Das Naturtalent

  11.08.2020 Radsport

Der 16-jährige Murianer Miro Schmid bestreitet seit zwei Jahren Fahrradrennen. Obwohl er noch nicht lang auf dem Sattel sitzt, zeigt er starke Leistungen. 2019 hat es ihm sogar in den U17-Nationalkader gereicht. Auf dem Rad fühlt sich Schmid pudelwohl und fängt jetzt sogar eine Lehre als Velomechaniker an. --jl


Sportskanone auf zwei Rädern

Miro Schmid aus Muri ist ein grosses Talent im Strassenradsport

Der 16-jährige Miro Schmid fährt seit zwei Jahren Radrennen. Der Murianer hat bereits mehrere Sportarten ausprobiert und auf dem Rad seine Leidenschaft gefunden. Sein Vater, Adrian Schmid, war früher ebenfalls Leistungssportler und unterstützt das Talent, wo er nur kann.

Josip Lasic

Miro Schmid sitzt zu Hause in Muri auf der Terrasse und erzählt, wie hart er während der Coronazeit trainiert hat. Rund 7500 Kilometer hat der Radsportler in dieser Zeit zurückgelegt. Das erste Rennen in diesem Jahr im zürcherischen Isikon konnte der Freiämter gewinnen. Ebenso ein regionales Bergzeitfahren. Während er von seinen Trainingsleistungen und Erfolgen erzählt, ist seine Halskette zu sehen. An ihr trägt er einen Anhänger in Form eines Fahrrads.

Der Eindruck entsteht, dass dem 16-Jährigen das Velo in die Wiege gelegt wurde und er seit frühester Kindheit trainiert. Das täuscht. «Ich fahre erst seit zwei Jahren Rennen», sagt Miro Schmid. Sein Vater Adrian Schmid bestätigt das. «Selbst bei Swiss Cycling sind sie erstaunt über ihn. Sie sagen, dass er eine Gabe hat, wenn er in der Lage ist, nach zwei Jahren solche Leistungen zu zeigen.»

Gute Voraussetzungen geerbt

Miro Schmid erklärt, dass er durch seinen Vater zum Radsport kam. Dabei war dieser nie selbst aktiv. «Ich war in meiner Freizeit immer gern mit dem Bike unterwegs. Aktiv war ich in erster Linie im Fussball und im Skisport.» Adrian Schmid fuhr zahlreiche Skirennen und war in einem interregionalen Kader. Fussball hat er bei Wohlen, Sarmenstorf und Muri gespielt. Mit den Klosterdörflern sogar drei Jahre in der 1. Liga. So wie er in verschiedenen Sportarten unterwegs war, wollte er auch seine Kinder polysportiv fördern.

Bevor er zum Radsport kam, hat sich Miro Schmid auch im Fussball versucht. Daneben noch im Orientierungslauf, Klettern und Radball. «Aus dem Radball hat sich dann die Leidenschaft für die Radrennen entwickelt. Es macht mir riesigen Spass zu fahren», erklärt Miro Schmid. «Ausserdem habe ich vermutlich gute Voraussetzungen für Ausdauersport geerbt», erzählt der 16-Jährige. Neben seinem Vater waren auch seine beiden Grossväter sportlich unterwegs. Einer von ihnen war Marathonläufer, der andere ebenfalls Radsportler. «Die Ausdauer wurde ihm in die Wiege gelegt», ergänzt sein Vater lächelnd.

Kampf um Platz im Nationalkader

Seit er Rennen bestreitet, ist Miro Schmid Mitglied im RMV Cham-Hagendorn. «Wir haben im Verein zahlreiche Talente», erzählt der Radsportler. «Wir pushen uns gegenseitig.» Der Murianer wurde so weit gepusht, dass er 2019 Teil vom Schweizer U19-Nationalkader Policyclid wurde. Dieses Jahr ist ihm das nicht mehr gelungen. Zu viele Defekte am Rad haben ihn in mehreren Rennen letztes Jahr gute Platzierungen gekostet. «Und die Konkurrenz ist enorm stark», erklärt der Athlet.

Taktik kann entscheidend sein

Mittlerweile sind Vater und Sohn ein Team an den Rennen. Adrian Schmid ist Materialwart beim RMV Cham-Hagendorn und an den Wettkämpfen als Velomechaniker und persönlicher Coach für seinen Sohn mit dabei. «Was das Material betrifft, lerne ich immer mehr dazu. Wir tüfteln gerade an der Aerodynamik des Bikes.»

Radsport sei ein teures Hobby, erklärt Miro Schmid. Gute Rennräder haben oft einen Preis im fünfstelligen Bereich. Hinzu kommt zusätzliches Material, Ersatzteile oder Reparaturen. «Am Ende ist immer noch der Fahrer entscheidend», erklärt Miro Schmid. «Aber nur schon das Gewicht des Bikes kann einen grossen Unterschied machen. Beispielsweise wenn man es einen Berg hochtragen muss. Da kann jedes Gramm über Sieg und Niederlage entscheiden.»

In diesem Bereich sieht Adrian Schmid eine weitere Stärke bei seinem Sohn. «Auf diesem Niveau entscheiden oft Details über den Erfolg. Miro hat nicht nur körperlich gute Voraussetzungen für den Radsport, sondern bringt auch taktische Cleverness mit.» Vater und Sohn erklären, dass es wichtig ist zu wissen, wann im Rennen mehr Kraft zu investieren ist, wann es gilt, Kraft zu sparen oder im Windschatten eines Konkurrenten zu fahren. «Viel taktisches Gespür kommt mit der Erfahrung. Miro hat aber selbst schon ein gutes Gefühl, wie er sich das Rennen einteilen muss.»

Neue Herausforderung: Lehre und Sport vereinbaren

Trotz allem Talent geht nichts über Training. Zwischen zehn und zwanzig Stunden pro Woche hat Miro Schmid bis anhin trainiert. Einmal pro Woche war er in Cham beim Vereinstraining. Ansonsten hat er individuell ein Trainingsprogramm absolviert, das ihm im Verein zusammengestellt wurde.

In der Einteilung war er bisher sehr flexibel, da er die letzten fünf Jahre zu Hause unterrichtet wurde. Diese Möglichkeit wird der Radsportler jetzt nicht mehr haben. Schmid, dessen Traum es ist, Profi im Radsport zu werden, fängt eine Lehre als Velomechaniker an. Damit verbindet er Beruf und Hobby. Sein Arbeitsplatz ist allerdings in Zug. Die Berufsschule in Arth-Goldau.

Der Vater sieht für seinen Sohn dabei eine neue Herausforderung. Effizient mit der Zeit umgehen. Sein Lehrmeister Björn Schwengeler ist allerdings selbst ehemaliger Radsportler, was das Ganze für Miro Schmid vereinfacht. «Ich fahre am Morgen mit dem Rad zur Arbeit und habe so bereits die erste Trainingseinheit absolviert. Über den Mittag habe ich Zeit, um nochmals zu trainieren und am Abend ist der Weg zurück weiteres Training», sagt Miro Schmid erfreut.


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