Das nächste Abenteuer

  18.08.2020 Fussball

Susanne Küng ist in Merenschwand aufgewachsen und als Mitglied beim FC Muri tätig. Die Schiedsrichterassistentin wurde von der UEFA für das Finalturnier der Champions League der Frauen in Bilbao und San Sebastian nominiert. --jl


Eine der Auserwählten

Die Freiämterin Susanne Küng ist Schiedsrichterassistentin am Champions-League-Finalturnier der Frauen

Wie bei den Männern wird auch im Frauenfussball die Champions League mit einem Finalturnier beendet. Unter den zehn Schiedsrichterinnen und zwölf Schiedsrichterassistentinnen, die von der UEFA für das Turnier in Bilbao und San Sebastian aufgeboten wurden, ist die Freiämterin Susanne Küng.

Josip Lasic

Morgen Mittwoch fliegen Schiedsrichterin Esther Staubli und Assistentin Susanne Küng nach Spanien, wo das Finalturnier der UEFA Women’s Champions League stattfindet. Vom Freitag, 21. August, bis Sonntag, 30. August, wird in sieben Partien darüber entschieden, welches der verbliebenen acht Teams den Champions-League-Titel bei den Frauen holt. Und mittendrin die in Wohlen wohnhafte Susanne Küng, die Mitglied beim FC Muri ist.

Die in Merenschwand aufgewachsene Schiedsrichterassistentin wird am Turnier, das in Bilbao und San Sebastian stattfindet, nicht zum ersten Mal Champions-League-Luft schnuppern. 2015 konnte sie gemeinsam mit Esther Staubli den Champions-League-Final der Frauen zwischen dem 1. FFC Frankfurt und Paris St. Germain leiten. Auch in dieser Saison war das Duo bereits für zwei Partien in der Meisterklasse der Frauen zuständig. Für die Freiämterin ist es trotzdem ein grossartiges Erlebnis. «Ich habe mich riesig gefreut, als ich von unserer Nomination erfahren habe. Egal, welche Erfahrung wir mitbringen, es gibt keine Garantie, dass wir für solche Turniere und Spiele aufgeboten werden.»

Vorteil, dass Meisterschaft in Schweiz fortgesetzt wurde

Erfahrung bringen Staubli und Küng genug mit. Die Bernerin Staubli gehört seit Jahren zur Elite unter den Schiedsrichterinnen. In den letzten Jahren war an vielen grossen Spielen die Freiämterin die Assistentin an ihrer Seite. Susanne Küng bringt neben dem Champions-League-Final der Frauen – und anderen internationalen Clubpartien – auch Erfahrung einer U17- und U19-EM sowie eine U17 und U20-WM der Frauen mit. 2019 konnten die 32-Jährige und Esther Staubli sogar die Partie zwischen Brasilien und Australien an der Frauen-Fussball-WM in Frankreich leiten. «Es ist jetzt nicht so, dass wir völlig chancenlos auf ein Aufgebot waren. Erwarten konnten wir es allerdings nicht», sagt Küng. «Ein grosser Vorteil war, dass in der Schweiz die Meisterschaft in Super und Challenge League weiterlief. Esther und ich waren weiterhin im Einsatz. Die UEFA hat primär Schiedsrichterinnen und Assistentinnen berücksichtigt, die noch im Rhythmus waren.»

Das war das Duo auf jeden Fall. Allein Küng war nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Schweiz in elf Partien der Challenge League an der Seitenlinie im Einsatz. Teilweise in sehr kurzen Zeitabständen bei grossen Distanzen. Beispielsweise hat die Schiedsrichterassistentin, die dem FC Muri angehört, am 23. Juni beim Spiel zwischen Lausanne und Vaduz assistiert, war dann vier Tage später in Vaduz beim Spiel gegen Kriens im Einsatz und durfte dann drei Tage später wieder nach Lausanne zum Stadtderby. Ähnlich sah das Programm von Staubli in Challenge und Super League aus. Das Duo hatte im Endspurt der Meisterschaft grossen Aufwand und hat sich so die Teilnahme am Champions-League-Finalturnier erarbeitet.

Erfahrungen auch ohne Staubli gesammelt

Susanne Küng sagt bescheiden, wie dankbar sie ist, dass sie mit Esther Staubli zusammenarbeiten kann und deshalb die Chance erhält, so grosse Spiele und Turniere zu erleben. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Jede Partie wird von «Observern» beobachtet, die die Leistung des Schiedsrichter-Teams bewerten. Jedes Mitglied wird einzeln beurteilt. Nur Schiedsrichterinnen und -assistentinnen, die die besten Leistungen zeigen, erhalten Aufgebote für die grössten Turniere.

Dass Küng gute Leistungen erbringt und auch unabhängig von Esther Staubli überzeugen kann, hat sie mehrfach bewiesen. An der U17-EM 2013, der U19-EM 2015 und U17-WM 2016 war sie als Assistentin im Einsatz, obwohl keine Schweizer Schiedsrichterin aufgeboten war. Erst bei der U20-WM 2018 und der WM 2019 wurde sie im Team mit Esther Staubli nominiert.

Wie viele Spiele können sie leiten?

Tatsächlich kann es auch beim Turnier in Bilbao und San Sebastian sein, dass Küng ohne Staubli eingesetzt wird. Insgesamt wurden zehn Schiedsrichterinnen aufgeboten und zwölf Assistentinnen. Das Finalturnier wird in vier Viertelfinal-, zwei Halbfinal- und einem Finalspiel ausgetragen. Insgesamt also sieben Partien. Die UEFA hat bewusst mehr Schiedsrichterinnen aufgeboten, als Spiele stattfinden. «Es benötigt jeweils noch eine vierte Offizielle. Ausserdem sorgen sie vor, falls eine Schiedsrichterin sich verletzen oder aus sonstigen Gründen ausfallen sollte», erklärt Küng.

Die meisten Teams der Unparteiischen sind als Duo angereist. Ihnen wird jeweils eine zweite Assistentin zugeteilt. Gut möglich, dass Susanne Küng einem anderen Duo zugeteilt wird. «Wenn Esther ein Spiel leitet, gehe ich fest davon aus, dass ich eine ihrer Assistentinnen bin. Ob ich bei einem anderen Spiel assistieren darf, kann ich nicht beurteilen.»

Die Einteilung der Spiele erfolgt vor Ort. Susanne Küng blickt dem Turnier positiv entgegen. «Es ist für uns eine grosse Ehre, dass wir ausgewählt wurden.» Das nächste Ziel ist, am Turnier eine möglichst fehlerfreie Leistung zu zeigen. 2022 findet die Fussball-EM der Frauen in England statt. Die Freiämterin möchte dann zu den Schiedsrichterassistentinnen gehören. Es wäre die erste EM für sie. Dafür muss sie Spiele im Profibereich leiten – was sie tut – und gute Leistungen zeigen. Wie beispielsweise am Finalturnier der UEFA Women’s Champions League in Spanien.


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