der nächsten Saison wenigstens ein Abschiedsspiel erhält. Ein Moment, um seiner ganz grossen Leidenschaft Lebewohl zu sagen und gebührend von der Fussballbühne abzutreten. Er hätte es verdient.


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