Derby-Dreier mit Maskenpilicht

  16.10.2020 Eishockey

Eishockey, 3. Liga: HC Wohlen Freiamt – HC Fischbach-Göslikon (Sa, 17.15 Uhr) – Die Präsidenten im Gespräch

Der HC Wohlen Freiamt und der HC Fischbach-Göslikon stehen vor einer Saison voller Herausforderungen. Wohlen-Präsident Daniel Melliger und Fi-Gö-Präsident Martin Jordi sprechen im Vorfeld des Derbys zum Saisonauftakt über das Coronavirus, den Modus, mögliche Synergien und die Zukunft im Freiämter Eishockey.

Josip Lasic

«Darf ich überhaupt so nah zu ihm stehen?», fragt Fi-Gö-Präsident Martin Jordi, als es um das Foto mit Daniel Melliger geht. Eine scherzhafte Anspielung auf die aktuelle Situation rund um die Coronapandemie. Es ist Galgenhumor, denn das Virus beschäftigt die beiden Club-Präsidenten mehr, als es ihnen lieb wäre.

Klammert man Zuschauermagnet Herrischried aus, waren die beiden Freiämter Clubs in der vergangenen Saison die Publikumslieblinge der Liga. Fi-Gö hatte in allen sieben Heimspielen 566 Zuschauer, im Schnitt 81 pro Partie. Bei Wohlen waren es total 487 Besucher und 70 im Durchschnitt. «Ich wurde von Zuschauern angefragt, ob wirklich Maskenpf licht bei unseren Spielen herrscht», sagt Wohlen-Präsident Daniel Melliger. «Als ich das bejaht habe, gab es viele Mitteilungen, dass die Leute nicht kommen.»

Fischbach-Göslikon wollte eigentlich keine Maskenpflicht für die Heimspiele einführen. Der Verband hat aber eine allgemeine Pflicht vorgeschrieben. Obwohl die Eisbahn in Wohlen offen ist, obwohl sie gross genug wäre, dass sich die Zuschauer gut verteilen, die Clubs hatten keine Chance. Erschwerend kommt hinzu, dass Fi-Gö und Wohlen mit Herrischried einen Gegner aus Deutschland in der Gruppe haben. «Deutschland will uns auf die schwarze Liste packen», sagt Jordi. «Ob die Herrischried-Spieler dann nach jedem Auswärtsspiel in Quarantäne müssen, ob sie überhaupt spielen, ob wir anhand der aktuellen Zahlen wirklich vor Zuschauern spielen dürfen, das wird spannend zu sehen sein.»

Diverse Anlässe ausgefallen

Weniger Zuschauer gleich weniger Einnahmen. Und das in einem Jahr, wo den beiden Clubs durch Corona ohnehin schon Einnahmen weggebrochen sind. Fi-Gö musste die Hockey-Night absagen, Wohlen das Moskito-Turnier und die Rollschuh-Disco. «Finanziell wird es sicher enger als in den Vorjahren, aber wir sollten durchkommen», sagt Jordi. «Ich sehe das auch so», bestätigt Melliger. Wenn aber beispielsweise auch die nächste Eisdisco ausfällt und das nächste Moskito-Turnier, gibt es schon ein dickes Minus. «Aber durch gutes Wirtschaften haben wir uns in den vergangenen Jahren zum Glück Luft verschafft.»

Kommt der Schüwo-Park den Vereinen finanziell entgegen? «Aktuell weiss ich von nichts», so Melliger. «Falls wirklich die gesamte Saison abgebrochen werden würde, müsste man zusammensitzen und schauen, ob die Vereine auf allen Kosten sitzenbleiben. Wir wollen aber aktuell nicht schwarzmalen.»

Drei Derbys in dieser Saison

Stattdessen freuen sich die Präsidenten auf die neue Saison. Zum ersten Mal wird es drei Freiämter Derbys geben. Da sich der EHC Lausen zurückgezogen hat, spielen die verbliebenen sieben Teams drei- statt nur zweimal gegeneinander. So wird jede Mannschaft auf 18 statt auf 14 Partien kommen. «Findest du es nicht schade, dass wir trotzdem schon im Februar fertig sind?», fragt der Fi-Gö-Präsident sein Gegenüber. Melliger: «Da muss der Verband mal schauen. Oder wir müssen uns beide für die Play-offs qualifizieren.» Die Präsidenten lachen. Einwände hätten sie gegen dieses Szenario keine. Dafür müssten die Teams unter die ersten zwei kommen. Wie realistisch ist das?

Die Wohler haben Stürmer Kadri Presheva aus Herrischried zurückgeholt, Marc Imhof von Dielsdorf verpflichtet und Elias Ubertini, Ramon Kalt und Mike Wüthrich aus der eigenen Jugend eingebaut. «Wir sind qualitativ stärker als im Vorjahr und wollen sicher unter die ersten zwei», sagt Melliger. Bei Fi-Gö ist das Kader ähnlich breit. Jordis Verein setzt nach wie vor auf das harte Training von Spielertrainer Joel Nietlisbach und die Zusammenarbeit mit den Argovia Stars und Hochdorf. «Eigentlich wollen wir einfach nicht Letzter werden», sagt Jordi. «Gar nicht so einfach, wenn das letztjährige Schlusslicht nicht mehr in der Liga ist», ergänzt er mit einem Augenzwinkern.

Dabei stapelt der Fi-Gö-Präsident eher tief. Sein Team hat in der vergangenen Saison einen grossen Sprung nach vorne gemacht, unter anderem Topteam Herrischried geschlagen und zweimal nur knapp mit 4:6 gegen Wohlen verloren. Ist dieses Jahr mit drei Versuchen Wohlen nach so langer Zeit fällig? «Wäre schön, wenn es in drei Anläufen einmal klappen würde», sagt Jordi und fragt lachend Richtung Melliger: «Wie viel musst du haben?»

Synergien nutzen, Modus akzeptieren

Sollte die finanzielle Situation durch Corona bei den Clubs leiden, wäre dann eine Fusion realistisch? «Nein, auf keinen Fall Fusion sagen», unterbricht der Fi-Gö-Boss. «Sonst werden wir am Samstag verprügelt. Nein, im Ernst. Eine Fusion ist aus traditionellen Gründen kein Thema. Wichtig wäre es, wenn wir Synergien nutzen könnten. Dafür wäre es gut, wenn beispielsweise Wohlen in der 2. Liga spielen würde. Dann könnten gute Fi-Gö-Spieler dort Luft schnuppern und Wohler, die nicht zum Zug kommen, in der 3. Liga Spielpraxis holen.» Melliger ist auch der Meinung, dass Synergien genutzt werden müssen, aber wischt die Frage nach einem Aufstieg seines Teams gleich vom Tisch. «Ein Grossteil unserer U20 spielt jetzt mit B-Lizenz beim EHC Olten, weil uns ein Goalie gefehlt hat und die Oltener Mangel an Junioren hatten. Es wäre besser, so etwas in der Region lösen zu können. Aber ein Aufstieg liegt für uns finanziell nicht drin.»

Dadurch bleibt allerdings die Liga – mit Ausnahme des Rückzugs von Lausen – eine geschlossene Gesellschaft. Die Teams in den Play-offs steigen am Ende nicht auf, der letzte nicht ab, da von unten nichts hinterherkommt. Ein Spiel um die Goldene Ananas? «Es wäre attraktiver, wenn es Auf- und Absteiger geben würde», sagt Jordi. «Wegen der Distanzen ist es von Vorteil, wenn wir in dieser Konstellation spielen», sagt Melliger. «Wir spielen fast nur Aargauer Derbys. Der Eishockey-Sport im Freiamt wird trotz diesem Modus bestehen bleiben. Talente aus der Region werden ihren Weg machen, auch wenn Fi-Gö und Wohlen ‹nur› in der 3. Liga sind.»

Wer gewinnt die Direktduelle?

Zu guter Letzt die Frage, wer denn die drei Derbys gewinnt. «Wir holen alle drei», sagt Melliger selbstbewusst. «2:1, für wen auch immer», entgegnet Jordi mit einem Augenzwinkern. «Ja gut, wenn Fi-Gö ein Spiel gewinnt, waren sie halt besser», sagt Melliger. «Okay, vielleicht wäre es für die Attraktivität der Derbys gar nicht mal so schlecht», so der Wohlen-Präsident weiter. «Vielleicht sollten wir jetzt aufhören, bevor wir aufeinander losgehen. Das sollen dann unsere Spieler am Samstag.»


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