Der Grundstein ist gelegt

  02.02.2021 Boswil

Ein Jahr Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte

Gut ein Jahr ist es her, dass die Feuerwehren Boswil, Bünzen und Kallern zur Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte fusionierten. Das Kommando zieht ein positives erstes Fazit.

41 Ernsteinsätze waren es. Und alle bewältigte die neue Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte erfolgreich. «Schliesslich hat vorher keine Feuerwehr einen Brand schlechter bekämpft als die andere», sagt Kommandant Rolf Furrer. Obwohl die Aufgaben der Feuerwehr längst viel mehr umfassen, als Feuer zu bekämpfen, steht dieser Satz sinnbildlich. «Alle Feuerwehrleute haben ihr Wissen und ihre Kenntnisse in die Regio-Feuerwehr gebracht», so Furrer. Im ersten Jahr sei es wichtig gewesen, alle auf einen gemeinsamen Stand zu bringen.

Dass dies mit coronabedingt nur wenigen Übungen nicht ganz einfach war, liegt auf der Hand. Hinzu kamen erschwerend einige Austritte. Und trotzdem zieht Kommandant Furrer ein positives Fazit. «Wir sind gemeinsam auf dem richtigen Weg», sagt er überzeugt. --ake


Zu einer Einheit wachsen

Seit einem Jahr bilden die ehemaligen Feuerwehren Kallern, Bünzen und Boswil die Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte

Einander kennenlernen, sich aneinander gewöhnen, alle auf den gleichen Stand des Wissens und Könnens bringen. Diese Ziele standen im ersten Jahr der fusionierten Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte im Zentrum. Kommandant Rolf Furrer und Vizekommandant Rolf Huber reden über nicht immer ganz einfache Momente.

Annemarie Keusch

Ein imposantes Bild war es. 134 Feuerwehrfrauen und -männer standen vor Kommandant Rolf Furrer – alle gleich eingekleidet. «Eindrücklich», sagt Furrer. Es war der Startschuss in die gemeinsame Zukunft der ehemaligen Feuerwehren Boswil, Bünzen und Kallern als Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte. Material, Fahrzeuge, Gerätschaften und vor allem einander kennenlernen, dazu wurde an der ersten Übung der Grundstein gelegt. Ein Jahr später sagt Furrer: «Wir sind auf gutem Weg.»

Neues Mehrzweckfahrzeug angeschafft

Es war ein langer Weg, bis aus den drei Dorffeuerwehren die Regio-Feuerwehr wurde. Viele Hindernisse wurden überwunden, nicht nur im Vorfeld, auch im ersten Jahr. Grösseres Einzugsgebiet, mehr Feuerwehrleute, mehr Aufwand.

Die neue Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte gehört der Stärkeklasse 4a an. Heisst, mehr Verantwortung, mehr Aufgaben. Das Industriegebiet ist grösser geworden, ein Mehrzweckfahrzeug musste neu angeschafft werden. «Die Feuerwehrleute aus Bünzen und Kallern waren vorher kaum in Industriegebieten im Einsatz, auch Brandmeldeanlagen kannten sie wenig», nennt Furrer ein Beispiel. Dass alle für alle möglichen Einsätze gewappnet und auf einem ähnlichen Stand sind, war und ist eine der Hauptaufgaben des Kommandos.

Wegen Pandemie wenig Übungen

Geübt wird – oder besser gesagt würde – jeden Montag. Diesbezüglich übernahm die Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte die Strukturen der Feuerwehr Boswil. Der Aufwand für jede einzelne Übung ist grösser geworden. «Waren es vorher an Gesamtfeuerwehrübungen 15 bis 20 Leute pro Posten, sind es jetzt deutlich mehr», sagt Vizekommandant Rolf Huber. Die beiden leiteten schon rund zehn Jahre gemeinsam das Kommando der Feuerwehr Boswil und tun das nun in der Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte.

Vieles war neu und konnte wegen der Pandemie noch nicht genug geübt werden. «Bereit sind wir trotzdem, für allerlei Einsätze», sagt Kommandant Furrer. Die Regio-Feuerwehr habe im ersten Jahr sämtliche 41 Einsätze erfolgreich gemeistert.

Damit alle zu Einsätzen kommen

Schwierigkeiten gibt es trotzdem einige. Nur schon die Ortskenntnisse der einzelnen Feuerwehrleute sind nicht mehr so gut, wie sie vorher in den einzelnen Dörfern waren. «Klar, den meisten ist alles bekannt, aber Flur- oder Namen von Dorfteilen kennen nicht alle», sagt Vizekommandant Huber. Das brauche Zeit.

Auch sind nicht mehr alle Mitglieder dabei, die Anfang Jahr vor Furrer standen. «Es passte nicht für alle», sagt er. In Gesprächen habe man versucht herauszufinden, wo es Verbesserung braucht. So sind die Feuerwehrleute neu in drei Alarmgruppen eingeteilt, anhand ihrer präferierten verfügbaren Zeit für Einsätze. «So ist es wahrscheinlicher, dass alle zu Einsätzen kommen», sagt Furrer. Dass der einzelne Feuerwehrmann weniger Einsatzzeit hat als vor der Fusion, sei aber aufgrund der grösseren Mannschaft logisch. Er verstehe, dass die Feuerwehrleute Einsätze leisten wollen. «Schliesslich wächst man an Einsätzen, das war bei mir selber auch so», sagt Vizekommandant Rolf Huber.

«Wir blicken nicht zurück, sondern nach vorne»

Von einem Graben zwischen den ehemaligen Dorffeuerwehren wollen die beiden nichts wissen. «Jene, die noch dabei sind, sind zusammengewachsen, ziehen am selben Strick. Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen und wollen diesen weitergehen.» Dass Austritte, die dazu führten, dass die Mannschaft aktuell 116 Leute zählt, wegen Unzufriedenheit im Zuge der Fusion und wegen der neuen Strukturen geschahen, lassen Huber und Furrer nicht so stehen. «Dass bei Fusionen nicht alle glücklich sind und dass die Kommunikation ein Knackpunkt sein kann, ist klar, aber drei Viertel der Austritte waren jobbedingt, wegen eines Wegzugs oder weil schlicht die Zeit fehlt.»

Gross zurückschauen wollen Rolf Furrer und Rolf Huber nicht. «Das bringt nichts. Wir richten unseren Blick nach vorne, wollen immer besser werden, unser Handwerk festigen», sagt der Kommandant. Für ihn ist klar: Wer aufhört zu lernen, hört auf, sich zu verbessern. Und genau das will die Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte: sich laufend verbessern. Deshalb sind die beiden langjährigen Kommandanten auch froh um Inputs «ihrer» Feuerwehrleute.

Schrittweise Übergabe des Kommandos

Rolf Furrer und Rolf Huber sind beide schon weit über zwanzig Jahre lang in der Feuerwehr engagiert. Spürten sie bei der Fusion keine Wehmut? «Gar nicht. Das ist der Lauf der Zeit», sagt Rolf Huber. Ähnlich tönt es bei Kommandant Rolf Furrer. «Wir haben schliesslich einen öffentlichen Auftrag zu erfüllen, egal wie die Feuerwehr heisst und wie viele Leute die Mannschaft zählt.» Umso schöner sei es, eine motivierte Mannschaft im Rücken zu wissen.

Ende Jahr ist die Kommando-Ära der beiden Rolfs Geschichte. Rolf Huber hört auf als Vizekommandant und ein Jahr später gibt Rolf Furrer das Kommando weiter. «Aktuell führen wir verschiedene Gespräche, damit die Übergabe möglichst reibungslos erfolgt», sagt Furrer. Bis dann werde die Regio-Feuerwehr Freiamt-Mitte noch mehr zur Einheit verwachsen sein. «Wir sind voller Zuversicht und Elan.»


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