Das letzte Aufbäumen
06.05.2025 Fussball, SportFeuerwehrmann Colacino
FC Muri wechselt den Trainer im Abstiegskampf
Der FC Muri reagiert auf die drohende Abstiegsgefahr und ersetzt Trainer Luca Ferricchio durch Sergio Colacino.
Eigentlich wollte er sich eine Auszeit vom ...
Feuerwehrmann Colacino
FC Muri wechselt den Trainer im Abstiegskampf
Der FC Muri reagiert auf die drohende Abstiegsgefahr und ersetzt Trainer Luca Ferricchio durch Sergio Colacino.
Eigentlich wollte er sich eine Auszeit vom Fussball nehmen. Jetzt hat der Wohler Sergio Colacino eine anspruchsvolle Aufgabe bis Ende Saison.
Er soll den FC Muri vor dem Abstieg bewahren. Die Ausgangslage ist aber schwierig. Muri hat Kaderprobleme. Bei Colacinos Debüt gegen Emmen mussten Co-Trainer Peter «Peach» Lang und Präsident Michael Stadelmann auflaufen, weil zu viele Spieler fehlen. --jl
Fussball, 2. Liga interregional: Der FC Muri wechselt den Trainer – bis Saisonende übernimmt Sergio Colacino
Der FC Muri wird durchgereicht und steht vor dem Abstieg in die regionale 2. Liga. Die Freiämter versuchen noch einmal alles, um das Szenario zu verhindern. Luca Ferricchio wird gefeuert. Sergio Colacino übernimmt bis Sommer. Doch die Situation bleibt enorm schwierig.
Josip Lasic
Ein bekanntes Gesicht steht beim FC Muri an der Seitenlinie im Spiel gegen Emmen. Und doch ist es eine dicke Überraschung. Sergio Colacino, der von 2010 bis 2013 die Fussballschuhe für die Klosterdörfler geschnürt hat und nach wie vor bei den Senioren des Vereins kickt, ist neuer Trainer. Luca Ferricchio holte am Mittwoch noch einen Punkt gegen Brunnen, musste am Donnerstag gehen. Dieser Trainerwechsel zeichnete sich ab – und kommt trotzdem unerwartet.
Colacino geht danach wieder in die Trainer-Auszeit
Nach dem Abstieg aus der 1. Liga classic droht der FC Muri in die 2. Liga regional durchgereicht zu werden. Nach einem soliden Saisonstart sind die Freiämter in eine Negativspirale geraten, konnten nur drei Meisterschaftsspiele gewinnen. Das letzte am 12. Oktober 2024 gegen Goldau. Ein Trainerwechsel wäre bei anderen Vereinen wohl schon längst passiert. Doch die Klosterdörfler hielten lang an Luca Ferricchio fest. Bis vergangenen Freitag, als er entlassen wurde.
Sein Nachfolger ist Sergio Colacino. Der Wohler, der zuletzt den FC Wettswil-Bonstetten in der 1. Liga classic trainierte, wollte sich eigentlich eine Auszeit von der Trainertätigkeit nehmen. Gleichzeitig ist er sehr gut befreundet mit Vorgänger Ferricchio und hat ihn damals auch dem FC Muri empfohlen. «Und das würde ich jederzeit wieder tun», sagt Colacino und fügt an: «Luca hätte den Verein zum Saisonende verlassen. Der FC Muri benötigt also sowieso einen neuen Trainer. Präsident Michael Stadelmann hat mir gesagt, dass sie den Trainerwechsel vorziehen wollen, und mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, den Posten bis Saisonende zu übernehmen. Unter diesen Voraussetzungen habe ich zugesagt. Das hat nichts mit Luca zu tun.»
Ferricchio ist «überrascht vom Zeitpunkt»
Colacino bestätigt, dass er nach dem Einsatz für Muri seine Auszeit fortsetzt. «Ich stehe nächste Saison definitiv nicht als Trainer zur Verfügung. Der Verein möchte lediglich noch einmal alles probieren, um den Abstieg abzuwenden, und ich versuche zu helfen.» Ferricchio bestätigt, dass es zwischen ihm und Colacino kein böses Blut gibt. «Mich hat lediglich der Zeitpunkt etwas überrascht, da der Trainerwechsel nach dem Brunnen-Spiel kam. Das war eine der besseren Partien der letzten Zeit. Aber es ist verständlich, dass der Verein einen neuen Input ausprobiert. Ich weiss, dass die Mannschaft in guten Händen ist, bin aktuell erster Supporter des Teams und hoffe, dass der Klassenerhalt noch gelingt.»
Co-Trainer und Präsident spielen plötzlich mit
Ferricchio erhält die Chance, in der kommenden Saison in den Junioren-Spitzenfussball als Trainer einzusteigen, und hätte Muri am Saisonende verlassen. Laut Präsident Michael Stadelmann hatte das aber keinen grossen Einfluss auf die Entscheidung. «Wir hatten zuletzt Spiele gegen Lachen/Altendorf und Brunnen. Daraus hätten wir gerne mindestens drei Punkte geholt. Das wäre aus meiner Sicht auch realistisch gewesen. Gelungen ist es uns nicht. Der Einsatz der Spieler hat zwar gepasst, aber irgendwie haben die letzten paar Prozente gefehlt. Sergio Colacino ist ein guter Trainer und kann gerade auf dieser psychologischen Ebene viel aus einem Team herausholen.»
Das ist dringend nötig, denn der FC Muri hat grosse Kaderprobleme. Bei Colacinos Premiere an der Seitenlinie steht der 40-jährige Co-Trainer Peter «Peach» Lang in der Startaufstellung und spielt durch. Präsident Michael Stadelmann, 36 Jahre alt, kommt für die letzte Viertelstunde von der Bank. Es sind Massnahmen aus purer Verzweiflung. Die Mannschaft ist durch Verletzungen, Sperren und sonstige Absenzen arg gebeutelt. «Das darf keine Rolle spielen», sagt Colacino. «Ich wusste, wie die Ausgangslage ist. Es gehört zu meiner Arbeit als Trainer, aus dieser Situation das Beste herauszuholen. Ich habe dem Team gesagt, dass wir uns nicht schon Ausreden im Hinterkopf zurechtlegen dürfen. Das hemmt nur.» Aus seiner Sicht wurden seine Ideen – trotz erneuter Niederlage – gegen Emmen relativ gut umgesetzt. «Spielerisch war das nicht schlecht. Kämpferisch war es hervorragend. Das motiviert mich zusätzlich. Alle haben sich gequält. Deshalb habe ich auch einen Peach Lang über die volle Spielzeit auf dem Platz gelassen. Er bringt die Muri-DNA mit, er kämpft, zeigt vollen Einsatz.»
Senioren müssen wieder ran
Gegen Emmen war Antonio Delle Chiaie noch nicht auf der Bank. Er war bei Colacinos bisherigen Trainerstationen in Mutschellen und Wettswil-Bonstetten sein Assistent und wird auch bei Muri in diese Rolle schlüpfen. «Er kennt mich und weiss, wie ich ticke. Er ist eine Ergänzung zu Peach Lang, der momentan mein wichtigster Mann ist. Er ist am längsten beim Team, das ganze Umfeld vertraut ihm und im schlimmsten Fall kann ich ihn als Spieler einsetzen.»
Letzte Chance gegen Goldau
Voraussichtlich wird Colacino das sogar müssen. Der gesperrte Dylan Bruggmann und Captain Simone Parente kehren für das nächste Spiel zurück. Das Kader bleibt allerdings dünn. Colacino reagiert, indem er Samuel Schäublin (35) und Tobias Müller (35) von den Senioren reaktiviert. «In so einer Situation ist Erfahrung wichtig. Spielern der zweiten Mannschaft oder der Junioren würde ich keinen Gefallen damit tun, sie im Abstiegskampf ins kalte Wasser zu werfen.» Auch Präsident Michael Stadelmann wird mit der ersten Mannschaft trainieren und weiterhin für Einsätze zur Verfügung stehen.
Sergio Colacino wurde als Spieler mit dem FC St. Gallen im Jahr 2000 Schweizer Meister. Später hat er beim FC Wohlen und beim FC Muri gespielt. Der Sekundarschullehrer aus Wohlen bringt eine gute Mischung aus Fussballsachverstand und regionaler Verbundenheit mit, um dem FC Muri eine Hilfe zu sein. Die Frage ist, ob diese nicht zu spät kommt. Stadelmann: «Wir haben jetzt acht Punkte Rückstand. Natürlich wird es enorm schwierig. Aber der Vorstand hat die Entscheidung zu dem Zeitpunkt getroffen, als es aus unserer Sicht richtig schien.» Am nächsten Samstag, 18 Uhr, empfängt der FC Muri den SC Goldau. Die Schwyzer stehen in der Tabelle (punktgleich) einen Rang vor den Murianern. Es ist so etwas wie das Spiel der letzten Chance. «Es wird hart und Abstiegskampf pur. Aber ich freue mich drauf», sagt Colacino.