Der Superjunge
14.11.2025 Ringen, SportDer Klassiker steht an
Birchler freut sich, Ayskhanov gesperrt?
Die heisse Ringerphase geht los. Am Samstag (19 Uhr) empfängt die RS Freiamt die Willisauer zum Klassiker der Ringerschweiz. Im Halbfinal sind die Luzerner der klare Favorit, die ...
Der Klassiker steht an
Birchler freut sich, Ayskhanov gesperrt?
Die heisse Ringerphase geht los. Am Samstag (19 Uhr) empfängt die RS Freiamt die Willisauer zum Klassiker der Ringerschweiz. Im Halbfinal sind die Luzerner der klare Favorit, die Freiämter haben Aussenseiterchancen. Kevin Birchler, ein sehr junges Talent der RSF, war letztes Jahr noch als Fan auf der Tribüne – und steht nun auf der Matte. Ob Magomed Ayskhanov ringen darf, ist ungewiss. --spr
Nationalliga A, Halbfinal, Hinkampf: RS Freiamt – RC Willisau (Samstag, 19 Uhr, Bachmatten Muri)
Kevin Birchler, 18 Jahre jung, gilt als riesiges Versprechen für die Zukunft. Der Freistil-Ringer ordnet dem Ringsport alles unter. «Schlafen. Arbeiten. Ringen. Mehr gibt es bei mir nicht», sagt er. Und Birchler will nun in seiner ersten NLA-Saison im Halbfinalkampf zeigen, was er drauf hat. «Wenn wir in den Final wollen, müssen wir Willisau aus dem Weg räumen», sagt er selbstbewusst.
Stefan Sprenger
Auf dem Foto seiner Ringerlizenz sieht Kevin Birchler aus, als würde er noch den Kindergarten besuchen. Er lacht. «Das war auch so.» Birchler ringt seit seinem 4. Lebensjahr. Die Familie lebte damals noch in Brunnen. Bis er 14 Jahre alt ist, wohnt er am jenem herrlichen Fleck im Kanton Schwyz. Und dann zügelt die Familie. «Wegen des Ringens», wie Kevin Birchler erzählt.
Von Brunnen nach Bünzen
Auch sein zwei Jahre älterer Bruder Robin (aktuell in der Rekrutenschule) ist dem Sport verfallen, kam diese Saison in der 2. Mannschaft zum Einsatz. Damals, es ist rund vier Jahre her, war es dann Reto Gisler – ein Urner, der schon seit vielen Jahren zur RS Freiamt gehört – der die Familie Birchler in Richtung Freiamt holte. «Wir trainierten danach bis zu fünfmal pro Woche in Aristau. Das wurde dann zu viel – und unsere Familie entschied dann, den Wohnort zu wechseln und ins Freiamt zu ziehen. Heute leben wir in Bünzen», erklärt er bei einem Kaffee im Restaurant Löwen in Boswil. Nicht unweit von jenem Ort macht er die Lehre. Bei der Swisspor ist er im 3. Lehrjahr zum Logistiker. Durch den Umzug sparen die beiden Ringerbrüder Kevin und Robin viel Zeit, die sie sonst im Auto gesessen sind. Für den Vater, der seinen Job in Zug hat, blieb der Arbeitsweg ziemlich identisch. Die Mutter arbeitet seit dem Umzug im Volg in Obfelden. Bruder Robin ist bei der Belltech in Muri.
Man spürt, für die Familie Birchler ist der Sport etwas bedeutungsvoller als für viele andere Familie hierzulande. Kevin sagt dann auch: «Ringen bedeutet mir alles. Ich könnte jede freie Minute auf der Matte stehen. Pro Woche trainiere ich achtmal. Am Wochenende habe ich Turniere und Kämpfe. Neben dem Ringen habe ich keine anderen Hobbys.»
Support der Eltern «ist riesig»
Im letzten Jahr war er gar international unterwegs, erreichte an der Nachwuchs-EM den starken 5. Rang, nahm auch an der WM teil. Aufgrund einer Verletzung (Rücken und Knie) pausierte er in dieser Saison mit den internationalen Einsätzen und fokussiert sich auf die nationale Meisterschaft. «Aber natürlich träume ich von internationalen Erfolgen, von Weltmeisterschaften, von den Olympischen Spielen», sagt er. Die Unterstützung der Eltern ist ihm auf sicher. «Ohne sie geht es nicht. Ihr Support ist riesig, schon immer, dafür bin ich ihnen enorm dankbar», sagt er.
Aktuell steht aber ein ganz anderes Highlight an. Am Samstag wird die Bachmattenhalle voll sein. Halbfinal der NLA-Meisterschaft. Der Klassiker steht an: Freiamt empfängt Willisau. Für Birchler, der in seiner ersten NLA-Saison in acht Kämpfen nur zweimal verlor, ein riesiger Höhepunkt. Auf ihn wartet voraussichtlich der erfahrene Timon Zeder oder Hotak Abdul Rashid, gegen den er in dieser Saison schon einmal verlor. «Ich habe keinen Druck. Ich gehe rein, ich gebe alles, ich will einen knappen Kampf, ich will das Maximum rausholen», sagt Birchler.
«Meine Zukunft ist hier – ich will den Titel holen»
Er betont, dass Willisau in dieser Saison das «Nonplusultra» in der Nationalliga A ist. Der Kronfavorit auf den Meistertitel. «Aber wir sind dennoch fähig, einen knappen Kampf zu zeigen. Wir können gar gewinnen. Aber dafür müssen alle ihre Bestleistungen abrufen.» Die Stimmung im Team sei hervorragend. «Wir haben alle das Ziel vor Augen. Wenn wir in den Final wollen, dann müssen wir Willisau aus dem Weg räumen. Die Vorfreude ist riesig. Ich bin angespannt, aber nur ein bisschen.»
In den letzten Jahren war Kevin Birchler jeweils in der Fankurve, der «gelb-blauen Wand» und feuerte die RS Freiamt zu Höchstleistungen an. Nun steht er selbst auf der Matte in einem Halbfinal vor tausend Zuschauern. «Das ist sicherlich ein kleiner Traum, der in Erfüllung geht», sagt Kevin Birchler, der aktuell ein «Superjunge» bei der RS Freiamt ist. Dazu gehört auch Tim Schreiber, sein bester Kumpel. Bei der RS Freiamt gibt es aktuell viele ganz junge Talente. Und die Nachwuchsgarde benötigt es auch, wenn es gegen Willisau mit dem Sieg klappen soll. «Meine Zukunft ist hier, im Freiamt, bei der Ringerstaffel – und ich will den Titel holen», sagt Birchler. Wenn nicht 2025, dann später. «Dafür arbeite ich jeden Tag.»
Vorfreude auf den Klassiker
10 Kämpfe. 10 Siege. Der Meister aus Willisau marschierte durch die Qualifikationsphase. Und gilt dementsprechend als Kronfavorit auf den Titel 2025. Die drei Herausforderer sind Einsiedeln und Kriessern (je sechs Siege), die im anderen Halbfinal aufeinandertreffen. Die Ringerstaffel Freiamt (fünf Siege) fordert nun im Halbfinal den grossen Favoriten. Präsident Nicola Küng hofft, dass die Freiämter «alles reinwerfen und möglichst viel rausholen». Er hofft zudem auf 800 bis 1000 Zuschauer in Muri.
«Schönste Zeit des Jahres»
Bei Trainer Pascal Strebel herrscht Vorfreude pur: «Der besondere Klassiker. Freiamt gegen Willisau. Halbfinal. Endlich beginnt die schönste Zeit des Jahres. Ich hoffe, die Halle vibriert am Samstag», sagt er. Der Olympia-Ringer von 2012 verteilt die Rollen klar: «Favorit Willisau. Aussenseiter Freiamt. Sie haben viel mehr zu verlieren als wir. Wir wollen sie fordern, wir glauben daran, dass es auch zum Sieg reichen kann, dafür benötigt es aber eine Topleistung von allen. Aber: Es gibt in jedem Kampf eine Chance. Immer.» Die Siegeschancen stuft er bei «60 zu 40» für Willisau ein.
Die Freiämter haben besonders in den unteren Gewichtsklassen Vorteile. Mit den Leutert-Zwilligen, George Bucur, Marc Weber, Saya Brunner oder Michael Bucher, «haben wir alles Ringer, die etwas reissen können», sagt Strebel.
«Stifi» Reichmuth: «Oben zuschlagen»
In den oberen Gewichtsklassen haben ganz klar die Luzerner das Sagen. Der einstige Olympia-Ringer «Stifi» Reichmuth, heute Co-Trainer der Willisauer Freistil-Athleten, sagt: «In den unteren Klassen wollen wir den Schaden so gering wie möglich halten und oben zuschlagen. Ich bin zuversichtlich, dass wir den Sieg holen. Die Vorfreude auf dieses Duell ist riesig bei uns.» Bei den Willisauern fehlt mit Tobias Portmann ein wichtiger Akteur. «Aber wir haben eine gute Breite», so Reichmuth. --spr


