«Das schadet dem Verein»
29.11.2022 Fussball, SportDie Wahl des neuen VR-Präsidents Adrian Büchler der FC Wohlen AG wurde an der GV verhindert – dieser tritt zurück
Adrian Büchler sollte André Richner als Verwaltungsratspräsident der FC Wohlen AG beerben. Doch an der GV am letzten ...
Die Wahl des neuen VR-Präsidents Adrian Büchler der FC Wohlen AG wurde an der GV verhindert – dieser tritt zurück
Adrian Büchler sollte André Richner als Verwaltungsratspräsident der FC Wohlen AG beerben. Doch an der GV am letzten Freitagabend kommt alles anders. Eine Person verhindert diese Wahl und löst Unverständnis im FCW-Umfeld aus. «Das Schlimmste ist, dass diese Aktion zu Unruhe im Verein führt», sagt Vereinspräsident und VR-Mitglied Mike von Wyl.
Stefan Sprenger
«Ich bin eigentlich selten sprachlos und überfordert, aber diese Aktion kann ich kaum kommentieren», sagt André Richner. Der abtretende Verwaltungsratspräsident der FC Wohlen AG war 4,5 Jahre im Amt, hat in dieser Zeit viel für den FCW geleistet. Damals – 2018 – zog sich der FC Wohlen aus dem Profibetrieb zurück, die AG stand vor dem Konkurs. Der tiefe Fall in die 5. Liga drohte. Eine Woche vor Lizenzeingabe konnte ein neuer Verwaltungsrat installiert werden, mit Richner an der Spitze. Ohne diesen Effort wäre das Chaos beim FC Wohlen unvermeidbar gewesen.
Mit den Aktien von al-Yousef
Vor wenigen Monaten kündigte Richner seinen Rücktritt an. Er will kürzertreten. Als Nachfolger von André Richner war Adrian Büchler vorgesehen. «Für mich ist er der perfekte Nachfolger. Adrian Büchler hat ein grosses Herz für den FC Wohlen und auch die Fähigkeit, dieses Amt zu übernehmen», sagt Richner. Büchler, der als VR-Mitglied für die Finanzen zuständig war, spielte einst bei den FCW-Junioren und setzte sich in Vergangenheit stets für das Wohl des Vereins ein – und wäre gerne VR-Präsident der AG geworden. Büchler sollte für einige Jahre als Übergang dienen vom «alten» zum «neuen» FC Wohlen.
Doch die GV am letzten Freitagabend läuft dann anders als erwartet. Sieben stimmberechtigte Aktionäre (von rund 60) nahmen teil. René Meier, ehemaliger Präsident des FC Wohlen, vertrat dabei zusammen mit den durch ihn vertretenen Stimmen von anderen Aktionären die Mehrheit der Aktien. Und er stimmte zusammen mit zwei anderen Aktionären gegen den Vorschlag, Büchler zum neuen VR-Präsident zu machen. «Das ist legitim und rechtens», sagt André Richner. «Und trotzdem für mich nur schwer zu verstehen. Diese Aktion zeigt aber, dass dieses Gebilde der AG dem Verein schaden kann. Und das ist nicht gut», so Richner.
Wieso René Meier einen Grossteil der Aktien hat, hat einen einfachen Grund. Im Jahr 2016 stieg der Saudi-Investor Monquez al-Yousef beim FC Wohlen ein und übernimmt die Aktienmehrheit. A l-Yousef schenkte diese Aktien nach seinem Ausstieg dem FC Wohlen. Und diese Aktien werden von René Meier treuhänderisch verwaltet. Wer eine Aktie will, kann diese kaufen. Und wenn sie nicht verkauft werden, bleibt René Meier stellvertretend der Mehrheitsaktionär.
Büchler: «Sehe keine Zukunft mehr»
Es gab auch Aktionäre, die im Vorfeld ihr Stimmrecht an René Meier abgaben. Ein Fakt, den Richner ärgert. «Wenn sich jemand hinstellt und seine Meinung äussert, dann ist das mehr als legitim und dafür gibt es auch Wahlen. Sich bei einer solch wichtigen Frage aber hinter einer Person zu verstecken und sich vertreten zu lassen, macht mich wütend.»
Richner hatte sich einen schöneren Abgang als VR-Präsident gewünscht. Und das hätte er auch verdient. «Nun ist es so, dass Leute, die sich nicht um den Verein kümmern, bestimmen können. Das ist schlecht, sehr schlecht», so Richner. Am Ende ist es aber so, dass Meier von seinem Recht Gebrauch gemacht hat – und juristisch alles korrekt ist. Richner fragt in den Raum: «Doch ist es auch zum Wohle des FC Wohlen?»
Adrian Büchler wird nicht zum VR-Präsidenten gewählt. Im Moment, als er realisiert, was geschieht, «hat Adrian Büchler Grösse bewiesen und den Entscheid akzeptiert», sagt Richner. Aus dem Umfeld ist zu hören, dass die Aktion ein Racheakt aus einem Zwist zwischen Meier und Büchler zurückzuführen sei, der schon 30 Jahre her ist. Büchler selbst sei «sehr enttäuscht» gewesen. Nach dem Misstrauensvotum gegen seine Person hat er sich zum sofortigen Austritt aus dem Verwaltungsrat entschieden. «Nach dieser für mich überraschenden und enttäuschenden Aktion des Aktionariats, sehe ich keine Zukunft mehr, meine Arbeit im Verwaltungsrat der FC Wohlen AG weiterzuführen», teilt Büchler auf Anfrage mit. Somit verbleiben nur noch Kurt Braunschweiler und Vereinspräsident Mike von Wyl im Verwaltungsrat der FC Wohlen AG. Von Wyl: «Was nun geschehen ist, schadet dem FC Wohlen. Das Schlimmste ist, dass es nun grosse Unruhe bringt. Unnötig. Wir werden nun intern besprechen, wie es weitergeht.»
Meier äussert sich nicht
Eine einzelne Person kann bestimmen, wie sich der Verwatungsrat der FC Wohlen AG zusammensetzt, und verhindern, wer der neue Präsident wird. Ein Fakt, der rechtens ist, aber zu denken geben sollte. Richner sagt: «Wir haben in den vergangenen 4,5 Jahren bei Weitem nicht alles richtig gemacht. Aber wir haben stets zum Wohle des Vereins gehandelt. Die AG hat zu grossen Einfluss auf den Verein FC Wohlen mit seinen über 500 Mitgliedern und 36 Teams. Wir müssen jetzt genau besprechen, wie es weitergeht.» René Meier wollte auf sich auf Anfrage dieser Zeitung nicht zu den Vorkomnissen äussern.