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14.05.2024 Beinwil/Freiamt, Region OberfreiamtAuf Burkards Spuren
Naturlehrpfad strahlt wieder
Der Legende nach sprach er mit Dohlen, zähmte sie. Allgemein formuliert es Erhard Huwyler, Mitglied der Burkardkommission in Beinwil: «Er verstand die Sprache der Tiere und konnte sie sprechen.» Huwyler meint ...
Auf Burkards Spuren
Naturlehrpfad strahlt wieder
Der Legende nach sprach er mit Dohlen, zähmte sie. Allgemein formuliert es Erhard Huwyler, Mitglied der Burkardkommission in Beinwil: «Er verstand die Sprache der Tiere und konnte sie sprechen.» Huwyler meint damit Burkard, der Beinwiler Kirchenpatron, der im 12. Jahrhundert im Dorf Pfarrer war. Und dem die Natur ganz besonders am Herzen lag.
So war es naheliegend, dass 2011 der Burkard-Weg mit einem Naturlehrpfad angereichert wurde. Diesen Pfad hat die Kommission nun wieder auf Vordermann gebracht. Die Eröffnung mit geführter Begehung lockte rund 50 interessierte Besucherinnen und Besucher an. --ake
Die Beinwiler Burkardskommission lässt den Naturlehrpfad neu aufleben
Den Burkard-Pilgerweg gibts in Beinwil seit 19 Jahren, den Naturlehrpfad seit 13 Jahren. Nun wurde dieser erneuert und legt einen Fokus auf das, was dem heiligen Burkard, dem Beinwiler Kirchenpatron, so wichtig war: die Natur in all ihren Facetten.
Annemarie Keusch
Eine Messe jeweils am Montag, ein Konzert am Sonntag und heuer eine Begehung des Naturlehrpfades am Samstag – Burkard hat in Beinwil nach wie vor einen hohen Stellenwert. Er, der einst im 12. Jahrhundert in Beinwil als Pfarrer amtete, der Pfarrei ihren Namen gab und Jahr für Jahr viele Pilgerinnen und Pilger nach Beinwil lockt. Der Burkardsweg gibts seit Längerem. Ein 800 Meter langer Weg um die Kirche, der vier Besinnungsorte enthält. Mit dem heiligen Burkard in Dialog treten, Ruhe und Besinnung finden, sich begegnen und in die Natur eintauchen, das alles ist auf diesem Weg möglich.
Die Natur, sie spielte für den heiligen Burkard eine wichtige Rolle. Auch darum wurde der Weg 2011 um einen Naturlehrpfad ergänzt. Vögel, Wildtiere, Amphibien, Reptilien, Sträucher, Bäume – wer die 20 Schilder entlang des Weges liest, erfährt viel. Eben diese Schilder hat die Burkardskommission nun mit finanzieller Unterstützung der Einwohnergemeinde erneuert. «Wir wollten den Weg wieder erlebbar machen, ihn ins Gedächtnis der Leute rufen», sagt Irene Hofstetter, Präsidentin der Kommission. Die Vielfalt der Natur direkt vor der Haustüre zu zeigen, darum gehe es.
Baum, der vielen Tieren Lebensraum gibt
Und das ist total im Sinne des heiligen Burkards. Dass dieser die Natur liebte, wurde beim Rundgang mehrmals deutlich. Etwa als die gegen 50 Teilnehmenden von Dani Stutzer mit in die Welt der Eichen genommen wurden. Die Burkardskommission pflanzte solche entlang des Weges. «Weil sie ganz viele Lebewesen auf sich hat. Und nicht wenige davon kommen nur noch auf Eichen vor», erzählt er. Vom Hirschkäfer über den Feldbock, den Mittelspecht, bis hin zur Gallenwespe oder zum Siebenschläfer – die Eiche bietet allen Lebensraum. «Zudem passt sie in diese Gegend der Eichmühle und des Eichrütihofes. Ihr Name kommt wohl von diesem Baum.» Vier Arten der Eiche gebe es in der Schweiz, 700 weltweit.
Roland Sachs brachte den Interessierten die Wildtiere näher. Den Fokus legte er auf den Iltis, der zur Unterart der Stinkmarder gehört. «Obwohl der Bestand anhand von Zählungen in den letzten Jahren stabil war, ist er weiterhin auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten», weiss Sachs. In der Schweiz lebt der Iltis mehrheitlich frei und vom Menschen meist unerkannt. «Er ist flink und nachts unterwegs, die wenigsten sehen ihn.» In anderen Ländern werden Iltisse nach wie vor gezähmt, weil sie gute Ratten-, Mäuseund Kaninchenjäger sind. «Gezähmte Iltisse nennt man Frettchen», führte Sachs aus. Der schwindende Lebensraum in Form von Hecken, Stein- und Holzhaufen ist einer der Gründe, weshalb der Iltis selten geworden ist. «Ein anderer ist die Sterblichkeit der Jungen. Vier bis acht Iltisse bringt ein Weibchen zur Welt, aber 70 bis 90 Prozent davon überleben den ersten Winter nicht.»
Mit Dohlen gesprochen
Mit auf die Spur der Dohlen nahm Erhard Huwyler das Publikum. Die Dohle dient auf dem Burkardsweg auch als Wegweiser, der Vogel gilt schliesslich als Attribut des heiligen Burkards. Die Überlieferung besagt, dass Burkard seinen toten Hausvogel zurück ins Leben geholt hat, nachdem das Gesinde den Vogel getötet hatte, weil dieser Burkard vom bunten Treiben im Haus während seiner Abwesenheit erzählte. «Krähe, Dohle, ganz allgemein Rabe. Es ist schwierig, den Hausvogel genau zuzuordnen, aber in textlichen Überlieferungen ist oft von Dohlen die Rede», weiss Huwyler. Dohlen, die im Schweizer Mittelland bis vor wenigen Jahren stark verbreitet waren. «Leider geht ihr Bestand retour.» Kolonien gibt es aber in der Region weiterhin, eine kleinere bei der Alten Kirche Boswil, die schweizweit grösste beim Schloss Hallwyl. In Beinwil gibt es laut Huwyler keine Dohlen mehr. «Früher lebten sie auch hier in den Lücken des Kirchenturms.»
Weiterhin im Dorf verbreitet, speziell entlang der Gewässer, sind die Amphibien. Manfred Müller erzählte von ihnen, erklärte den Unterschied zu Reptilien und zählte auf, welche Amphibien hier leben – etwa der Grasfrosch, die Erdkröte oder der Bergsalamander. Und Müller gab ganz viele interessante Fakten weiter. Etwa, dass Amphibien nicht trinken, sondern Feuchtigkeit durch die Haut aufnehmen. Oder dass auf der Strecke zwischen Winterschwil und Isenbergschwil viele Tiere auf ihrer Wanderung über die Strasse getragen werden. «Diese Zahlen finden Einhalt in der bundesweiten Statistik», betonte er. Oder dass die Erdkröte in ihrem Leben nur zweimal laicht und es darum umso wichtiger sei, zu diesen Tieren Sorge zu tragen.