Der jassende Tausendsassa

  11.03.2022 Merenschwand

In Jasskreisen ist Hans Bachmann ein Begriff – soeben organisierte der Merenschwander den 11. Parlamentsjass

Er war Schweizer Meister, sass beim «Samschtig-Jass» am Tisch. Aber fast noch mehr als das Kartenspiel selber mag Hans Bachmann das Organisieren von Jass-Events. 400 davon hat er in den letzten Jahren auf die Beine gestellt. Der erste war 2007 in seiner Wahlheimat Merenschwand. Nun will Bachmann langsam kürzertreten.

Annemarie Keusch

«70 Prozent ist Glück.» Hans Bachmann nimmt es vorweg. «Natürlich helfen Routine und Erfahrung, aber der Faktor Glück bleibt hoch. Das macht dieses Spiel für mich so faszinierend.» Hans Bachmann in seinen Erzählungen zu stoppen, ist schwierig. «Ich verliere auch gegen ganz Junge. Im Jassen gewinnen nicht immer die Besseren.» Ob er denn zu den Besten gehört? «Das würde ich so nicht sagen. Aber, um dreimal im Final der Schweizer Schieber-Meisterschaften zu sein, musst du schon ziemlich gut jassen können.» Dennoch sagt er, er habe 2005 das Glück gehabt, diese Schweizer Meisterschaft zu gewinnen.

Schon immer gehörte das Kartenspiel zu Hans Bachmanns Leben. «Mein Vater hat immer gesagt, dass ich jassen konnte, bevor ich das Sprechen erlernte», erzählt er. Sein Vater sei selber ein leidenschaftlicher Jasser gewesen. Schnell habe er durchs Jassen seine Affinität zum Rechnen und zur Logik entdeckt. Entsprechend sei er immer besser geworden. «Und so begleitete mich das Jassen in meinem ganzen Leben. Ob als Kind in der Familie oder später mit Freunden und Geschäftspartnern – jassen gehörte dazu», sagt er. Nur in seiner Familie nicht. Weder seine Frau noch seine vier Töchter konnte er mit dem Virus anstecken.

Spiegelbild des Lebens

Es gibt für Hans Bachmann mehrere Gründe, die für ihn das Jassen so faszinierend machen. «In diesem Spiel zeigt sich schnell der Charakter derjenigen, die mitmachen. Und eben, der Faktor Glück ist relativ hoch – gewinnen können alle.» Für Bachmann ist es eine ideale Mischung aus geselligem Beisammensein und ernstem Spiel. «Jassen ist quasi ein Spiegelbild des Lebens. Die Karten sind nicht immer gut, aber man muss das Beste aus ihnen machen.» Am meisten gefällt Bachmann der Partner-Schieber. «Ich bin gerne ein Teamplayer», sagt er. Miteinander etwas unternehmen, in diesem Fall jassen, das mache doch das Leben aus.

Seit zwanzig Jahren lebt Hans Bachmann in Merenschwand. Das Dorf lernt er 1971 in einem WK kennen. «Wir haben im Untergeschoss der alten Turnhalle übernachtet», erinnert er sich. Gelebt hat Bachmann zu dieser Zeit in Brugg, er startete mit seiner Informatik-Firma durch. Aber als die Kinder ausgezogen waren, verkauften er und seine Frau das Haus. Ein Terrassenhaus mit integriertem Wintergarten und somit weniger zu pf legendem Umschwung sollte es sein. So besprach er mit seiner Frau und mit dem Immobilienberater schon Details, als dieser meinte, dass in Merenschwand genau ein solches Objekt im Bau sei. «Wir kamen hierhin und das Haus war wirklich so, wie wir es uns vorstellten.» Noch immer gefalle es ihm und seiner Frau Esther bestens im Dorf. «Der Ausblick über das Reusstal ist immer wieder aufs Neue wunderbar und erholsam.»

400 Jass-Events organisiert

In Merenschwand war es auch, wo Hans Bachmann sein erstes Jassturnier organisierte. 2007 war das. «Um mich dem Dorf vorzustellen», sagt Hans Bachmann und lacht. Er wolle dem Dorf etwas bieten. «Sportlich ging das nicht mehr», sagt Bachmann, der Tausendsassa. Dabei war er einst begeisterter und begnadeter Fussballer. Mit 16 war er in der Aargauer Auswahl, total zwölf Operationen an den Beinen verhinderten eine Karriere. Zur sportlichen Ergänzung machte Bachmann die Ausbildung zum Tennis-Schiedsrichter, leitete Matches von Martina Hingis und Roger Federer – auf internationaler Juniorenstufe. «Federer und sein Vater können auch sehr gut jassen, das weiss ich.»

Beim einen Jass-Turnier in Merenschwand ist es nicht geblieben. Rund 400 Jass-Events hat Hans Bachmann in den letzten knapp zwanzig Jahren organisiert. «Es gefällt mir einfach, die unterschiedlichsten Leute durch dieses wohl traditionellste Schweizer Kartenspiel zusammenzubringen.» Einfach sei dies nicht immer gewesen. «Da die stets wachsenden Alternativ-Freizeitbeschäftigungen, wie etwa Poker-Turniere und digitale Spiele, eine grosse Konkurrenz waren und immer noch sind.» Aber Jassen ist nach wie vor beliebt. Dass das auch in Zukunft so ist, dafür sorgt auch Hans Bachmann. «Turniere für Kinder und Jugendliche oder an Schulen, wie ich es beispielsweise auch schon in Muri gemacht habe, sind sehr wichtig.»

Kreis könnte sich in Merenschwand schliessen

Über all die Jahre hat Bachmann ein immenses Netzwerk geknüpft. Grosse Turniere will er aber immer weniger auf die Beine stellen. «Der Aufwand ist riesig», sagt der bald 73-Jährige. Er sei daran kürzerzutreten, wolle wieder mehr Zeit haben, um selber zu jassen. «Ich habe meine ganze Freizeit dem Sport und dem Jassen gewidmet und selber nur rund einmal monatlich zu den Karten gegriffen.» Nun will er mehr Zeit haben, für seine Frau, seine Töchter, seine neun Enkel.

Aber ganz aufhören mit Organisieren kann und will er nicht. Seit 2015 beerbt er etwa Monika Fasnacht als Organisator des eidgenössischen Parlamentsjasses in Bern. «Ein toller Event», sagt Bachmann. Ob links oder rechts, das Politisieren sei für einige Stunden ganz im Hintergrund, Den elften Parlamentsjass entschied zum zweiten Mal eine Frau: Nationalrätin Esther Friedli. Und allgemein freut sich Bachmann, dass nun wieder unbeschwert Jassturniere möglich sind, etwa das allmonatliche auf dem Vierwaldstättersee. Und er liebäugelt mit einer Krönung in Merenschwand. «In zwei, drei Jahren mein Abschluss-Jassturnier», sagt er und lacht.


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