Der Verkehr soll fliessen
16.08.2025 Wohlen, VerkehrWohlen legt überarbeiteten Gesamtplan Verkehr vor
Die Gemeinde hat ihren Kommunalen Gesamtplan Verkehr (KGV) überarbeitet und vom Kanton genehmigen lassen. Das strategische Planungsinstrument legt die verkehrliche Entwicklung für die nächsten 10 bis ...
Wohlen legt überarbeiteten Gesamtplan Verkehr vor
Die Gemeinde hat ihren Kommunalen Gesamtplan Verkehr (KGV) überarbeitet und vom Kanton genehmigen lassen. Das strategische Planungsinstrument legt die verkehrliche Entwicklung für die nächsten 10 bis 15 Jahre fest.
Der bestehende KGV stammt aus dem Jahr 2012 und war in Teilen veraltet. Die Überarbeitung wurde in einem breit abgestützten Prozess erarbeitet, bei dem Fachleute von Gemeinde und Kanton sowie Vertreterinnen und Vertreter der Bevölkerung in Workshops eingebunden waren. Rückmeldungen aus der öffentlichen Mitwirkung führten zu gezielten Anpassungen.
Verkehr für alle optimal organisieren
Der neue KGV setzt auf ein ausgewogenes Miteinander. Der motorisierte Individualverkehr (MIV) soll weiterhin leistungsfähig bleiben, während Fuss-, Velo- und öffentlicher Verkehr gezielt gestärkt werden. Das schafft mehr Sicherheit, Verlässlichkeit und Komfort – unabhängig vom gewählten Verkehrsmittel.
Wichtige Grundsätze sind dabei kurze Wege, gute Vernetzung der Verkehrsträger, verlässliche Fahrpläne im ÖV und sichere, attraktive Routen für den Fuss- und Veloverkehr. Durch eine bessere Abstimmung von Siedlungsund Verkehrsplanung wird gewährleistet, dass Verkehrsströme effizient und ohne unnötige Belastungen abgewickelt werden können.
Einbindung in kantonale Planungsgrundlagen
Der KGV ist eng mit wichtigen kantonalen Verkehrsplanungsinstrumenten verknüpft. Die Gesamtverkehrsbetrachtung (GVB) für Wohlen liefert eine umfassende Analyse aller Verkehrsmittel und der Verkehrsströme im regionalen Kontext. Diese Daten und Erkenntnisse bildeten die Grundlage für die Ausarbeitung der KGV-Ziele und -Massnahmen. Ergänzend dazu prüft die Zweckmässigkeitsbeurteilung (ZMB) zur Umfahrung Zentrum Wohlen die verkehrlichen Effekte aller möglichen Entlastungsvarianten. So ist sichergestellt, dass lokale Massnahmen mit regionalen und übergeordneten Planungen abgestimmt sind und sich gegenseitig ergänzen.
Klare Ziele, konkrete Massnahmen
Der KGV definiert Mobilitätsziele und 16 Schlüsselmassnahmen, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen. Sie reichen von Infrastrukturverbesserungen über optimierte Verkehrsführungen bis hin zu Anpassungen im öffentlichen Raum. Die Massnahmen dienen dazu, den Verkehrsfluss zu sichern, die Sicherheit zu erhöhen und den Zugang zum Zentrum und zu Quartieren zu verbessern.
Umfahrung bleibt wohl Utopie
Mit der Genehmigung durch den Kanton ist der KGV für Behörden verbindlich. Er dient künftig als Grundlage für Bau- und Infrastrukturprojekte, die Auswirkungen auf den Verkehr haben. Für Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer entstehen daraus keine direkten Verpflichtungen. Mit dem aktualisierten Gesamtplan Verkehr stellt Wohlen sicher, dass sich die Gemeinde als Wohn- und Wirtschaftsstandort weiterentwickeln kann – mit einer modernen, sicheren und für alle Verkehrsteilnehmenden funktionierenden Mobilität.
Im Rahmen der Zweckmässigkeitsbeurteilung Umfahrung Zentrum Wohlen wurden fünf Umfahrungsvarianten detailliert auf ihre Machbarkeit, ihre verkehrliche Wirkung sowie bezüglich ihrer Auswirkungen auf Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft geprüft. Vier der fünf geprüften Varianten liegen im Bereich des heutigen Richtplaneintrags im Korridor zwischen Wohlen und Waltenschwil. Die Varianten unterscheiden sich durch ihre Lage, die Länge und die Anzahl der Tunnelabschnitte. Neben diesen vier Varianten wurde zusätzlich eine rund drei Kilometer lange Tunnelvariante unter dem Siedlungsgebiet von Wohlen geprüft.
Die Variantenbeurteilung kommt zum Schluss, dass keine der Umfahrungsvarianten zweckmässig ist. Eine Umfahrung würde zwar eine gewisse verkehrliche Entlastung bewirken. So könnte beispielsweise auf der Zentralstrasse zwischen Postplatz und Kirchenrain der Verkehr um bis zu 20 Prozent gegenüber dem zukünftigen Zustand ohne eine Umfahrung reduziert werden. Die Entlastungswirkung ist insgesamt aber nicht genügend hoch, als dass sich dadurch wesentlich kürzere Fahrzeiten für den motorisierten Individualverkehr oder wesentliche Verbesserungen für die Aufenthaltsqualität, den öffentlichen Verkehr oder den Fuss- und Veloverkehr ergeben würden. Demgegenüber weisen alle Varianten negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft aus. Die Tunnelvariante unter Wohlen vermag die negativen Auswirkungen am besten zu reduzieren, weist aber mit rund 460 Millionen Franken gleichzeitig die mit Abstand grössten Kosten auf. Bei keiner Umfahrungsvariante rechtfertigen die durch die Entlastung erzielten Vorteile die negativen Auswirkungen auf die Umwelt, das Landschafts- und das Ortsbild sowie die hohen Kosten. Aufgrund der Resultate aus der Zweckmässigkeitsbeurteilung wird eine Umfahrung von Wohlen nicht prioritär weiterverfolgt. --gk/pd