Das «versprochene» Auto
18.08.2020 JonenSommerserie: «Liebling auf Rädern»: Naemi Schiffer aus Jonen und ihr VW Typ 3 «TL»
Der Oldtimer zählt mehr als doppelt so viele Jahre wie Naemi Schiffer. Die 23-jährige Jonerin liebt das Auto, seit sie es zum ersten Mal gesehen hat. Vor zwei Jahren wurde sie dessen stolze Besitzerin.
Roger Wetli
«Das Fahrzeug wurde mir quasi versprochen», lacht Naemi Schiffer. «Zumindest wurden früher Witze darüber gemacht, dass ich das Auto wohl einmal übernehmen werde.» Das war im Januar vor zwei Jahren so weit. Die 23-Jährige verband damals bereits eine innige «Freundschaft» mit dem Auto. An einem VW-Treffen 2014 hatte sie den VW Typ 3 «TL» zum ersten Mal bewusst wahrgenommen und sich sofort in ihn verliebt. «Mein Vater nahm mich schon früh mit an diese Anlässe. Als einer seiner Kollegen mit diesem Fahrzeug aufkreuzte, hat es mir sofort gefallen.» Dessen Aussehen sprach sie an. «Mit 17 fuhr ich zum ersten Mal als Beifahrerin mit. Es ist ein Auto, das nicht jeder hat. Viele sagen, es passt zu mir.»
Fahrzeug, um Typen aufzureissen
Im Alltag fährt sie einen BMW-Kombi. «Irgendwas mit vier Rädern», grinst sie. «Er ist zuverlässig und geräumig.» Die wahre Leidenschaft gehört dem VW Typ 3 «TL», wobei «TL» für «Touren-Limousine» steht. Typ 1 ist der klassische VW-Käfer, Typ 2 der bekannte «Bully». «Der Typ 3 hätte das Nachfolgemodell des Käfers werden sollen», weiss Schiffer. «Es hat sich aber nie durchgesetzt. Der Typ 3 war deutlich teurer, zwar technisch super, aber er stellte als Volkswagen weniger dar als andere vergleichbare Modelle anderer Marken.» Ihr Typ 3 verbraucht rund sieben Liter Benzin auf 100 Kilometer. Naemi Schiffers Modell ist eine wahre Rarität. «Und es hat mit 1968 denselben Jahrgang wie mein Vater. Das finde ich toll.»
Selber gefahren mit ihm ist sie zum ersten Mal 2015 an einem Treffen auf einem Privatgelände. Sie hatte damals noch einen Lernfahrausweis. «Der Freund meines Vaters bot mir an, dass ich jederzeit das Auto ausleihen darf, wenn ich mal Typen aufreissen möchte. Das habe ich auch ein paar Mal gemacht», erklärt sie. Klar war, dass der Besitzer zuerst sie fragen würde, wenn er das Auto einmal verkaufen würde. Das war vor zwei Jahren der Fall. «Ich musste ihn einfach nehmen», schwärmt Naemi Schiffer.
Lange in Spanien unterwegs
Eingelöst wurde ihr VW Typ 3 «TL» vor 52 Jahren auf den Balearen. Der erste Service wurde in Las Palmas auf Mallorca gemacht. Er blieb lange in Spanien. «Der besagte Freund meines Vaters holte ihn zusammen mit einem weiteren Kollegen für jemanden aus der Szene in Madrid ab. Der Besteller lehnte das Fahrzeug aber ab, also übernahm es der Kollege meines Vaters.»
Naemi Schiffer besucht gerne die Anlässe der europäischen VW-Szene. Meist treffen sich dort ausschliesslich Besitzer von Fahrzeugen mit luftgekühlten Heckmotoren. Das macht die VWs der Typen 1 bis 3 aus. Schiffers Limousine besitzt zwei Kofferräume. Einen vorne und einen über dem Motor hinten. Weil das Heck abgeflacht ist, ist dort aber nur wenig Platz. Das Auto braucht nur wenige Reparaturen. Und wenn, schraubt die gelernte Detailhandelsfachfrau zusammen mit ihrem Vater daran herum. «Am Auto ist das Allermeiste noch original. Damit habe ich an VW-Treffen bereits drei Preise gewonnen», freut sie sich. Da es über eine leistungsstarke Heizung verfügt, fährt sie mit ihrem Typ 3 auch im kalten Winter, sofern nicht gesalzt wurde. Wenn sie Musik hören möchte, stellt sie im Auto kleine Boxen mit Bluetooth-Verbindung auf. «Das Allererste, was ich zum Auto gekauft habe, war ein abschliessbares Handschuhfach. Das ist mir sehr wichtig», erklärt die junge Jonerin
Sie besucht so viele VW-Treffen wie nur möglich. Seit ein paar Monaten hat die junge Frau einen Freund. Dieser muss ihr Leidenschaft zu ihrem VW aktzeptieren. «Mein Herz hängt am Auto. Er findet den VW ebenfalls toll. Wegen der Anlässe werde ich allerdings keine Rücksicht auf ihn nehmen. Entweder er kommt mit, oder er bleibt zu Hause.»